Influencer für iGenius: Einfach Geld per Handy verdienen?

    Influencer werben für iGenius:Einfach schnell Geld mit dem Handy verdienen?

    von Aron Doll und Kim Plettemeier
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    Nebenbei mit dem Handy Geld verdienen? Ein selbstbestimmtes Leben dank finanzieller Freiheit? Damit werben Firmen wie iGenius auf Social Media. Doch was steckt wirklich dahinter?

    Thumbnail Die Spur: iGenius - Schnelles Geld oder großer Bluff?
    Das Unternehmen iGenius verspricht finanzielle Unabhängigkeit. Insbesondere junge Frauen werden davon angelockt.11.09.2024 | 28:35 min
    Wer auf Social Media-Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube unterwegs ist, kennt die Werbung, die verspricht, mit wenigen Klicks und geringem Zeitaufwand Geld zu verdienen. In Direktnachrichten versuchen junge Frauen die Empfänger etwa für Unternehmen wie iGenius zu gewinnen.
    iGenius - laut eigener Aussage ist das Unternehmen in 123 Ländern tätig und bietet über 20 Produkte an. Die sollen helfen, reich zu werden.

    iGenius: Mit "female empowerment" Finanzsektor erobern

    Das eigentliche Hauptprodukt sind Lernvideos und Live-Sessions, mit denen man das Traden lernen soll. Außerdem bietet iGenius unter anderem Zugang zu einer Trading-KI, die automatisch Kryptowährungen handeln soll.
    Influencerinnen von iGenius werben mit "female empowerment" gezielt junge Frauen an, um im männerdominierten Finanzsektor Fuß zu fassen. Influencer präsentieren sich auf Plattformen wie TikTok und Instagram als erfolgreiche Trader und versprechen ein Leben in Luxus.
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    Doch hinter den glamourösen Videos und pompösen "Women’s Galas" steckt ein Geschäftsmodell, das sich stark auf den Vertrieb und offenbar weniger auf den tatsächlichen Erfolg der Produkte stützt. Miguel Vees Raposo, ein Spitzenverdiener bei iGenius, erklärt:

    Ich habe 2023 circa 60 Prozent von dem, was ich verdient habe, mit Network Marketing und 40 Prozent durch Traden und Investieren eingenommen.

    Miguel Vees Raposo, iGenius-Trader

    Illegales Schneeballsystem: Mitgliederwerbung statt Produktverkauf

    Network-Marketing oder auch Multilevel-Marketing (MLM) ist im Prinzip eine neue Form des Direktvertriebs. Anstatt klassisch Freunde und Bekannte persönlich anzusprechen kann man heute mit Social Media ganze Netzwerke aufbauen, über die das Produkt verkauft und man selbst zum Vertriebspartner werden kann.
    Bitcoin
    Viel Geld durch Online-Trading, deshalb investiert ein Mann erst 100.000 Euro, dann immer mehr. Es meldet sich ein Fake-Finanzamt. Zu spät realisiert er: Es handelt sich um Betrug.31.05.2024 | 4:02 min
    Dank Smartphones und Social Media erreicht man Kunden direkt. Doch bei vielen Multi-Level-Marketing-Modellen stehen nicht die Produkte im Vordergrund, sondern das Anwerben neuer Mitglieder. Das ist illegal - ein Schneeball- oder Pyramidensystem. Diese zu erkennen, ist schwierig.
    Rechtsanwalt Christian Solmecke erklärt, wie man ein illegales Schneeballsystem erkennen kann: "Man könnte schauen: Wird hier wirklich was verkauft? Wie viel Geld verdient ein Verkäufer mit dem Produktverkauf im Vergleich zum Anwerben neuer Mitarbeiter?"

    Wenn die meisten in einem System nur Geld mit dem Anwerben neuer Mitglieder verdienen, haben wir ein illegales Schneeballsystem.

    Christian Solmecke, Rechtsanwalt

    iGenius-Vorgänger handelten schon mit fragwürdigen Finanzprodukten

    Eine ehemalige Teilnehmerin berichtet, sie habe ihre Mitgliedschaft gekündigt, nachdem sie durch die Versprechungen vom schnellen Geldverdienen in die Irre geführt worden war. Die hohen Kosten für das Einstiegspaket (1.499 Dollar) und monatliche Gebühren (175 Dollar) machten die Teilnahme für sie unrentabel.
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    Fragwürdige Geschäfte mit dem guten Gewissen: Immer mehr Menschen wollen mit ihrem Geld nachhaltig investieren. Dabei landet das Geld oft gar nicht in grünen Zukunftsprojekten.28.09.2022 | 28:47 min
    Doch nicht nur die Versprechen des schnellen Geldes sind fragwürdig, auch die Firmenhistorie von iGenius und das Firmennetzwerk, zu dem es gehört, liefern Anlass zur Skepsis.
    iGenius ist der dritte Anlauf einer Firma, die in verschiedenen Ausführungen Finanzprodukte anbietet und Multilevel Marketing betreibt. Bei den Vorgängerfirmen warnten Finanzbehörden, Geschäftspartner wurden anderweitig für Betrügereien verurteilt.

    Betrug und Geldwäsche auch bei Ex-CEO

    Der Mutterkonzern Investview hat ebenfalls eine bewegte Geschichte. Als Investview 1946 gegründet wurde, hieß das Unternehmen noch Uintah Mountain Copper Mining Company. Es besaß Schürfrechte für Quarz, aber nicht das dazugehörige Land. Über 50 Jahre geschah wenig, bis zur Jahrtausendwende verzeichnete das Unternehmen laut eigenen Angaben "keinerlei Einnahmen".
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    Sie werben auf Social Media mit ihrem Erfolg und versprechen: Jeder kann es schaffen. Sogenannte Finfluencer geben Tipps zur Geldanlage; manche gehen sogar noch weiter.15.11.2023 | 28:59 min
    Zwischen 2005 und 2012 wurde das Unternehmen viermal umbenannt und heißt seitdem Investview. Ein früherer CEO wurde unabhängig von den Investviewgeschäften wegen Betrug und Geldwäsche zu 16 Jahren Haft verurteilt und musste über 54 Millionen Dollar an Strafen und Entschädigungen zahlen.

    Traum vom großen Geld nur für wenige

    Finanzaufsichtsbehörden wie die deutsche BaFin sehen sich durch den Online-Betrieb von MLM-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Die Überprüfung dieser Firmen ist schwierig, da der Markt undurchsichtig und schnelllebig ist und internationale Zuständigkeiten oft nicht klar geregelt sind.

    "Die Spur": Sendungslogo
    Quelle: ZDF/finally

    In der ZDF-Mediathek finden Sie weitere Folgen des ZDF-Dokuformats "Die Spur".

    Auf Social Media wird iGenius als Plattform präsentiert, die schnelles Geld, flexibles Arbeiten und finanzielle Freiheit bietet - besonders für junge Frauen.
    Doch die ZDF-Doku "Die Spur: iGenius - Schnelles Geld oder großer Bluff" zeigt: Mit den Produkten von iGenius Geld zu verdienen, ist schwer. Das System lebt von der Anwerbung neuer Mitglieder. Und nur wenige realisieren den Traum vom großen Geld.

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