Interview
Arbeitsagentur-Chefin :Nahles für Arbeitszeitmodell nach Lebensphase
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Weniger arbeiten? Mehr Work-Life-Balance? Im ZDF-Interview plädiert Arbeitsagentur-Chefin Andrea Nahles dafür, die Arbeitszeit an die jeweilige Lebensphase anzupassen.
Die deutsche Wirtschaft blickt sorgenvoll auf die Konjunkturflaute - und auch auf dem Arbeitsmarkt macht sich diese zunehmend bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen ist nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im Juli erneut gestiegen.
Eines der drängendsten Probleme bleibt jedoch der Fachkräftemangel - und der fängt zum Teil schon beim Nachwuchs an. Zu Beginn des Ausbildungsjahres waren noch 228.000 Lehrstellen unbesetzt. Im ZDF-Interview erläutert die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, wie sie den Arbeitsmarkt beobachtet und blickt in die Zukunft.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge:
Das sagt Andrea Nahles ...
... zu den aktuellen Arbeitsmarktzahlen:
"Nach drei Monaten Nullwachstum, das wir jetzt hatten, hält sich der Arbeitsmarkt tatsächlich gut. (...) Das eigentliche zugrunde liegende dominante Thema ist die demografische Entwicklung. Der Fachkräftemangel ist einfach noch stärker als der Einbruch im wirtschaftlichen Bereich."
... zur Rolle der Bundesagentur für Arbeit:
"Also wir sind momentan in der Transformation, also wir sind zum Beispiel mit sowas wie Arbeitsmarktdrehscheiben unterwegs, wenn wir merken, dass ein Unternehmen Arbeitsplätze abgibt, Leute entlassen muss, dann wird, wenn es nach uns geht, gar keine Arbeitslosigkeit entstehen.
Sondern wir suchen dann schon in der Region, Arbeitsmarktdrehscheibe, Arbeitgeber, die dringend Fachkräfte suchen. Das ist eigentlich die Arbeitsmarktpolitik, wie wir sie sehen als Transformationsbegleitung. Das hat auch unsere Rolle in der Arbeitsmarktpolitik deutlich verändert in den letzten Jahren."
... zu neuen Arbeitszeitmodellen:
"Ich würde mir mal angucken, wann wollen und wie wollen die Leute arbeiten. Ich kann es von mir selber sagen:
Da musste ich gucken, wie ich das mit dem Familienleben und der Betreuungszeit hinbekomme. Und dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind, geht vielleicht wieder mehr.
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Wenn man älter wird, über 60, dann ist man vielleicht gerne dabei, aber vielleicht nicht mehr ganz mit den Überstundenkonten, mit denen man es früher geschafft hat. Also, wofür ich plädiere, ist, sich die Lebensphasen anzugucken.
(...) Ich kann nur darauf hinweisen, was wir beobachten. Wir haben Leute, die auch nach Eintritt des Rentenalters noch freiwillig weiterarbeiten. Wir haben eine Frauenerwerbsbeteiligung, die gut ist. Die Frauen arbeiten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern halt deutlich weniger Arbeitsstunden. Da genau hinzugucken, wie kann man denn wirklich auf die Lebensrealitäten der einzelnen Leute eingehen, bringt, glaube ich, einen Teil der Lösung dieses Problems."
Mit Material von dpa
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