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Ergebnis der Europawahl:Rechtsruck in der EU und Sorge an der Börse
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Der Aktienmarkt hat verunsichert auf den Rechtsruck bei der Europawahl reagiert. Der Euro verliert an Wert und Analysten fürchten, der Wahlausgang könnte der Wirtschaft schaden.
Der Rechtsruck in Europa bringt erneut politische Unsicherheit aufs Börsenparkett, das belastet den europäischen Aktienhandel zum Start in die neue Woche. Der europäische Leitindex Stoxx 600 verlor 0,7 Prozentpunkte.
Nach dem schlechten Abschneiden der deutschen Ampelregierung bei der Europawahl verliert auch der Dax deutlich, noch stärker gerät der französische CAC40 unter Druck. Experten machen dafür vor allem Macrons überraschende Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich verantwortlich. Nach seinem Vorpreschen ist längst nicht sicher, ob er am 30. Juni eine Mehrheit zusammenbekommt. Wirtschaftsverbände und Ökonomen sehen die EU vor unsicheren Zeiten.
Börsenexperten sehen Risiken kommen
Holger Schmieding, Berenberg-Bank-Chefvolkswirt, warnt vor erheblichen Risiken für den wirtschafts- und finanzpolitischen Kurs der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone.
Angesichts des hohen französischen Haushaltsdefizits kann das französische Anleihen und den Euro belasten, falls die Rechte tatsächlich im Parlament stark wird.
Holger Schmieding, Chefvolkswirt Berenberg-Bank
ING-Volkswirt Carsten Brzeski befürchtet gar Stillstand. "Für die Wirtschaft bedeuten die Ergebnisse der Europawahl vor allem, dass eine Vertiefung der Währungsunion wahrscheinlich erst mal im Gefrierschrank landet."
Projekte wie Kapitalmarktunion, neue europäische Investitionen oder auch eine gemeinsame Industriepolitik werden jetzt eher ent- als beschleunigt.
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING
Auch die Gefahr einer neuen Schuldenkrise nehme zu, befürchtet Schmieding. Mit diesen Ergebnissen werde der Druck in vielen Mitgliedsstaaten zunehmen, mehr Geld auszugeben. Sei es für Investitionen, sei es für Umverteilung, so Schmieding weiter.
Der Euro rutscht nach der Europawahl leicht ab
Tanja Gönner, BDI-Hauptgeschäftsführerin, fordert: "Europa braucht jetzt zügig einen Wachstumsplan. Europas industrielle Wettbewerbsfähigkeit muss in der kommenden Legislaturperiode Top-Priorität sein. Wichtige wirtschaftspolitische Themen müssen eine viel größere Rolle spielen: dazu zählen die Vollendung des europäischen Binnenmarktes, der Abschluss von Freihandelsabkommen sowie Bürokratieabbau."
Die politische Unsicherheit schickte heute auch den Euro auf Talfahrt. Die europäische Einheitswährung fiel um ein halbes Prozent auf 1,0746 Dollar, was keine Kleinigkeit ist.
Ein Knackpunkt sind Strafzölle gegen China
Wenn es den traditionellen, europafreundlichen Parteien immer schwerer fällt, die Wähler von ihren Positionen zu überzeugen, schwächt das grundsätzlich den Euro - auch gegenüber den anderen Währungen", erklärt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Und bereits in den kommenden Tagen droht eine weitere Belastungsprobe: Die EU will nun Ernst machen und die angekündigten EU Einfuhrzölle auf chinesische E-Autos erheben. Während Frankreich die Zölle befürwortet, warnen vor allem die deutschen Autobauer vor chinesischen Gegenmaßnahmen.
Die EU muss sich China gegenüber positionieren
Dies dürfte eine der größten Herausforderungen der künftigen EU-Kommission werden: grundsätzlich ihr künftiges Verhältnis zu China klären, denn in vielen strategischen Bereichen ist die Abhängigkeit vom Reich der Mitte noch groß, wie etwa beim Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch bei Rohstoffen für die Elektromobilität. Ein Drahtseilakt, hier die Balance zu finden zwischen strategischer Abgrenzung, Zusammenarbeit und Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.
Es werden spannende Tage für Anleger: am Mittwoch entscheidet auch noch die US-Notenbank, wie es mit den Zinsen weiter geht. Nach der Zinssenkung in Europa vergangene Woche, dürften die Zinsen in den USA auf hohem Niveau bleiben, was die Attraktivität des Dollars gegenüber dem Euro noch einmal stärken dürfte.
Stephanie Barret ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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von Anna Feist