Hohe Zinsen: Ist ein KfW-Studienkredit noch sinnvoll?
Hohe Zinsen:Ist ein KfW-Studienkredit noch sinnvoll?
von Nathalie Hasselblatt
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Schuldenfalle Studium? Die Zinsen für Studienkredite der KfW-Bank sind stark gestiegen. Studentenvertreter raten vom Kredit ab - für die Studienfinanzierung sei er ungeeignet.
Die Zinsen für Studierende, die bei der KfW-Bank einen Studienkredit aufgenommen haben, sind massiv gestiegen.
Quelle: dpa
Der Studienkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) - bis vor wenigen Jahren war er noch ein beliebtes Finanzierungsmittel für das Studium. Heute steht er dagegen massiv in der Kritik.
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Der Grund: Gestiegene Zinsen, aktuell liegen sie bei 9,01 Prozent, die die KfW mit dem hohen Referenzzinssatz Euribor, zu dem sich Banken in der EU untereinander Geld leihen, rechtfertigt. Im Oktober 2021 lag der Zinssatz für einen KfW-Studienkredit noch bei 3,76 Prozent.
"Keine Lust auf riesigen Schuldenberg"
"Ich habe eigentlich keine Lust auf einen riesigen Schuldenberg am Ende meines Studiums", sagt die Germanistik-Studentin Fabienne. Die 28-Jährige bezieht den Kredit seit der Corona-Pandemie, als noch ein Nullzinssatz bestand. Mit Blick auf die hohen Zinsen und die damit wachsende Belastung für Studierende denkt sie nun über Alternativen nach.
Der Zinssatz des KfW-Studienkredits ist variabel und wird alle sechs Monate angepasst.
Momentan liegt er mit 8,66 Prozent Sollzins (effektiv 9,01 Prozent inkl. Verwaltungsgebühren) auf Rekordniveau, bis Herbst 2022 lag er dagegen noch bei 0 Prozent, da der Staat den Zins während der Pandemie übernommen hatte.
Die KfW begründet die Anhebung mit dem stark gestiegenen Referenzzinssatz Euribor. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Banken in der EU untereinander kurzfristig Geld leihen. An ihm orientiert sich die KfW. Gleichzeitig müsse sie das hohe Kreditausfallrisiko, das einige Studierende mitbringen, am Finanzmarkt refinanzieren, so die KfW: Auch das treibe den Zins nach oben.
So zahlten beispielsweise die Kreditnehmer*innen im Februar im Schnitt ganze 85,74 Euro allein für Zinsen, im Januar waren es noch 60,70 Euro - eine Steigerung um 41 Prozent. Dies geht aus einer Antwort des Bildungsministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor.
Der Studienkredit wird in monatlichen Tranchen von 100 bis 650 Euro ausgezahlt.
Der Zinssatz wird dabei in der Regel direkt von der Auszahlung abgezogen. Dieser Betrag wird also gar nicht erst an die studierende Person ausgezahlt. Er wird aber am Ende dennoch auf die Kreditsumme addiert, die sie zurückzahlen muss.
Der Abzug bemisst sich an der bisher gewährten Kreditsumme.
Beispiel: Beträgt der Studienkredit 6.000 Euro und der Zins wie aktuell 9,01 Prozent, so gehen von der monatlichen Auszahlungsrate allein 45 Euro für die Zinsen ab. Bei 10.000 Euro Kreditsumme sind es schon 75 Euro an Zinsen. Je höher die Kreditschuld also bereits ist, desto höher der Zinsabzug.
Während der Tilgungsphase fallen weiter Zinsen an, bis die Kreditsumme zurückgezahlt ist. Das Studierendenwerk Gießen mahnt deshalb: "Die Rückzahlung so früh und so hoch wie möglich angehen, Sondertilgungen sind dabei zum Glück kostenfrei. Eventuell kann man auch über eine Ablösung mit einem günstigeren Kredit nachdenken."
Ob so eine Umschuldung auf einen anderen Kredit Sinn ergibt, kommt aber auf den Einzelfall an. Vorteile des KfW-Kredits sind nämlich wiederum, dass kein Schufa-Eintrag anfällt und er flexibel rückzahlbar ist.
Für die Rückzahlungsphase des KfW-Kredits kann ein Festzins vereinbart werden. Bei den aktuell hohen Zinsen sollte man sich das aber gut überlegen, denn die Option ergibt nur Sinn, wenn man an weiter steigende Zinsen glaubt.
Zahl der Anträge gesunken
Dass die enormen Zinsen nicht ohne Wirkung bleiben, zeigt die Entwicklung der Antragszahlen für Studienkredite bei der KfW. Während im Rekordjahr 2020 aufgrund von Corona und der Nullzinsregelung noch knapp 43.000 Anträge eingingen, waren es in der ersten Jahreshälfte 2023 lediglich knapp 4.400.
Dabei stellt der in monatlichen Tranchen von 100 bis 650 Euro ausgezahlte Kredit für viele die nahezu einzige Möglichkeit zur Studienfinanzierung dar. Vor allem Studierende, die keinen Anspruch auf BaföG oder kein Stipendium haben und auch keine Finanzspritzen aus dem privaten Umfeld erwarten können, haben auf das Angebot der KfW gesetzt - so wie Fabienne bisher auch.
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Kritik an hohen Zinsen für Studienkredite
Sorgen um möglicherweise nicht sinkende Zinsen sollten eigentlich nicht Teil einer optimalen Bildungsfinanzierung sein, betont Niklas Röpke. Das Vorstandsmitglied des Freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften (fzs) e. V. erklärt:
Auch Christian Görke von der Gruppe Die Linke im Bundestag sagt, die Höhe von Zinsen sei schließlich "kein Naturgesetz". Bereits in der Finanzkrise und in der Corona-Pandemie sei "politisch eingegriffen" worden.
Die Phasen des KfW-Studienkredits
ZDFheute Infografik
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Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte eine Art Eingreifen - wenn auch vage - im Herbst angedeutet. So hieß es, man müsse "eruieren, ob tragbare Möglichkeiten bestehen, zu dauerhaft niedrigeren Zinsen beim KfW-Studienkredit zu gelangen".
Allerdings teilte das Bildungsministerium auf ZDF-Anfrage nun mit: "Die Ausgestaltung der Darlehensbedingungen des als Eigenmittelprogramm der KfW konzipierten Studienkredits obliegt grundsätzlich der KfW und damit ihrer Verantwortung."
BaföG-Reform - Signalwirkung für Studienkredit?
Dass die kürzlich vom Bundeskabinett auf den Weg gebrachte BaföG-Reform, die ein Flexibilitätssemester und eine Studienstarthilfe im Wert von 1.000 Euro vorsieht, eine gewisse Signalwirkung für die KfW haben könnte, hält Röpke für unwahrscheinlich. Nur weil das eine der beiden voneinander unabhängigen Projekte reformiert wird, müsse das andere nicht sofort selbst eine Neuerung in Betracht ziehen.
"Bundesweit werden gerade Tarifverträge neu verhandelt, nur bei Studierenden gibt es kein Mehrgeld", so Niklas Röpke, Vorstandsmitglied der Bundesstudierendenvertretung fzs.
06.03.2024 | 6:22 min
Aber selbst wenn es eine Änderung bei der KfW geben sollte, raten Röpke und seine fzs-Kollegen vom KfW-Angebot ab: "Unserer Auffassung nach sind Kredite keine geeignete Form der Studienfinanzierung."
Vor allem in späteren Studienphasen können andere Kredite günstiger sein als der KfW-Kredit:
der Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes mit einer monatlichen Auszahlung von bis zu 300 Euro über maximal vier Semester
das zinslose Staatsdarlehen des Bafög als Hilfe zum Studienabschluss: möglich, wenn man die reguläre Förderungshöchstdauer überschreitet, aber nur noch zwölf Monate bis zum Abschluss braucht
Manche Studierendenwerke wie etwa in Gießen bieten zinsfreie Studienabschlussdarlehen gegen Bürgschaft an: So ein Darlehen kann man ebenfalls für die letzten zwölf Monate des Studiums bekommen.
KfW: Festzinskonditionen werden sinken
Ein wenig Hoffnung für die Studierenden, die weiterhin auf den KfW-Kredit setzen, besteht jedoch. So bestätigt KfW-Sprecherin Sybille Bauernfeind auf ZDFheute-Nachfrage, dass zumindest die Festzinskonditionen im Frühjahr sinken werden. In welchem Ausmaß ließ sie offen.
Die genaue Zahl wird von der KfW am 1. April veröffentlich - pünktlich zum Semesterstart, vielleicht zu spät für Fabiennes Entscheidung über ihren Kredit.
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