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Saisonale Wertpapiere:Sommeraktien - nur ein Sommertraum?
von Klaus Weber
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Es gibt Unternehmen, die einen Großteil ihres Gewinns im Sommer machen. Kann man dies als Anleger ausnutzen? Ein Überblick, worauf Sie achten sollten.
Auch im Sommer stabild: Die Aktienkurse an der Börse Frankfurt.
Quelle: plainpicture
Es gibt ja die alte Börsenweisheit "Sell in May and go away". Was nichts anderes bedeutet, als dass man seine Aktien im Mai verkaufen sollte, um dann erst mal ausgiebig und entspannt Urlaub zu machen. Am besten etwa drei Monate.
Die Fortsetzung der Regel lautet nämlich: "Remember to come back in September". Frühestens im September also darf man sich dann so langsam wieder daran machen, Kursverläufe und Gewinnaussichten der Unternehmen zu studieren.
Statistisch läuft der Sommer schlechter an der Börse
Denn statistisch gesehen ist es tatsächlich so, dass in den anderen Monaten die Kurse der Aktien besser laufen. Der Rückschluss, dass man nun aber im Sommer gar nicht investieren sollte, ist gänzlich falsch. Denn wie das nun mal so ist mit Statistiken, oft treffen sie gar nicht zu.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt bleiben in Rekordlaune. Der deutsche Leitindex gewann am Dienstag 0,5 Prozent und markierte mit 17.507,470 Zählern ein neues Allzeithoch. "Die Aussichten, dass die Zinsen wieder sinken, treibt den DAX in die Höhe", so Frank Bethmann.28.02.2024 | 2:03 min
Erstens laufen in vielen Jahren die Kurse auch in den Sommermonaten gut. Und zweitens gibt es natürlich immer Kaufgelegenheiten - Statistik hin oder her. Manche behaupten sogar, dass es gerade im Sommer günstige Gelegenheiten gibt, weil Aktien saisonal seien.
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Und natürlich: Viele Konzerne machen ihr Hauptgeschäft gerade im oder mit dem Sommer. Man denke nur an die großen börsennotierten Mietwagenfirmen wie Sixt oder die Avis Budget Group. Sixt hatte beispielsweise im vergangenen Sommer aufgrund der großen Reiselust so viel Umsatz gemacht wie noch nie in seiner Unternehmensgeschichte.
Doch nicht nur die Mietwagenbranche macht im Sommer große Umsätze. Dies gilt natürlich ebenso für Airlines oder Hersteller von Erfrischungsgetränken. Doch bedeutet nun eine höhere Nachfrage im Sommer automatisch, dass auch die Aktienkurse der Unternehmen steigen?
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Wie wirkt sich Saisonalität am Aktienmarkt aus?
Die auf Saisonalität von Aktien spezialisierte Firma Seasonax fand heraus, dass dies tatsächlich für die Getränkeriesen Coca-Cola und PepsiCo gilt. In der wärmeren Jahreszeit legen deren Kurswerte zu. Der von PepsiCo stieg sogar in den vergangenen zehn Jahren durchweg im Sommer an.
Wer jetzt allerdings daraus eine Regelmäßigkeit für alle Unternehmen, die in dieser Jahreszeit gut verdienen, ableitet, ist auf einem sommerlichen Holzweg. An der Börse gibt es keine Automatismen. Seasonax fand beispielsweise auch heraus, dass sommerliche Hochs weder bei den Kursen von Delta Airlines oder dem Kreuzfahrtunternehmen Norwegian Cruise Line erreicht werden.
Heißt: Saisonalität gibt es zwar durchaus, aber sie ist kein Selbstläufer. Denn bei vielen sogenannten Sommeraktien spielt vor allem das Wetter eine Rolle. Zudem agieren Unternehmen, die im Sommer viel Umsatz machen nicht im luftleeren Raum.
Mietwagenfirmen beispielsweise müssen trotz Rekordeinnahmen große Teile ihrer Flotten erneuern, damit sie klimafreundlich fahren können. Dies bedeutet, dass hohe Investitionen nötig sind, die wiederum den Gewinn schmälern.
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Anleger müssen genau prüfen
Anleger müssen sich also trotzdem für Konjunktur- und Geschäftsaussichten oder Bilanzen interessieren. Zudem ist das sogenannte "prozyklische" Investieren sehr risikoreich. Man schwimmt mit einer Welle mit. Und wie am Strand bricht die ganz schnell - dann nämlich, wenn die Profis aussteigen.
Jürgen Molnar, Kapitalmarkexperte bei Robomarkets sagt deshalb: "Es gibt keine Sommer- oder Winteraktien. An der Börse ist am wichtigsten, das richtige Timing zu haben. Und das ist schon schwer genug." Er gibt den Ratschlag:
Wer trotzdem unbedingt auf Sommeraktien setzen möchte, sollte sich umfassend informieren und von seiner Investition absolut überzeugt sein - ansonsten könnte nach dem Sommer eine schwere Herbstdepression folgen.
Quelle: ZDF
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