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Mehr Konkurrenz und hohe Kosten:Kunststoffhersteller in schwerer Krise
von Mischa Ehrhardt
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Die Umsatzzahlen deutscher Kunststoffhersteller sind eingebrochen. Produktionen finden mehr in Asien oder den USA statt. Der Kunststoffverband fordert bessere Rahmenbedingungen.
Jedes Jahr fallen in Deutschland über 20 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an.
Quelle: dpa
Ob Trinkflaschen, Autositze oder Gehäuse von Elektrogeräten: Plastik und Kunststoffe sind aus dem Alltag nicht wegzudenken. Beim Kunststoffverband auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt allerdings ist ein gewisser Alarmismus nicht zu überhören.
"Der kunststofferzeugenden Industrie geht es schlecht und die Prognosen für 2024 sehen anhaltend düster aus", sagte der Vorstandsvorsitzende von Plastics Europe Deutschland, Ralf Düssel. Der Verband vertritt die Interessen der deutschen Kunststofferzeuger und ist Teil des europäischen Netzwerkes. "Dies ist ohne Frage die schwerste ökonomische Krise seit dem Bestehen unserer Industrie".
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Umsatzeinbruch trotz 28 Milliarden Euro Einnahmen
In Deutschland haben die Kunststoffhersteller im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von knapp 28 Milliarden Euro gemacht, das entspricht allerdings einem Einbruch um fast 22 Prozent. Bereits das Vorjahr 2022 war wirtschaftlich schlecht ausgefallen.
So ging nach Angaben des Verbandes der europäische Marktanteil an der Weltproduktion an Kunststoffen zwischen 2017 und 2022 deutlich zurück, von 19 auf rund 14 Prozent.
Gegenwind spürt die Branche vor allem durch die lahmende Konjunktur im Inland. Hier ist der Rückgang der Auftragseingänge besonders stark. Allerdings belastet die Branche auch die globale Nachfrageschwäche und geopolitische Spannungen. "Das wirtschaftliche Umfeld bleibt angespannt, die Nachfrage nach Kunststoffen aus den Kundenindustrien wird voraussichtlich verhalten bleiben", so Carolina Hupfer.
Hohe Energiekosten schmälern die Margen
Die vier größten Absatzmärkte der Kunststofferzeuger sind Verpackungen, der Baubereich, die Automobilindustrie und die Elektro- und Digitalindustrie. Während Carolina Hupfer erwartet, dass die Nachfrage nach Verpackungen in diesem Jahr stabil bleibt oder nur leicht zurückgehen wird, rechnet sie mit weiter stärkerem Gegenwind in den anderen drei Bereichen.
Hohe Bau- und Materialkosten und gestiegene Zinsen haben der Baubranche einen Dämpfer versetzt.02.01.2024 | 3:00 min
Denn der Bausektor befindet sich in einer tiefen Krise, weil hohe Materialkosten und die vergleichsweise hohen Zinsen die Neubautätigkeit stark bremsen. Die Elektroindustrie spürt die Kaufzurückhaltung von Konsumenten, die aufgrund der Inflation Kaufkraft verloren haben und sich mit Neuanschaffungen zurückhalten.
Der Verband der Automobilindustrie rechnet mit einem Absatzminus auch in diesem Jahr - auch aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Schwäche. Die Lage der Branche erschwert, dass die Unternehmen zum einen mit hohen Kosten umgehen müssen, weil vor allem die Energiekosten stark gestiegen sind. Mit der zunehmenden internationalen Konkurrenz schmälert das die Margen der Unternehmen.
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Nachhaltigkeit erfordert neue Investitionen
Zugleich muss sich der energieintensive Wirtschaftszweig auch in Richtung Nachhaltigkeit transformieren, was Investitionskosten erfordert. In dieser Situation versuchen die Unternehmen vor allem, ihre Kosten zu senken. Stellenabbau ist dabei nicht ausgeschlossen. So hat vor wenigen Tagen etwa der drittgrößte Chemiekonzern Evonik den Abbau von 2.000 Stellen bekannt gegeben.
Bei Kunststoffen geht der aktuelle Trend hin zur Beschleunigung und Intensivierung der Kreislaufwirtschaft, sprich: des Recyclings von Kunststoffen. Aktuell liegt der Anteil EU-weit bei knapp 20 Prozent. Bis 2050, so prognostiziert die Branche, könnte der Anteil zirkulär hergestellter Kunststoffe auf 65 Prozent steigen.
Europa bisher Vorreiter bei Kreislaufwirtschaft
Dabei spielten Deutschland und Europa eine wichtige Rolle, weil ein Großteil der notwendigen und zukunftsträchtigen Innovationen von hier kämen. Damit das so bleibe, seien bessere Rahmenbedingungen durch die Politik nötig. Das Wachstumschancengesetz wäre nach Ansicht des Verbandes dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
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Allerdings sei das aktuell im Vermittlungsausschuss vorliegende Kompromissangebot der Ampel ein "zahnloser Tiger", weil etwa die im Gesetzentwurf vorgesehenen Investitionsprämien weggefallen sind.
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