Das Frachtschiff Galaxy Leader hatten die Huthi-Rebellen im November gekapert (Archivbild)
Quelle: epa
Seit Beginn des Gaza-Kriegs greifen die
jemenitischen Huthi-Rebellen im Roten Meer Schiffe mit Verbindungen zu Israel an. Doch nun nimmt die Bedrohung für den Welthandel zu, denn die Rebellen weiten ihre Attacken aus.
Vor wenigen Tagen wurde ein unter norwegischer Flagge fahrender Frachter getroffen, zudem wurden Raketen auf ein Schiff abgefeuert, das Kerosin zum Suez-Kanal transportierte, durch den etwa zehn Prozent des Welthandels fließen.
Wer greift Schiffe im Roten Meer an und warum?
Die vom Iran unterstützten Huthis rückten 2014 aus dem Norden des
Jemens in die Hauptstadt Sanaa vor und besetzten diese. Damit begann ein Bürgerkrieg zwischen ihnen und einer saudisch geführten Koalition, die sich um eine Wiedereinsetzung der Regierung bemüht.
Die Huthis griffen sporadisch Schiffe in der Region an, doch mit Beginn des
Kriegs zwischen Israel und der militant-islamischen Hamas nahmen die Attacken zu. In den vergangenen Tagen drohten die Huthis mit Angriffen auf alle Schiffe, die aus ihrer Sicht auf dem Weg nach Israel sind oder von dort kommen. Die Zunahme an Attacken deutet darauf hin, dass die Rebellen nun auf sämtliche Schiffe zielen.
Die
EU erklärte, die Angriffe bedrohten die internationale Schifffahrt und die Sicherheit auf See und stellten einen schweren Verstoß gegen internationales Recht dar.
Warum ist das Rote Meer wichtig?
Im Norden des Roten Meers liegt der Suez-Kanal und im Süden die Meerenge Bab al-Mandab, die in den Golf von Aden führt. Es ist ein stark befahrener Seeweg, auf dem Schiffe den Suez-Kanal durchqueren, um Güter zwischen Asien und Europa zu transportieren.
Ein großer Teil der Energielieferungen für Europa kommt über diese Wasserstraße, erklärt John Stawpert von der Internationalen Schifffahrtskammer für Umwelt und Handel. Das Gleiche gilt für Lebensmittel wie Palmöl und Getreide und alle anderen Güter, die auf Containerschiffen angeliefert werden.
Wie wirken sich die Angriffe auf den Handel aus?
Manche mit Israel in Verbindung stehenden Schiffe schwenkten offenbar auf die längere Route um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung um, wie Noam Raydan von der Denkfabrik Washington Institute for Near East Policy erklärt. Dadurch verlängere sich die Fahrt je nach Geschwindigkeit um 19 bis 31 Tage, was zu höheren Kosten und Lieferverzögerungen führe.
Auf den
globalen Ölmarkt wirkten sich die jüngsten Angriffe bislang nicht aus. Die deutlichsten Folgen zeigten sich in einem Anstieg der Versicherungskosten: Laut Branchendienst "Lloyd’s List Intelligence" verdoppelten sie sich für Schiffe, die im Roten Meer unterwegs sind. Für israelische Reeder betrage die Erhöhung 250 Prozent, manche Versicherungsunternehmen wollen sie nicht mehr aufnehmen.
Obwohl die Transporteure ihren Kunden einen Kriegsrisikoaufschlag von 50 bis 100 Dollar pro Container in Rechnung stellen, sei ein Anstieg der Verbraucherpreise vorerst nicht zu erwarten, sagt David Osler von "Lloyd’s List Intelligence".
Er rechnet mit einem weiteren Anstieg der Versicherungskosten, womöglich aber mit Schlimmerem. So könnten bei einem Verlust von Schiffen Reeder erwägen, die Region komplett zu meiden.
Könnten die Huthis das Rote Meer abriegeln?
Expertinnen und Experten halten das für unwahrscheinlich. Die Huthis verfügen nicht über echte Kriegsschiffe, mit denen sie eine Absperrung durchsetzen könnten. Zugleich patrouillieren Kampfschiffe der USA, Frankreichs und anderer Länder in dem Gebiet und halten die Wasserstraße offen.
Dennoch reagiert die Schifffahrtsindustrie nervös auf die vermehrten Angriffe, sagt Stawpert: "Es wird nicht auf die leichte Schulter genommen."
Quelle: AP