KfW-Report: Mehr Neugründungen, aber keine Trendwende

    KfW-Report:Lahmende Konjunktur bremst Neugründungen aus

    von Mischa Ehrhardt
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    Die Zahl von Neugründungen ist nach Daten der staatlichen KfW im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Die lahmende Konjunktur verspricht auch in diesem Jahr wenig Impulse.

    Eingang der Kreditanstalt für Wiederaufbau
    Es geht mit den Neugründungen wieder leicht aufwärts - aber es fehlen wichtige Impulse für Gründer, warnt die KfW
    Quelle: imago/Jan Huebner

    Nach dem deutlichen Rücksetzer in der Krise 2022 haben sich im vergangenen Jahr wieder etwas mehr Chancen und Möglichkeiten für Existenzgründerinnen und Existenzgründer ergeben. Die staatliche KfW hat einen leichten Anstieg um drei Prozent registriert. Damit sind nach jüngsten Daten der staatlichen Förderbank 568.000 Menschen den Schritt in eine berufliche Selbstständigkeit gegangen.
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    Frauen gründen verstärkt im Nebenerwerb

    "Die erste Hauptbotschaft ist, dass die Zahl der Existenzgründungen wieder leicht zulegt, dass aber nennenswerte konjunkturelle und arbeitsmarktseitige Impulse fehlen", fasst KfW-Chefvolkswirtin, Fritzi Köhler-Geib, die Ergebnisse des Gründungsmonitors zusammen. Das zeigt sich vor allem im Vollerwerb - denn hier sind die Neugründungen um acht Prozent vergleichsweise deutlich zurückgegangen; Nebenerwerbsgründungen dagegen legten um elf Prozent zu.
    Und hier zeigt sich auch ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen. Bei Frauen ist der Anstieg der Nebenerwerbsgründungen mit 22 Prozent doppelt so hoch wie im Durchschnitt insgesamt.

    Das hat schon auch etwas mit Rollenbildern in der deutschen Gesellschaft zu tun. Dass eben nach wie vor ein größerer Anteil der Care-Arbeit bei Frauen anfällt.

    Fritzi Köhler-Geib, KfW-Chefvolkswirtin

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    Startup-Gründungen gehen zurück

    Der wirtschaftliche Gegenwind und eine damit eher ungünstige Zeit für Neugründungen zeigt sich auch daran, dass weniger Menschen Pläne hegen, sich selbstständig zu machen: Waren es 2022 noch 4,5 Prozent der Menschen zwischen 18 und 64 Jahren, ist deren Zahl im vergangenen Jahr auf 3,6 Prozent gefallen.
    Das wirtschaftliche Umfeld aus hoher Inflation, steigenden Zinsen und Unsicherheit hat auch zu deutlich weniger Startup-Gründungen geführt. "Das Jahr 2023 war sicherlich kein einfaches Jahr für Start-ups", sagt Christoph Stresing gegenüber ZDFheute. Er ist Geschäftsführer des Startup-Verbandes. "Die Finanzierung gingen runter, die Neugründungen auch".
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    Während der Gründungsmonitor der KfW jede Existenzgründung und damit jeden Schritt von Menschen in die Selbstständigkeit misst, hat der Verband ein engeres Verständnis von Startup-Unternehmen. Gezählt werden nur Geschäftsgründungen, die Innovation versprechen, sodass daraus wachsende Unternehmen entstehen können. Der Verband hat im vergangenen Jahr 2.500 solcher Neugründungen gezählt, was einem Rückgang um fünf Prozent entspricht.

    Mangelware Risikokapital

    Dabei hat es nach Beobachtungen des Verbandes auch deutliche Verschiebungen gegeben. Zum einen sind Unternehmensgründungen im Fintech-Bereich zurückgegangen. Die hatten während der Pandemie einen Boom erlebt. Auf der anderen Seite sind im vergangenen Jahr viele Unternehmen an den Start gegangen, die im wachsenden Markt von KI-Anwendungen mitspielen wollen.
    Allerdings ist es für junge Unternehmen in Deutschland - im Vergleich etwa zu den USA - mitunter nicht einfach, an Kapital zu kommen. "Allgemein ist der Faktor der Investitionen im Bereich Risikokapital in den USA im Vergleich zu Europa um ein Sechsfaches höher; im Bereich KI sogar um ein Zwölffaches", stellt Christoph Stresing fest.
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    Ausblick für Neugründungen verhalten

    Die Situation dürfte sich auch erschwert haben durch die vergleichsweise hohen Zinsen, die grundsätzlich Finanzierungen im vergangenen Jahr erschwert haben.

    Es wird schon so sein, dass Gründerinnen und Gründer sehr genau überlegen, wieviel sie investieren und finanzieren können. Das kann also durchaus ein Effekt der Zinswende sein.

    Fritzi Köhler-Geib, KfW-Chefvolkswirtin

    Zwar hat die Europäische Zentralbank vor wenigen Tagen zum ersten Mal wieder die Zinsen gesenkt. Allerdings dürfte ein weiterer Rückgang der Zinsen sich hinziehen. Zusammen mit der erst allmählich und langsam sich erholenden Konjunktur spricht das schließlich dafür, dass sich auch in diesem Jahr die Gründungstätigkeit eher verhalten entwickeln dürfte.
    "Für das laufende Jahr ist vom makroökonomischen Umfeld weiter wenig Rückenwind zu erwarten. Zusammen mit einer deutlich gesunkenen Zahl an Gründungsplanungen im vergangenen Jahr dürfte dies leider wieder für einen Rückgang der Gründungstätigkeit 2024 sorgen", prognostiziert die KfW-Chefvolkswirtin.

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