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Inflation:Wann senkt die EZB die Leitzinsen?
von Frank Bethmann
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Die Teuerung geht zurück, doch für eine Entwarnung bei den Preisen ist es noch zu früh, ebenso für eine Senkung der Leitzinsen. Das richtige Timing bleibt aber schwierig.
Wann wendet sich das Blatt bei der Europäischen Zentralbank?
Quelle: ZDF/Thomas Dewald
Selten waren die Signale klarer. Zum Jahresende passiert nichts mehr. Nachdem EZB-Direktorin Isabel Schnabel die Tür für weitere Zinserhöhungen in der Euro-Zone erst einmal geschlossen hat, wird nun kräftig spekuliert. Wann wendet sich das Blatt? Wann folgt auf die Zinswende die neuerliche Wende?
Rund 65 Prozent der Börsianer erwarten eine Zinssenkung bereits im März. "Ich halte das für sehr optimistisch", sagt Arthur Brunner. Der erfahrene Anleihehändler der ICF Bank verweist auf die Inflationszahlen. Die Teuerung sinkt zwar überraschend deutlich. In der Eurozone insgesamt betrug die Rate im November nur noch 2,4 Prozent nach 10,1 Prozent im Vorjahr, doch da ist auch noch die Kernrate.
Leitzins der EZB
ZDFheute Infografik
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Jene Ziffer, die die besonders schwankungsintensiven Preise für Nahrungsmittel und Energie außen vor lässt, ist bislang erst auf 3,6 Prozent zurückgegangen. Die Kerninflation, die während des Preisauftriebs weniger stark anzog, ist zuletzt deutlich verhaltener gefallen und sei, so Brunner, "kein Grund, um hier Entwarnung zu geben."
Unternehmer warten darauf, die Preise zu erhöhen
Zumal auf die Kernrate beispielsweise auch höhere Lohnsteigerungen, wie sie derzeit in unterschiedlichen Branchen verhandelt werden, einwirken können. Dass die Inflation noch länger zu hoch bleiben könnte, befürchtet auch EZB-Direktorin Schnabel, die die Bekämpfung jüngst mit einem Marathon verglich.
Die letzte Meile sei dabei die schwerste. Das sieht auch Reza Darius Montassér so. Der Investmentstratege hat vor allem die jüngsten Geschäftsberichte der Unternehmen studiert und sieht die Gefahr, "dass viele Unternehmer eigentlich darauf warten, die Preise weiter zu erhöhen.
Kampf gegen Inflation noch nicht gewonnen
Den Kampf gegen die Inflation haben die Notenbanken daher noch längst nicht gewonnen, ist sich Montassér sicher. Gerade mit Blick auf die Preise für Lebensmittel, Gas und Strom, oder wenn man sich anschaue, wie sehr sich Dienstleistungen verteuert hätten, habe die EZB eine Trendumkehr noch nicht geschafft: "Das zeigen auch Umfragen. Die Erwartung an Inflation ist bei den Menschen im Schnitt immer noch höher als sie in den letzten Jahren war; und auch höher als die Notenbanken es wollen."
Mit einer Zinssenkung rechnet Montassér daher frühestens ab Mitte 2024.
EZB will Zickzack-Kurs vermeiden
EZB-Präsidentin Christine Lagarde lässt sich nicht in die Karten schauen. Vor allem ist sie bemüht, die Erwartungen der Finanzmärkte, die auf rasch sinkende Zinsen setzen, einzubremsen. Bloß nicht den Zinserhöhungszyklus zu früh beenden und die Leitzinsen voreilig senken.
Denn sollten die Preise im kommenden Jahr doch wieder stärker steigen, wäre die EZB gezwungen, die Leitzinsen erneut zu erhöhen. Ein Zickzack-Kurs, der weiter ihre Glaubwürdigkeit belasten würde. Den Anstieg der Inflation in den beiden zurückliegenden Jahren unterschätzt zu haben, wird ihr bis heute vorgeworfen.
Händler: EZB ist Notenbank mit dem größten Druck
Gleichzeitig steht die Frage im Raum, wie lange kann die Europäische Zentralbank noch auf dem Bremspedal stehen? "Ich glaube, die EZB ist die Notenbank mit dem größten Druck überhaupt", meint Brunner. "Gerade weil die leidgeplagten südlichen Staaten in der Euro-Zone massiv unter diesen hohen Zinsen leiden und im Prinzip die Haushaltsdefizite schwer finanzieren können."
Dass die EZB wegen der schwächeren Euro-Länder in einer besonders schwierigen Lage ist, findet auch Montassér. Dass sie aber noch vor der US-amerikanischen Notenbank Fed die Leitzinsen senkt, "das kann ich mir nicht vorstellen", so der Investmentstratege.
Ex-Bundesbank-Präsident: "Zinsgipfel noch nicht erreicht"
Eine ganz andere Meinung als der Mainstream vertritt im Übrigen der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber. Dass der Zinsgipfel bereits erreicht sei oder die Zinsen schon bald sinken könnten, sieht er nicht.
Das sagte Weber dem Handelsblatt und liegt damit auf einer Welle mit Schnabel. Die letzte Meile ist eben die schwerste.
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