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Erkennbar besser als ihre Vorgängerin

Steffen Kampeter über die Selbstverpflichtungserklärung des ZDF

In der geplanten neuen Selbstverpflichtung spiegelt sich für ZDF-Fernsehrat Steffen Kampeter „eine gestiegene Sensibilität gegenüber den unterschiedlichen Interessen der Zuschauer wider“. Für Vertreter der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände kommt es aber auch darauf an, wie einzelne Punkte konkretisiert werden – etwa beim Thema Diversität.

Porträt Fernsehratsmitglied Steffen Kampeter
Fernsehratsmitglied Steffen Kampeter
Quelle: BDA/Michael Hübner

#Fernsehrat: Das ZDF hat seine Selbstverpflichtungserklärung erstmals unter ein Motto gestellt (Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern) und ihr drei zentrale Ziele vorangestellt. Wie bewerten Sie diese Schwerpunktsetzung?

Steffen Kampeter: Die Selbstverpflichtungserklärung wirkt erkennbar besser als ihre Vorgängerin. Das spiegelt eine gestiegene Sensibilität gegenüber den unterschiedlichen Interessen der Zuschauer wider. Zusammenhalt ist dabei geboten und wird auch durch die drei Leitziele und die konkreten sieben Ausformulierungen ansprechend beschrieben. Was die Selbstverpflichtung dann wirklich konkret heißt, kann erst nach der Erfolgskontrolle bewertet werden: Der Weg entsteht bekanntlich beim Gehen.

Wichtig ist beispielsweise für mich, wie das Thema Diversität denn konkretisiert wird. Geht es dabei um eine enge, eher ideologische Konflikte aufgreifende Form, oder wird auch das Thema Binnenpluralität aufgegriffen? Da hat das Thema Vielfalt in meinen Augen noch Luft nach oben. Frühere Sendungskonzepte wie das von „Hauser und Kienzle“ oder politisch tatsächlich unterschiedliche kommentierende Magazinsendungen kann man sicherlich noch ausbauen und breiter aufstellen.

#Fernsehrat: Jüngeres Publikum soll besser erreicht werden. Auf welchen Wegen kann dies Ihrer Meinung nach gelingen?

Kampeter: Da bin ich eher skeptisch, was die Erfolgsaussichten angeht. Das lineare Fernsehen ist für das jüngere Publikum offenkundig kein attraktives Angebot mehr.  Die Erfolgsgeschichten messen ja oft nur den Wettbewerb zur ARD und den privaten linearen Angeboten. Und da ist dann meist die Losung: wir sind vorne. Tatsächlich sind die traditionellen linearen Angebote – auch bei der Faktenvermittlung – eher hinten angesiedelt. Die „heute-show“ beispielsweise stößt gerade bei den Jüngeren auf viel Interesse – und da gibt es sicherlich noch andere seriöse Nachrichtenvermittlungen, die an erster Stelle stehen sollten. Das Lagerfeuerfernsehen ist kein Modell für Teenager. Es gefällt aber den Ministerpräsidenten. In diesem Spannungsbogen eine Antwort zu finden, ist ja die Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Warnen möchte ich vor allzu voreiligem Opportunismus. Nicht nur die - irgendwie jung seiende – Form, sondern Inhalt und Qualität sollten Maßstab für die Ansprache von Publikum allen Alters bleiben.

#Fernsehrat: Das ZDF will mehr digitale Kontaktpunkte bieten. Wie viel Kraft sollte der Sender aus Ihrer Sicht in diese investieren?

Kampeter: Wir werden noch über viele Jahre eine parallele Struktur erleben und finanzieren müssen. Das klassisch lineare Angebot für eine immer älter werdende Gesellschaft auf der einen Seite und die digitalen Kontaktpunkte für Menschen mit einem nicht linearen Programmverständnis auf der anderen Seite.  Es ist daher keine Frage von Kraft, sondern von Überlebenswillen, diese Doppelstruktur zu organisieren und auch zu finanzieren. Beantworten lässt sich dieses durch Budgetprioritäten, aber auch durch Beitragseinnahmen. Unser Anspruch als Fernsehrat muss dabei vor allem auf den Fokus Qualität gerichtet sein. Es ist hingegen Aufgabe der Politik, im Rahmen der Entscheidung über die Finanzierung die erforderlichen Mittel zu ermöglichen.

#Fernsehrat: Das ZDF will bereichernde Unterhaltung liefern und ein verlässlicher Partner der deutschen Kreativwirtschaft sein. Wie wichtig sind diese Punkte aus Ihrer Sicht?

Kampeter: Da hat das ZDF Großes in der Krise geleistet! Unterhaltung ist eine öffentlich-private Partnerschaft. Die öffentliche Seite hat der privaten Seite in der Krise stark unter die Arme gegriffen und damit perspektivisch auch Qualität und Vielfalt im Unterhaltungsprogramm gesichert. Der in der Selbstverpflichtung formulierte Anspruch, bereichernde Unterhaltung zu bieten, wird auch durch die Vielzahl von Co-Produktionen untermauert. Vorschläge, die öffentlich-rechtlichen Sender auf die Nachrichtenvermittlung zu reduzieren, empfinde ich als Unsinn. Der Qualitätsanspruch konkretisiert sich eben auch in guter Unterhaltung.

Zur Person: Steffen Kampeter, geboren am 18. April 1963 in Minden, ist evangelisch-lutherisch, verheiratet und hat drei Kinder.
Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehrswissenschaft der Universität Münster und danach bei der Preussag AG.
Er ist Mitglied im Kuratorium der Bibliotheca Hertziana - Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, Schatzmeister Deutscher Freundeskreis Yad Vashem e.V., ehemals Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG und der Deutschen Bahn Mobility Logistics AG, ehemals Mitglied im Verwaltungsrat der Deutschen Welle.
Von 2012 bis 2016 war Steffen Kampeter Bezirksvorsitzender der CDU Ostwestfalen-Lippe und stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen.
Er war Mitglied des Bundestages von 1990 bis 2016 und ab 1999 Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Haushaltsausschuss.
Von 2005 bis 2009 war er haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und von 2009 bis 2015 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen.

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