"In der Sache Husseini gegen die Bundesrepublik Deutschland eintreten", so beginnt die Szene vor dem Amtsgericht Wiesbaden, die ich für meinen 37 Grad Lieblingsmoment in diesem Jahr ausgewählt habe und bei der ich sofort eine Gänsehaut bekomme.
Acht Jahre lang haben wir Samir für unseren Film "Zwischen Hoffnung und Angst – Samir kämpft ums Bleiberecht" begleitet. Samir, 24, hat in Deutschland schon vieles erreicht: Realschulabschluss, Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik, Meisterschule. Aber 2023 hat er immer noch keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, weiß nicht, ob er bleiben darf. Samir war 2014 vor den Taliban geflüchtet. 2017 wurde sein Asylantrag mit der Begründung abgelehnt, dass seine Heimat Afghanistan ein sicheres Land sei. Dagegen hatte sein Anwalt Klage eingereicht. In dunklen Momenten kommen Samir Zweifel, die Ungewissheit setzt ihm zu: "Ich frage mich, ok, du arbeitest, du gehst zur Schule, du bildest dich weiter. Aber hat das überhaupt einen Sinn?"
Für Samir geht es in diesem Moment, vor der alles entscheidenden Verhandlung in seinem Asylverfahren, um seine Zukunft in Deutschland: "Wird es gut gehen, wie läuft die Verhandlung. Wie wird der Richter entscheiden?" Als Samir aus dem Gerichtssaal kommt, vor dem wir mit unserer Kamera warten, erleben wir als Kamerateam den emotionalsten Moment bei Dreharbeiten in diesem Jahr: Wir alle können sehen, wie die Anspannung der letzten Jahre von Samir abfällt: "Und es hat sich doch gelohnt!" Samir, der schon auf Deutsch träumt, bekommt eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis – Deutschland ist eine Heimat für ihn geworden.
Zwischen Hoffnung und Angst