Künftig nur noch ein Pilot im Cockpit? Easa prüft Vorschlag

    Flugsicherheitsbehörde prüft:Künftig nur noch ein Pilot im Cockpit?

    von Mischa Ehrhardt
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    Flugzeugbauer wie Airbus lassen prüfen, ob künftig ein Pilot im Cockpit für den Großteil eines Fluges ausreicht. Gewerkschaften sehen darin eine Gefahr für die Flugsicherheit.

    Archiv: Ein Pilot sitzt am 24.02.2012 in Düsseldorf im Cockpit einer Boeing 737-800
    Wie viele Piloten braucht ein Flugzeug für einen sicheren Flug? (Symbolfoto)
    Quelle: dpa

    Statt zweien in Zukunft nur noch eine Pilotin oder ein Pilot im Cockpit von Linienflugzeugen? Dieser Vorschlag wird in der Flugbranche gerade ziemlich kontrovers diskutiert.
    Die Diskussion dreht sich um die kryptische Abkürzung "eMCO". Sie steht für "extended Minimum Crew Operations", einfach ausgedrückt also die Idee einer erweiterten Mindestbesatzung.

    Copilot nur in kritischer Phase von Start und Landung?

    Während heute Standard ist, dass zwei Piloten während der gesamten Dauer eines Fluges die Maschine überwachen und steuern, zielt der Vorschlag einer eMCO auf eine Doppelbesatzung nur während der kritischen Phase eines Fluges ab - also während des Starts und der Landung.
    In der Zwischenzeit des Reisefluges dagegen könnte ein Mann oder eine Frau allein das Ruder übernehmen, während der andere Pilot sich ausruht. Aktuell sind für lange Flüge drei Piloten im Einsatz, damit einer sich ausruhen kann und noch immer zwei das Cockpit steuern und überwachen.
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    "Der Vorstoß kommt jetzt, weil aus Sicht der Ingenieure der Flugzeughersteller die Technologie einen Status erreicht hat, dass man ernsthaft über so etwas nachdenken kann", sagt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt gegenüber ZDFheute.

    Und er kommt natürlich auch, weil Piloten teuer sind und in Zukunft Mangelware bleiben werden.

    Heinrich Großbongardt, Luftfahrtexperte

    Easa prüft Vorschlag

    Der aktuelle Vorstoß kommt vom Europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus und dem französischen Flugzeughersteller Dassault. "Technologisch ist es machbar", erklärte Christian Scherer, Chef des Verkehrsflugzeuggeschäfts bei Airbus, kürzlich in einem Interview.
    Auf Anfrage von ZDFheute heißt es bei Airbus, es handele sich um Studien, die Teil der Weiterentwicklung seien, um mit den technologischen Trends der Branche Schritt halten zu können. Crew und Pilot*innen würden immer die entscheidende Instanz bleiben. Der Automatisierung falle die Rolle der Assistenz zu und solle die Arbeitsbelastung senken.
    Nun liegt die Prüfung des Anliegens der Flugzeugbauer bei Easa, also der Agentur für Flugsicherheit der Europäischen Union. "Für die Easa ist die oberste Prämisse, dass die Sicherheit nicht beeinträchtigt werden darf", heißt es in Köln auf Anfrage, wo die Behörde ihren Sitz hat.

    Daher muss der Betrieb nachweislich mindestens so sicher sein wie der derzeitige Betrieb mit zwei Piloten, um eine Zulassung zu erhalten.

    Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa)

    Das Logo der Airbus-Gruppe in Suresnes, außerhalb von Paris.
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    Piloten sehen große Sicherheitsrisiken

    Genau das aber bezweifeln Vertreter der Pilot*innen rund um den Globus. Die nordamerikanische Pilotengewerkschaft ALPA sieht in dem Vorschlag eine Bedrohung für die Sicherheit in der kommerziellen Luftfahrt.
    Der Europäische Dachverband der Pilotenverbände hat eine europaweite Kampagne gestartet, um den Vorstoß der Flugzeugindustrie für eine reduzierte Cockpitbesatzung zu verhindern. Auch Frank Blanken, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit sagt:

    Die Zusammenarbeit von zwei Piloten im Cockpit als entscheidender menschlicher Faktor im Umfeld komplexer Technik bildet das Fundament für sichere Flüge.

    Frank Blanken, Vereinigung Cockpit

    Es sei schleierhaft, wie die gleiche Sicherheit im Flugverkehr mit einer reduzierten Cockpitbesatzung erreicht werden soll. Die Gewerkschaften warnen, dass sich bei nur einem Piloten die Arbeitsbelastung erhöhe, was zu Fehlern führen könne. Zudem sei im Fall der Handlungsunfähigkeit des Piloten ein Stellvertreter essentiell.
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    Luftfahrtexperte: Viele Fragen offen

    Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt kann die Skepsis der Piloten nachvollziehen. Denn gerade die Routineüberwachung während des Reisefluges sei ein vergleichsweise langweiliger Job, der das Risiko reduzierter Aufmerksamkeit mit sich bringe.

    Was ist, wenn sich tatsächlich Probleme sehr schnell entwickeln? Wie schnell ist dann der zweite Pilot im Cockpit? Wie schnell kann er dann mitarbeiten?

    Heinrich Großbongardt, Luftfahrtexperte

    Da seien noch ganz viele Fragen zu klären. "Ich verstehe die Skepsis der Pilotenorganisation und die Mahnung, da wirklich vorsichtig vorzugehen."
    Wann eine Entscheidung fallen könnte, ist offen. Die ursprünglich von den Herstellern vorgeschlagene Umsetzungsfrist habe sich bereits erheblich verlängert, seit die Easa stärker in die technischen Diskussionen eingebunden ist, teilte die Behörde mit.
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