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Stark sichtbar in der digitalen Medienwelt

Wie die geplante Selbstverpflichtung den Nerv trifft

Für ZDF-Fernsehrätin Cornelia Tausch sind bei der geplanten Selbstverpflichtung die drei übergeordneten Ziele und weiteren sieben Kernziele und deren konkrete Überprüfbarkeit wichtig. Zudem freut sich die Verbraucherschützerin, dass das ZDF ein starkes Anliegen aus dem Fernsehrat umgesetzt hat.

Porträt ZDF-Fernsehratsmitglied Cornelia Tausch
Fernsehratsmitglied Cornelia Tausch
Quelle: ZDF/Andrea Enderlein

#Fernsehrat: Das ZDF hat seine Selbstverpflichtungserklärung erstmals unter ein Motto gestellt (Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern) und ihr zentrale Ziele vorangestellt. Wie bewerten Sie diese Schwerpunktsetzung?

Cornelia Tausch: Das Motto der Selbstverpflichtung des ZDF für die Jahre 2021 und 2022 „Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern“ trifft aktuell den Nerv. Trotzdem könnte es schnell als „Kuschel-Motiv“ durchgehen. Darum sind die drei übergeordneten Ziele und weiteren sieben Kernziele wichtig, die jeweils auch mit Messgrößen überprüfbar gemacht werden. Übergeordnet ist das Ziel, mehr digitale Kontaktpunkte zu schaffen. Das ZDF hat die Aufgabe, auch in der digitalen Medienwelt stark sichtbar und damit wahrnehmbar zu sein. Übergeordnet ist das Ziel, mehr Inhalte für Jüngere zu schaffen. Das ZDF hat den Auftrag, auch die Gruppen noch stärker zu erreichen, die weniger linear Medien nutzen, auch teils andere Ansprüche an Themen oder deren Umsetzung haben. Übergeordnet ist das Ziel, mehr Vielfalt im Programm zu zeigen. Als öffentlich-rechtliches Fernsehen hat das ZDF den Auftrag, die gesamte Gesellschaft zu zeigen und anzusprechen. Die Gesellschaft ist vielfältiger geworden. Diese Vielfältigkeit sichtbar zu machen ist daher eine große Aufgabe.

#Fernsehrat: Jüngeres Publikum soll besser erreicht werden. Auf welchen Wegen kann dies Ihrer Meinung nach gelingen?

Tausch: Das jüngere Publikum hat eigene Themen, Interessen und Probleme. Jüngere Menschen nutzen die Medien anders und über andere Kanäle, sie haben auch andere Erwartungen an die Umsetzung von Inhalten, da sie mit einer anderen Bildsprache aufgewachsen sind. Das betrifft fiktionale Sendungen und auch Sachsendungen. Deshalb ist es gut, dass es auch eigene Formate gibt, die für und mit den Jüngeren produziert werden. Auch die direkte Kommunikation mit den Nutzer*innen läuft teilweise – und dann besonders erfolgreich – anders.

Junge Menschen suchen vertiefte und verlässliche Informationen wie auch Unterhaltung dort, wo sie medial unterwegs sind, also zuerst auf den von ihnen genutzten Plattformen. Darum ist wichtig, dass auch die Angebote des ZDF für diese Zielgruppe auf diesen Plattformen bzw. Social-Media-Kanälen präsent sind. Der neue Medienstaatsvertrag hat das möglich gemacht. Die Aufgabe ist eine Herausforderung, denn die favorisierten Plattformen wechseln, das ZDF muss als Institution jedoch weiter eigenständig erkennbar bleiben.

#Fernsehrat: Das ZDF will mehr digitale Kontaktpunkte bieten. Wie viel Kraft sollte der Sender aus Ihrer Sicht in diese investieren?

Tausch: Das ZDF muss konsequent diese so genannten digitalen Kontaktpunkte nutzen, um die Nutzer*innen zu erreichen. Diese – also wir – nutzen auch die Medien zunehmend digital und zum selbstgewählten Zeitpunkt statt linear. Das ZDF wird die eigene Mediathek weiter ausbauen. Dies ist wichtig, um das gesamte Angebot des ZDF sichtbar zu machen, das Interesse für weitere Inhalte zu wecken, wenn gewünscht auch personalisiert. Aber auch die Verbreitung von Inhalten über Drittplattformen ist wichtig, da Nutzer*innen auch oder überwiegend dort unterwegs sind. Ihnen werden dort auch Inhalte des ZDF vorgeschlagen, oder sie suchen gezielt nach Inhalten, nehmen so die Angebote des ZDF wahr.

Aus meiner Sicht ganz wesentlich für die Digitalstrategie ist die Entscheidung, dass das ZDF 2020 zahlreiche Medien und Animationen unter einer Freien Lizenz online gestellt hat. Die Inhalte können damit genutzt und weiterverbreitet werden, ohne die Erlaubnis des ZDF einholen zu müssen. Damit hat das ZDF ein starkes Anliegen aus dem Fernsehrat umgesetzt und den Weg für die einfache Nutzung gut recherchierter und sorgfältig aufbereiteter Inhalte in Schulen oder auf Wissensplattformen den Weg freigemacht.

#Fernsehrat: Das ZDF will bereichernde Unterhaltung liefern und ein verlässlicher Partner der deutschen Kreativwirtschaft sein. Wie wichtig sind diese Punkte aus Ihrer Sicht?

Tausch: Bereichernde, anspruchsvolle Unterhaltung wird von den Nutzer*innen gewünscht. Das gerade auch in Zeiten, in denen das reale Leben weniger Möglichkeiten in der Freizeit bietet. Das ZDF vergibt mit hohem Volumen die Produktion von Medieninhalten an die Kreativwirtschaft in Deutschland und kann sowohl anspruchsvolle Unterhaltung als auch die Kreativen und deren Nachwuchs fördern. Dass zwei Kernziele dem gewidmet sind, ist deshalb wichtig und richtig. Das ZDF hat in der Pandemiezeit diese Produzenten zusätzlich unterstützt, indem Mehrkosten aufgrund der notwendigen Hygienemaßnahmen übernommen wurden und werden.

Zur Person: Cornelia Tausch ist seit 2013 Vorstand der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V. Davor war sie Fachbereichsleiterin und Mitglied der Geschäftsführung beim Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten in Paderborn und Wuppertal sowie Mitglied im Landtag Nordrhein-Westfalen. Tausch absolvierte ein Studium der Volkswirtschaft in Paderborn und in den USA.

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