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Politische Debatten für jedermann

Fernsehrätin Eva Maria Welskop-Deffaa über phoenix

Für Fernsehrätin Eva Maria Welskop-Deffaa gewährleisten Live-Übertragungen aus dem Bundestag und dem Europäischen Parlament „die Erreichbarkeit der politischen Debatten für jedermann“. Deswegen hat phoenix für sie eine herausragende Stellung.

#Fernsehrat: Rund um die Übertragungen aus dem Bundestag und dem Europäischen Parlament sendet phoenix Kommentare, Analysen und Interviews. Wie gut begleitet der Sender die Arbeit der Parlamente aus Ihrer Sicht?

Eva Maria Welskop-Deffaa: Live-Übertragungen aus Bundestag und Europäischem Parlament holen die Agora der griechischen Polis ins heutige Wohnzimmer. Sie gewährleisten die Erreichbarkeit der politischen Debatten für jedermann und sind – längst vor abgeordnetenwatch – Garantinnen einer transparenten modernen Demokratie. phoenix kommt hier eine herausragende Stellung zu – dank der Sendezeit, die für live-Übertragungen reserviert ist, aber auch dank der Analysen, Kommentare und Interviews, die den ritualisierten Schlagabtausch der Parlamentarier:innen vertiefend begleiten. Die politische Arbeit folgt eigenen Regeln und Codes, Politikerinnen und Politiker haben eine eigene Sprache und vergessen oft, dass nicht alle Bürgerinnen und Bürger dieser mächtig sind. Da braucht es Übersetzungshilfen, um Argumente von Nebelkerzen zu unterscheiden. Gerade die immer wichtigere Arbeit des Europäischen Parlaments ist für viele Menschen in den EU-Mitgliedsstaaten weit weg und scheint von ihrer Lebensrealität entkoppelt. Umso wichtiger, dass es einen Ort im Fernsehen gibt, an dem das Brüsseler ebenso wie das Berliner Geschehen sorgsam entschlüsselt werden. Gerade in einer Zeit schnelllebiger social media und eines sich immer schneller drehenden Nachrichten-Karussells brauchen wir Hintergründe und Analysen. Und wir brauchen sie im Fernsehen so, dass es die Breite der Gesellschaft anspricht.

#Fernsehrat: Insbesondere zu Wahlen in Deutschland und Europa erzielt phoenix hohe Marktanteile. Was unterscheidet die Wahlberichterstattung bei phoenix von der auf anderen Sendern?

Porträt ZDF-Fernsehratsmitglied Eva Maria Welskop-Deffaa
Fernsehratsmitglied Eva Maria Welskop-Deffaa
Quelle: Monika Keiler

Welskop-Deffaa: Bei Wahlen ist die Kontextualisierung besonders wichtig. Wo andere Medien aus Platz- oder Sendezeitnöten womöglich nur Spitzenkandidat:innen der größten Parteien zu Wort kommen lassen (können), reichert phoenix diese Perspektive mit Interviews von Kommentator:innen und Analyst:innen an. Sie nehmen so den spindoctors ein Stück ihrer interessengeleiteten Interpretationshoheit. Längere Interviews mit Kandidatinnen und Kandidaten – frisch Gewählten oder Enttäuschten – gehen bei phoenix in die Tiefe, machen den Menschen hinter dem Plakat sichtbar und dabei spürbar, wie sehr unsere Demokratie das Engagement derer braucht, die bereit sind, sich zur Wahl zu stellen. Allen Anfeindungen zum Trotz, die in den letzten Jahren leider auch in Deutschland bis zu lebensbedrohlichen Angriffen auf Politiker:innen reichen. Die Infografiken, die phoenix zur Veranschaulichung der Mehrheitsverhältnisse und Wählerwanderungen einsetzt, sind ein Plus – wobei ich sagen muss, dass hier beinahe alle Sender inzwischen tolle Arbeit leisten.

#Fernsehrat: Ein Schwerpunkt in der Berichterstattung ist derzeit Russlands Krieg gegen die Ukraine. Wie bewerten Sie diesen Themen-Fokus?

Welskop-Deffaa: Ich bin froh, dass dieser Krieg, der für unser Zusammenleben in Deutschland, in Europa und in der Welt so gravierende Folgen hat, einen festen Platz in der Fernsehlandschaft hat – egal, wo sich die Nachrichtenkarawane sonst gerade aufhält. Als Bürgerin finde ich es großartig, dass ich, wenn ich es möchte, mir eine Rede vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in voller Länge anschauen und dank hervorragender Dolmetscher anhören kann. Jenseits von Schnappschüssen und Kurzzitaten kann ich mir so ein Bild von dem Mann  machen, dessen Tun aktuell für unseren gesamten Kontinent prägend ist und der bei der Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Aggressor eindrucksvoll auf mediale Instrumente setzt. Der drei-Tage-bärtige Mann im oliv farbenen T-Shirt per Video zu Gast in den Parlamenten der westlichen Welt ist das Gegenbild zum glattrasierten Anzugträger Putin allein am meterlangen Tisch im Kreml.

Für uns als Caritas ist der Krieg in der Ukraine eine unmittelbare Herausforderung. Caritas international, die Katastrophenhilfe des Caritasverbandes ist stark in der Ukraine engagiert. Und mit Bahnhofsmission, Migrationsberatung und im Aktionsprogramm Caritas4Ukraine sind viele unserer Kolleginnen und Kollegen für Geflüchtete aus der Ukraine im Einsatz; auch die Erzieherinnen in den Kitas, in den Ganztagsschulen. Wichtig ist mir, dass bei der Berichterstattung über den Krieg Russlands gegen die Ukraine die Zusammenhänge beleuchtet werden: Die Schrecken der Militärhandlungen im Donbas und die Ängste vor steigenden Energiepreisen in Deutschland, die fehlenden Getreidelieferungen in Afrika und das politische Kalkül Erdogans – erst zusammen ergeben sie das Krisenszenario, auf das es politisch zu reagieren gilt.    

#Fernsehrat: Über Podcasts und Social-Media-Angebote will phoenix verstärkt jüngere Zielgruppen ansprechen. Wie bewerten Sie dieses Vorgehen?

Welskop-Deffaa: Öffentlich-rechtliche Sender müssen alle Bevölkerungsgruppen erreichen und sich dabei natürlich an deren Mediennutzungsverhalten orientieren. Der Köder muss bekanntlich nicht dem Angler schmecken, sondern dem Fisch. Junge Menschen sind mit dem Internet groß geworden. Für sie ist die asynchrone und dialogische Mediennutzung völlig normal, wo Menschen über 60 ihre Uhr noch nach den Hauptnachrichtensendungen am Abend stellen. Ehrlich gesagt hat sich aber auch mein Medienkonsum in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Es ist wunderbar, spät abends noch Sendungen nachschauen zu können, die ich zur Sendezeit verpasst habe. Die Zeitung lese ich aber immer noch am liebsten mit druckerschwarzen Fingerspitzen.

Zur Person: Eva Maria Welskop-Deffaa ist Diplom-Volkswirtin, seit 2021 Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes (DCV), zuvor seit 2017 im Vorstand des DCV zuständig für Sozial- und Fachpolitik und für die digitale Agenda des Verbandes. Frau Welskop-Deffaa hat nach dem Studium in München und Florenz u. a. für den Katholischen Deutschen Frauenbund und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken gearbeitet, sie war Abteilungsleiterin im Bundesfamilienministerium und Vorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Sie ist Vorsitzende der Sozialkommission II der BAGFW, Mitglied im Präsidialausschuss des Deutschen Vereins, im ZDF-Fernsehrat und im Aufsichtsrat der Aktion Mensch.  

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