WWF-Studie: Wie deutsche Chemieparks das Klima belasten

    Studie: 23 Millionen Tonnen CO2 :Wie deutsche Chemieparks das Klima belasten

    von Gregor Lischka
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    Die zwölf größten deutschen Chemieparks haben einer Studie zufolge 2022 rund drei Prozent der deutschen CO2-Emissionen verursacht. Kann die Chemieindustrie klimaneutral werden?

    Leuna: Die drei neuen Schornsteine eines neuen Gaskraftwerks ragen in den Himmel über dem Chemiepark. Leuna gilt als der flächenmäßig größte Standort der Branche in Deutschland
    Leuna in Sachsen-Anhalt gilt als der flächenmäßig größte Standort der Chemiebranche in Deutschland
    Quelle: Jan Woitas

    "The dirty dozen" - das schmutzige Dutzend - so nennt die Umweltschutzorganisation WWF die zwölf klimaschädlichsten Chemieparks in Deutschland. Die Datengrundlage für diesen wenig schmeichelhaften Titel bietet eine Studie, die der WWF beim Ökoinstitut in Auftrag gegeben hat.
    Demnach verursachten die zwölf größten Chemieparks in Deutschland insgesamt Emissionen in Höhe von rund 23 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2022. Insgesamt drei Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland stammen demnach allein aus diesen zwölf großen Chemieparks.

    BASF Ludwigshafen – 5,9 Mio t. CO2

    INEOS/Currenta Köln – 3,6 Mio t. CO2

    Bassel Wesseling – 2,1 Mio t. CO2

    Evonik Marl – 2,1 Mio t. CO2

    InfraLeuna Leuna – 1,8 Mio t. CO2

    SKW Piesteritz Wittenberg – 1,8 Mio t. CO2

    Yara Brunsbüttel – 1,4 Mio t. CO2

    Currenta Leverkusen – 1,1 Mio t. CO2

    DOW Olefinverbund Schkopau – 1,1 Mio t. CO2

    Currenta Krefeld – 0,8 Mio t. CO2

    Infraserv Frankfurt-Höchst – 0,7 Mio t. CO2

    Basell Münchsmünster – 0,5 Mio t. CO2

    Ludwigshafen: Industrieanlagen stehen auf dem Werksgelände des Chemiekonzerns BASF.
    BASF sorgt unter anderem durch ihren Industriepark in Ludwigshafen für die höchsten CO2-Emissionen unter den deutschen Chemieparks.
    Quelle: Uwe Anspach

    Hoher Energiebedarf in Chemieparks

    "Ein klimafreundlicher Umbau der zwölf größten Chemieparks würde also einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz in Deutschland leisten", schlussfolgert Viviane Raddatz, Fachbereichsleiterin Klimaschutz und Energiepolitik vom WWF.
    Das Problem: Um die gewünschten chemischen Prozesse einzuleiten, benötigen die Chemieunternehmen und Standortbetreiber jede Menge Energie - und die stammt aktuell noch meist aus fossilen Quellen.
    Industrielle Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen etwa sind laut der Studie für 40 Prozent der Emissionen in den Chemieparks verantwortlich - sie werden aktuell noch überwiegend mit Erdgas betrieben. Sogenannte Steamcracker spalten Mithilfe von heißem Wasserdampf große Moleküle auf und sind meist auf Rohbenzin angewiesen - sie sind laut Studie für 24 Prozent der Emissionen in den Chemieparks verantwortlich.

    Chemische Industrie ist eine deutsche Schlüsselindustrie

    Hinzu kommt: Die Standorte und die vielfältigen Produkte, die dort hergestellt werden, haben eine große wirtschaftliche Bedeutung. Das zeigt das Beispiel Frankfurt-Höchst. In dem hessischen Chemiepark produzieren die BASF und Bayer, die zwei größten deutschen Chemiekonzerne, Agrochemikalien.
    Andere Firmen nutzen den Standort zur Produktion von Kunststoffen und Polymeren - die finden sich nicht nur in Plastik und unserem Verpackungsmüll wieder, sondern werden auch in der Medizintechnik oder Technologien für Erneuerbare Energien benötigt. Auch Medikamentenwirkstoffe werden dort produziert.
    Etliche leere, zusammengepresste Plastikflaschen, teilweise als Müllballen zusammengezurrt, liegen auf einer Wiese. Im Hintergrund sind grüne Büsche und Bäume.
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    Kann die Chemieindustrie auch Klimaschutz?

    Grundlegend sei daher die Umstellung der Produktionsprozesse auf Strom aus erneuerbaren Energien, heißt es in der Studie des WWF. Dieser Strom könne die industriellen Prozesse elektrifizieren und zur Herstellung von grünem Wasserstoff genutzt werden.
    Angesichts der Komplexität chemischer Wertschöpfungsketten in den Chemieparks und der starken Exportorientierung der chemischen Industrie in Deutschland, sieht Christoph Reißfelder, Leiter für Energie- und Klimapolitik beim Chemiekonzern Covestro, allerdings noch einige Herausforderungen auf die deutsche Politik zu kommen.

    Wir müssen das Stromangebot steigern und wir müssen auch sicherstellen, dass Strom zu jeder Zeit in ausreichenden Maßen zur Verfügung steht.

    Christoph Reißfelder, Leiter Energie- und Klimapolitik Covestro

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    WWF: Klimaneutrale Zukunft für Chemiebranche möglich

    Gleichzeitig müssten die Kosten für die Chemieunternehmen, die sich meist im internationalen Wettbewerb befinden, beherrschbar bleiben. Reißfelder bekräftigt trotz dieser massiven Herausforderungen, dass Covestro beabsichtige, bis 2035 klimaneutral zu wirtschaften.
    Auch Viviane Raddatz vom WWF hält eine klimaneutrale Zukunft für die Chemiebranche in Deutschland für möglich. Um aus dem "schmutzigen" ein "sauberes" Dutzend zu machen, bedürfe es aber nicht nur eines massiven Ausbaus der Erneuerbaren Energien, sondern auch eines Abbaus von fossilen Subventionen sowie eine Verringerung des aktuellen Ressourceneinsatzes.

    Deutschland kann ein wettbewerbsfähiger und attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben.

    Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik WWF

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