Brennender Akku im Müll: Millionenschäden in Müllentsorgung

    Millionenschäden bei Entsorgung:Wenn der Akku den Müll in Brand setzt

    |

    Akkus in Elektrogeräten sind eine große Brandgefahr in der Müllentsorgung. In manchen Anlagen gibt es dadurch Schäden in Millionenhöhe. Wie Lösungen aussehen können.

    Lithium-Ionen-Akkus nebeneinander
    Lithium-Ionen-Akkus im Restmüll können Brände in Müllfahrzeugen oder Sortieranlagen auslösen. Müllsortieranlagen haben mittlerweile Probleme mit der Versicherung.04.09.2024 | 5:11 min
    Immer wieder kommt es zu Bränden durch Einweg-Akkus in Müllwagen, Wertstoffhöfen oder Müllsortierungsanlagen. Die Wertstoffhalle von Sortierkontor Nord in Bremen brannte 2022 komplett aus und musste neu errichtet werden. Dabei entstanden Kosten von mehreren Millionen Euro, da die gesamte Sortieranlage zerstört wurde.

    Wir haben ungefähr 250 Millionen Euro Schadenssumme gehabt in der Entsorgungsbranche durch Brände in einem Quartal.

    Oliver Gross, Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft

    Man könne selbst mit der besten Technik nicht ausschließen, dass sich Akkus im Müll-Material befinden, erklärt Benjamin Kreie, Geschäftsführer des Sortierkontor Nord. Es bestehe konstant die Gefahr, dass sich ein Akku an irgendeiner Stelle der über sechs Kilometer langen Müllstrecke entzündet.
    Ein halbes Handydisplay mit einem Akku
    Wie in einer klassischen Batterie wandeln auch Lithium-Akkus chemische Energie in elektrische Energie um. Das Besondere ist, dass dieser Prozess umkehrbar und beliebig wiederholbar ist.13.09.2021 | 6:00 min

    Zu viele Akkus landen im Restmüll

    Die Gefahr rührt aus der Gewohnheit vieler Menschen her, Geräte mit Akkus in den Restmüll zu werfen. Dabei können defekte Lithium-Akkus schnell in Brand geraten. Werden die Akkus mechanisch verformt, dann können die Lithium-Ionen eine starke Hitze entwickeln: Das Lithium im Akku befindet sich meist in einer Flüssigkeit aus Ethylen- oder Propylencarbonat. Beide sind entzündliche Flüssigkeiten. Diese Kombination macht Akkus somit brandgefährlich.

    Normalerweise passiert da nichts, aber wenn da eine mechanische Kraft drauf wirkt und die Batterie wird zerstört, dann kann es zu einem Kurzschluss kommen.

    Maximilian Fichtner, Direktor des Helmholtz-Institut Ulm

    Das hohe Müllaufkommen in Deutschland erschwert eine präzise Mülltrennung. 40 Millionen Tonnen Müll aus Haushalten kommen in den Betrieben an. Kleinteile wie Akkus aus Vapes oder Handys werden oft nicht erkannt und sind kaum trennbar. Somit sind spontane Brände beinahe unvermeidlich.
    Eric schaut erschrocken in die Kamera, neben ihm ein brennendes Handy
    Wie schnell fängt ein Handy Feuer? 17.05.2024 | 7:44 min

    Feststoffzelle könnte Lösung bringen

    Hinzu kommt, dass Lithium-Ionen-Akkus nicht durch herkömmlichen Brandschutz zu bekämpfen sind. Durch die chemische Reaktion brennen diese sogar unter Wasser. Somit ist die einzige Lösung, die Akkus rechtzeitig vom restlichen Müll zu trennen.
    Eine mögliche Alternative wäre auch die Entwicklung einer Nachfolgerin der Lithium-Ionen-Akkus: der Feststoffzelle. Die hätte eine 30 bis 40 Prozent höhere Speicherkapazität und könnte somit auch kleiner ausfallen, erklärt Maximilian Fichtner vom Helmholtz-Institut in Ulm. Außerdem wären die Lithium-Ionen statt in Flüssigkeit in nicht brennbarer Keramik gebunden. Das Brandrisiko wird so erheblich reduziert.
    Feststoffbatterie CC
    Die Feststoffbatterie soll ohne einen flüssigen Elektrolyten funktionieren. Leistungsstark und brandsicher könnte das die Autobatterie der Zukunft werden.16.11.2020 | 0:34 min

    Pfandsystem könnte Abhilfe leisten

    Der Entsorgungswirtschaftsverband sieht beim Problem, dass Akkus im Müll landen, die Politik in der Pflicht. Zum einen müsse sichergestellt werden, dass die Akkus in jedem Fall leicht aus den Geräte zu entfernen sind.
    Eine weitere Idee wäre, ein Pfand einzuführen. Der Verband fordert, bei Geräten mit einem Akku ab neun Volt ein Pfand von 50 Euro zu erheben. Somit würden Verbraucherinnen und Verbraucher motiviert, den Akku tatsächlich abzugeben.
    Es bleibt abzuwarten, ob ein Pfand oder die Feststoffzelle eine Lösung bringt. Ansonsten bleibt den Entsorgungsunternehmen zunächst nichts als erhöhter Brandschutz.
    Handys als Elektroschrott
    Mobiler Arbeitsplatz und Unterhaltungsplattform: Handys, Tablets und Smartphones sind unverzichtbar. Doch die Nutzungsdauer wird immer kürzer. Zu Lasten der Umwelt.28.06.2020 | 28:33 min

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: ZDF

    Mehr zum Thema Akku