„Das ZDF hat beherzt und angemessen auf die Herausforderungen reagiert, um Mitarbeitende und Produktionsfirmen auch in dieser Zeit abzusichern“, sagt die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates, Marlehn Thieme, mit Blick auf die von der Corona-Pandemie geprägten letzten Monate. Das Programm habe eine beeindruckende Resonanz gefunden. Für die Zukunft brauche es vereinte Kräfte für die Produktionsbranche. Da die schwierigeren Produktionsbedingungen andauern, seien weiter Augenmaß und maßgeschneiderte Lösungen erforderlich, damit Kreativität und Innovation dem ZDF für die Programmgestaltung auch im kommenden Jahr erhalten bleiben.
#Fernsehrat: Das ZDF trägt seit Beginn der Corona-Pandemie die Mehrkosten bei Auftrags- oder Koproduktionen zumindest teilweise oder bei neuen Aufträgen komplett und hat einen Kurzarbeitervertrag der Branche anerkannt. Wie beurteilen Sie die Maßnahmen in der Krise?
Marlehn Thieme: Das ZDF hat beherzt und angemessen auf die Herausforderungen reagiert, um Mitarbeitende und Produktionsfirmen auch in dieser Zeit abzusichern. Nur so konnte und kann ein vielfältiges Programm und eine verlässliche Berichterstattung auch unter den andauernden Corona-Bedingungen gewährleistet werden. Gerade jetzt konnten die Menschen zu Recht erwarten, dass man mit dem Zweiten besser sieht.
#Fernsehrat: Viele Produktionsunternehmen sind nach der Monate andauernden Pandemie bis an die Substanz belastet und brauchen möglichst viele Aufträge. Welchen Beitrag sollte das ZDF diesbezüglich leisten?
Thieme: Ich war beeindruckt von dem Vertrauen, das das ZDF in die Kooperationspartner im Produktionsbereich setzen konnte. Die Umstellung und die schwierigeren Produktionsbedingungen dauern ja noch an, daher sind hier weiter Augenmaß und maßgeschneiderte Lösungen erforderlich, die sicherstellen, dass Kreativität und Innovation dem ZDF für die Programmgestaltung auch im kommenden Jahr erhalten bleiben.
#Fernsehrat: Das ZDF unterstützt die Einrichtung eines staatlich gestützten Ausfallfonds für künftige Covid-19-bedingte Drehunterbrechungen und ist bereit, hier seinen Beitrag zu leisten. Was sagen Sie zu einem derartigen Fonds?
Thieme: Dieser war auch nach meiner Ansicht unabdingbar, aber auch die Beitragseinnahmen des ZDF sind ja durchaus begrenzt und in seiner Verwendung vorab von verschiedenen Verantwortlichen definiert. Hier wird es darauf ankommen, jetzt auch mit staatlicher Unterstützung diese nicht nur für das ZDF, sondern den gesamten Medien- und Kulturbereich wichtige Branche mit vereinten Kräften und gemeinsamen Möglichkeiten zu stabilisieren.
#Fernsehrat: Im Zuge der Pandemie hat das ZDF auch Homeoffice-Lösungen für die Mitarbeiter*innen forciert. Wie bewerten Sie das?
Thieme: Das ZDF hat wie wir alle in diesen Monaten gelernt, mit mobilem Arbeiten und Videokonferenzen Programm, Produktionen und auch Programmaufsicht wirksam und effektiv aufrecht zu erhalten. Mich haben die hohe Motivation und Improvisationsfähigkeit der ZDF-Mitarbeitenden beeindruckt. Das Programm fand in Berichten und Diskussionen, aber auch bei Fiktion und Unterhaltung trotz der Ausfälle großer Sportereignisse eine beeindruckende Resonanz, die auch manchen Kritikern des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu denken gegeben hat. Die Pandemie dauert an und erst danach wird das ZDF und werden wir alle prüfen müssen, was geht gut mit Videokonferenzen und mobilem Arbeiten und was geht besser in traditionellen Büros und persönlichen Treffen.
#Fernsehrat: Wie hat sich in den Zeiten von Corona gerade auch die Arbeit in einem so großen Gremium wie dem ZDF-Fernsehrat verändert? Was waren hier Ihre größten Herausforderungen bei der Arbeit, und welche Erkenntnisse über eine „neue Art und Weise“ der Zusammenarbeit konnten Sie gewinnen?
Thieme: Die Fernsehratssitzung im März konnte nicht mehr in der gewohnten Präsenzsitzung erfolgen, das Präsidium hat mehrfach bis zur Sitzung im Juli mit dem Intendanten, dem Chefredakteur und dem Programmdirektor Sitzungen per Videokonferenz abgehalten, und auch die Ausschüsse des Fernsehrates tagten per Videokonferenz. Das Interesse der Programmverantwortlichen an einer Rückmeldung über das Programm in dieser Zeit erschien mir noch einmal deutlich gesteigert. Und dennoch ergeben sich im Rahmen von Präsenzsitzungen mehr Möglichkeiten, sich auch am Rande über einzelne Themen auszutauschen, sodass wir alle hoffen, die kommenden Sitzungen im räumlichen Miteinander durchführen zu können.
Zur Person: Marlehn Thieme ist von der Evangelischen Kirche in Deutschland benanntes Mitglied des Fernsehrates seit 2004. Die Juristin und ehemalige Bankdirektorin ist seit 2016 Vorsitzende des Fernsehrates. Sie engagiert sich ehrenamtlich in der EKD, der Welthungerhilfe und für Nachhaltige Entwicklung.