Kriselnde Wirtschaft: Hat "Made in Germany" eine Zukunft?

    Wirtschaft in der Krise:Hat "Made in Germany" noch eine Zukunft?

    Florian Neuhann - Autorenfoto September 2024
    von Florian Neuhann
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    Eine Reise durch Deutschlands Unternehmen - inmitten einer Industrie voll in der Krise: Können wir die Produktion noch in Deutschland halten?

    Thumbnail Am Puls mit Florian Neuhann - Made in Germany am Ende?
    Ein Autozulieferer kürzt ein Viertel der Jobs, der andere meldet Insolvenz an. Stahlkonzerne schreiben rote Zahlen. Kein Tag ohne Hiobsbotschaften. "Made in Germany" am Ende?03.10.2024 | 53:39 min
    Am Ende bleibt zum Beispiel eine Rechnung hängen. Remscheid, in den Katakomben einer herrschaftlichen Villa. Da zeigt Moritz Schafstein, 35 Jahre, den Topseller seiner Werkzeug-Firma: ein Steckschlüsselkasten, 215 Teile. Endpreis auf dem Markt: 120 Euro.
    Schafstein leitet eine Firma, die einen großen Namen trägt: den der Gebrüder Mannesmann. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Mannesmann-Brüder in Remscheid das nahtlose Stahlrohr erfunden. Eine Erfindung, aus der ein mittlerweile zerschlagener Weltkonzern hervorging.
    Bruttoinlandsprodukt

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    In Deutschland produzieren? Undenkbar

    Schafsteins Firma ist, das sagen sie mit einigem Stolz, das letzte gegründete Unternehmen der legendären Erfinder. Der Name ist noch da. Nur die Produktion der Werkzeuge haben sie schon vor Jahren ins Ausland verlagert.
    Und die Rechnung? Die geht bei Schafstein nämlich geht so: Würden sie den Steckschlüsselkasten in Remscheid produzieren - statt wie aktuell in Taiwan - dann läge der Preis bei sieben- bis achthundert Euro. Dem siebenfachen dessen, was er jetzt kostet. Lohn- und Energiekosten sind in Deutschland einfach zu hoch.
     Rheinland-Pfalz, Mainz: Das Pharma-Unternehmen Biontech hat seinen Hauptsitz in der Landeshauptstadt.
    Der Startup-Verband hat die "Innovationsagenda 2030" vorgestellt. Der Verband fordert Maßnahmen von der Bundesregierung, um den Gründerstandort Deutschland zu stärken.09.09.2024 | 1:33 min

    Hat "Made in Germany" noch eine Zukunft?

    Wenn man Moritz Schafstein zuhört, kommen einem Zweifel. Genauso, wenn man ein paar Kilometer weiter mit Markus Lüke spricht. Der Mann ist Chef des mittelständischen Stahlbetriebs Dirostahl, ebenfalls in Remscheid. Hier verarbeiten sie Stahl für Windkraftanlagen. Wenn sie denn arbeiten.
    Die staatlich subventionierte Konkurrenz aus China nimmt ihnen Marktanteile, Luft zum Atmen. So sehr, dass der Betrieb seit Monaten in Teilen auf Kurzarbeit läuft. "Die Politik hat gesagt: Wir wollen die Energiewende", sagt Lüke. Und die Kunden hätten ihm einen "Tsunami in der Windkraftindustrie" versprochen.
    Nachfrage: wo der Tsunami jetzt sei? "In Asien."
    Indien und ‚Made in Germany‘
    In Zeiten, in denen Deutschlands Wirtschaft kriselt, verlagern Firmen ihre Produktion ins Ausland. Zum Beispiel verstärkt nach Indien, wo Arbeitskräfte günstig sind und die Energiepreise niedrig.16.09.2024 | 2:19 min

    Kampfeslustiger Wirtschaftsminister

    China überschwemmt mit billigen Produkten den Weltmarkt: dieses Thema zieht sich durch fast alle Interviews, die wir führen, von der Stahl- bis zur Solarbranche. Und daran anschließend immer die Frage: Wie soll, wie kann Deutschland darauf reagieren?
    Während die einen auf die Kraft des Marktes setzen, setzt Robert Habeck auf mehr Geld, mehr Schulden für die heimische Wirtschaft. Angesprochen auf die chinesischen Subventionen, wird der grüne Wirtschaftsminister kampfeslustig:

    Wir haben uns die Hände hinter dem Rücken gebunden. Die anderen haben sich Hufeisen eingewickelt in die Boxhandschuhe - und wir gehen so in den Boxkampf. Das ist ein ungleicher Kampf!

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck

    Oder sind wir zu faul geworden?

    Vielleicht aber liegt die aktuelle Schwäche unserer Wirtschaft nicht nur am Geld - sondern auch an unserer Einstellung. Das fragen wir uns zumindest in Griechenland. Ausgerechnet dort, bei den Griechen, die manche in der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt noch als "faul" verhöhnt hatten, treffen wir Mariella Röhm-Kottmann. Eine Deutsche, die auf eine erfolgreiche Karriere in der deutschen Wirtschaft zurückblickt.
    Wirtschaftsentwicklung in Griechenland
    Nach den Krisenjahren scheint die griechische Wirtschaft dank des florierenden Tourismus inzwischen stabiler denn je. Dennoch sind die Lebensmittelpreise für die meisten Verbraucher zu hoch.14.11.2023 | 2:11 min
    Seit dem Frühjahr arbeitet Röhm-Kottmann als Finanzchefin des griechischen Batterieherstellers Sunlight in Athen. Seit der großen Krise, sagt sie, habe sich das Land gewandelt. Gut ausgebildete Griechen kehren zurück ins Land, auch zu ihrem Batteriehersteller Die Leute seien wieder "hungrig", es gebe eine Aufbruchstimmung.

    Also genau das, was uns in Deutschland fehlt?

    Ja, sagt Röhm-Kottmann, wir hätten es uns in Deutschland wohl einfach zu gemütlich gemacht. Aber sie sagt auch: Wir hätten die Kraft und Möglichkeiten, den Umschwung zu schaffen. "Wir müssen es nur angehen."
    Florian Neuhann leitet das ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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