„Die vorhandene Nachhaltigkeitsstrategie überzeugt mich“, sagt Fernsehrat Friedhelm Schäfer mit Blick auf die Arbeit beim ZDF. Die Ziele werden aus Sicht des 2. Vorsitzenden des dbb beamtenbund indes permanent neu zu diskutieren und definieren bzw. justieren sein.
#Fernsehrat: Starten wir mit einer ganz persönlichen Frage – inwieweit spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Umfeld eine Rolle und was bedeutet „Nachhaltigkeit“ für Sie?
Friedhelm Schäfer: Nachhaltigkeit ist für mich, als Vater dreier Kinder, der im ländlichen Raum aufgewachsen ist und weiterhin dort lebt, bei allen wesentlichen Entscheidungen auch deren Wirkung auf nachfolgende Generationen mitzudenken. Für mich ist Nachhaltigkeit wegen seiner Verzahnungen in allen relevanten Bereichen von Bedeutung, also nicht nur im ökologischen, sondern auch im ökonomischen und sozialen Bereich. Ich muss das auch immer gemeinsam denken. Deshalb greifen mir viele Diskussionen im politischen Bereich auch deutlich zu kurz. Ein Beispiel: Es ist ja einseitig - nur ökologisch betrachtet - richtig, den Individualverkehr möglichst sofort deutlich verteuern zu wollen. Aber Menschen leben auch im ländlichen Raum, in dem es oftmals keine Möglichkeit des Verzichts auf diesen gibt.
#Fernsehrat: In seiner Entsprechenserklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex berichtet das ZDF über Maßnahmen, Erfolge und Herausforderungen. So bezieht man etwa bereits seit 2019 Ökostrom und betreibt den innerbetrieblichen Fuhrpark elektrisch. Wie weit ist das ZDF auf dem Weg zur Nachhaltigkeit schon heute?
Schäfer: Ich denke, dass das ZDF sich vom aktuellen Stand her sehen lassen kann - gerade im Vergleich mit anderen Medienunternehmen. Die vorhandene Nachhaltigkeitsstrategie überzeugt mich. Sie wird allerdings ständig anzupassen sein, wobei die Nachhaltigkeit im ökonomischen Bereich nicht aus dem Fokus geraten darf. Generell halte ich es übrigens für falsch, zu fragen, wie weit das ZDF auf dem Weg zu Nachhaltigkeit heute ist. Die Ziele von Nachhaltigkeit werden in einer sich immer schneller verändernden Welt und bei sich täglich erweiternden Wissensständen permanent neu zu diskutieren und definieren bzw. justieren sein.
#Fernsehrat: Das ZDF ist Mitglied des branchenweiten Arbeitskreises “Green Shooting” und will seine Produktionen ressourcen- und umweltschonend realisieren. Bis 2023 sollen die Hälfte der fiktionalen Auftragsproduktionen nach ökologischen Mindeststandards produziert werden. Wie ambitioniert sind die diesbezüglichen Vorhaben aus Ihrer Sicht?
Schäfer: Aus meiner Einschätzung ist das gesetzte Ziel sicherlich ambitioniert, aber realistisch betrachtet auch erreichbar. Entsprechende Vereinbarungen dafür wurden und werden mit den Produzentinnen und Produzenten im Rahmen der Kalkulationsgespräche getroffen und im Vertrag festgehalten.
#Fernsehrat: Nachhaltigkeit wird in der Entsprechenserklärung auch in seiner sozialen und ökonomischen Dimension betrachtet. Wie bewerten Sie die Zielsetzungen des ZDF bezüglich des Umgangs mit Zulieferern und Partner-Unternehmen?
Schäfer: Ich sehe eine aktuelle Konzentration auf einen schonenden und effizienten Umgang mit natürlichen Ressourcen, was bei der Komplexität wegen der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen den Zielen auch nachvollziehbar ist. Das soll nicht bedeuten, dass ich strukturelle Defizite in Bezug auf Zielsetzungen gegenüber Externen, in Bezug auf die sozialen und ökonomischen Dimensionen von Nachhaltigkeit erkenne.
#Fernsehrat: Der Entwurf des neuen Medienstaatsvertrags sieht die deutschen Rundfunkunternehmen in einer Verantwortung. Sehen Sie darin auch eine Verpflichtung, Nachhaltigkeit mehr Raum im Programm zu geben?
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Schäfer: Unabhängig von ggf. konkreten, noch abzuwartenden Inhalten zum Thema Nachhaltigkeit in einem geänderten Medienstaatsvertrag sehe ich die Notwendigkeit, in den Programmen den notwendigen Raum für die Vermittlung der Dimensionen von ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit und deren wechselseitigen Wirkungen zu geben. Das ist und bleibt Bestandteil des Programmauftrages, wie ich ihn schon immer verstanden habe. Daraus muss nicht zwingend ein „Mehr“ an Sendezeit werden, sicher aber eine ausgewogenere Betrachtung dessen, was unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist.
Zur Person: Der 64-jährige Steuerbeamte Friedhelm Schäfer ist seit dem 20. November 2017 als 2. Vorsitzender und Fachvorstand Beamtenpolitik des dbb beamtenbund und tarifunion tätig. Zuvor hatte er über 16 Jahre den NBB Niedersächsischer Beamtenbund und Tarifunion als dessen Vorsitzender geleitet. Zudem hat er langjährige Erfahrungen in der Personalratsarbeit, unter anderem über ein Jahrzehnt als stellvertretender Vorsitzender des Hauptpersonalrats beim Niedersächsischen Finanzministerium. Vorerfahrungen für seine Aufgabe als Mitglied des Fernsehrates des ZDF sammelte er durch Mitgliedschaften in der Versammlung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt und im Rundfunkrat des NDR.