Importpreise sinken: Erdgas und Strom 70 Prozent billiger
Deutschland importiert billiger:Erdgas und Strom rund 70 Prozent billiger
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Die Preise für Einfuhren sind im September stark zurückgegangen. Insbesondere der Import von Erdgas und Strom wurde günstiger - mit Folgen für die Inflation in Deutschland.
Die Preise für Gas waren infolge des Angriffskriegs auf die Ukraine stark gestiegen (Symbolbild)
Quelle: Jens Büttner/dpa
Die deutschen Importpreise sind auch im September stark zurückgegangen und deuten damit eine weitere Entspannung bei der Inflation an. Die Einfuhren verbilligten sich um durchschnittlich 14,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.
"Ausschlaggebend für die starken Rückgänge ist vor allem ein Basiseffekt durch die hohen Preissteigerungen im Vorjahr aufgrund des Kriegs in der Ukraine", heißt es in der Mitteilung. Bereits im August (-16,4 Prozent) und Juli (-13,2 Prozent) hatten sich die Einfuhren merklich verbilligt. Von August auf September stiegen die Preise hingegen um 1,6 Prozent.
Inflation ist der Prozess der Geldentwertung, der sich durch allgemeine Preiserhöhungen bemerkbar macht. Mit dem verfügbaren Einkommen kann dann weniger gekauft werden. Man spricht davon, dass die Kaufkraft sinkt. Deflation beschreibt den umgekehrten Prozess: Die Preise sinken, man kann sich von seinem Einkommen mehr leisten.
Die Inflation wird mithilfe des Verbraucherpreisindex berechnet. Er misst die durchschnittlichen Preise von Waren und Dienstleistungen für den privaten Konsum. Von Energie über Lebensmittel bis hin zu Friseurbesuchen oder Pauschalreisen. Vergleicht man den heutigen Verbraucherpreisindex mit dem Wert zwölf Monate zuvor, erhält man die Inflationsrate.
Als Grundlage für den Verbraucherpreisindex dient ein repräsentativer Warenkorb mit rund 700 Arten von Gütern. Darin befinden sich alle möglichen Produkte und Dienstleistungen, die tagtäglich gekauft oder in Anspruch genommen werden. Jedes Produkt wird dabei unterschiedlich gewichtet, weil die Menschen anteilig zum Beispiel mehr Geld für die Miete als für Kleidung ausgeben. Wenn die Bürger*innen ein Produkt nicht mehr kaufen, fliegt es aus dem Warenkorb. Geben die Menschen anteilig mehr für bestimmte Produkte aus, bekommen sie ein höheres Gewicht im Korb und werden wichtiger bei der Berechnung der Inflation.
Zum einen gehen dann Preiserheber*innen für das Statistische Bundesamt in Geschäfte und checken die Preise. Zum anderen werden viele Preise auch online verfolgt, beispielsweise für Bücher oder Bahnreisen.
Günstigere Importe verringern Inflation
Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen sinkende Einfuhrpreise verzögert auch bei der allgemeinen Inflation an. Die allgemeinen Lebenshaltungskosten sind im Oktober mit 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat so niedrig wie seit August 2021 nicht mehr.
Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)
ZDFheute Infografik
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Viele dieser Güter waren ein Jahr zuvor kriegsbedingt knapp und hatten sich deshalb merklich verteuert. Im Vergleich zum August 2023 verteuerten sich die Energieeinfuhren jedoch insgesamt um knapp zehn Prozent.
Erdgas kostete 12,3 Prozent mehr.
Erdöl war 9,2 Prozent teurer.
Mineralölerzeugnisse kosteten 8,1 Prozent mehr.
Elektrischer Strom war 7,5 Prozent teurer.
Steinkohle war 6,2 Prozent teurer.
Langfristig haben die Einkaufspreise auch einen Effekt auf den Verkaufspreis von Erdgas:
Erdgaspreis
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Die Preise für importierte Konsumgüter verbilligten sich mit minus 0,1 Prozent im Vergleich zum September 2022 kaum. Das bedeutet jedoch nicht, dass bestimmte Güter nicht teurer wurden. Auch wenn bei Nahrungsmitteln im Schnitt der Preis fast unverändert blieb, stiegen die Einkaufspreise für diese Lebensmittel:
Schweinefleisch kostete 13,3 Prozent mehr.
Obst- und Gemüseerzeugnisse stiegen im Preis um 6,4 Prozent.
Getränke wurden 6,1 Prozent teurer.
Günstiger im Vergleich zum Vorjahresmonat waren hingegen:
Milch und Milcherzeugnisse (-14,9 Prozent)
Pflanzliche und tierische Öle und Fette (-12,0 Prozent)
Die Einfuhrpreise beeinflussen auch die Verbraucherpreise, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Im Kampf gegen die hohe Inflation hatte die EZB ihre Leitzinsen seit Sommer 2022 kräftig angehoben. Zuletzt aber hat die Notenbank angesichts gesunkener Inflationsraten nicht weiter an der Zinsschraube gedreht.
Gute Nachrichten für Verbraucher: Die Großhandelspreise sind gesunken und verzeichnen den stärksten Rückgang seit 2020. Deutschland darf auf weniger Inflation hoffen.