Standortnachteil Deutschland?:Batteriehersteller wehren sich gegen EU-Regel
von Frank Bethmann
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Die EU plant an Stellschrauben der Batterieverordnung zu drehen. Betroffen davon sind Autobatterien. Deutsche Hersteller wären benachteiligt - und protestieren.
Eine E-Autobatterie in einem Batterwerk in Zwickau. Deutsche Batteriehersteller wehren sich gegen neue Richtlinien der EU und befüchten einen Standortnachteil.
Quelle: dpa
Die in Deutschland fertigenden Batteriehersteller laufen Sturm, die heimische Autoindustrie spricht vom nächsten Standortnachteil. Grund für die Aufregung ist die EU-Batterieverordnung - genauer der Abschnitt 7, der von 2027 an den CO2-Abdruck von Autobatterien berechnen soll. Denn Elektroautos verursachen mehr CO2 als man denkt, berücksichtigt man auch die Produktion und die Gewinnung der Rohstoffe, die dafür nötig sind.
Die Autoindustrie sei nicht in der Lage verschärfte EU-Klimavorgaben einzuhalten, warnt die europäische Autobranche. Millionen von Jobs würden auf dem Spiel stehen. 14.09.2024 | 0:29 min
Gerade die Herstellung der Batterie ist besonders energieintensiv, weswegen die Batterieverordnung von zentraler Bedeutung ist. Sie soll den gesamten Lebenszyklus regulieren und letztendlich dafür sorgen, dass künftig mehr und mehr Batterieteile bis hin zu gesamten Batterien recycelt und damit umweltschonender gefertigt werden können.
Die EU-Batterieverordnung gilt seit 2024 und erfasst sämtliche Batterien, nicht nur solche für Elektroautos. Zunächst sorgt sie dafür, dass ein gewisser Prozentsatz recycelter Metalle in Batterien verwendet werden muss. Ab 2025 werden schrittweise Zielvorgaben zum Recyceln und Sammeln alter Batterien eingeführt und erhöht.
Von 2027 an sollen Verbraucher ihre Batterien und Akkus selbst ein- und ausbauen können. Das soll die Lebensdauer elektronischer Geräte erhöhen. Außerdem soll es dann Etiketten und einen QR-Code mit Angaben zur Lebensdauer, Ladekapazität, Haltbarkeit, chemischer Zusammensetzung, zu gefährlichen Inhaltsstoffen und Sicherheitsrisiken der Batterien geben.
Von 2027 an sollen Verbraucher ihre Batterien und Akkus selbst ein- und ausbauen können. Das soll die Lebensdauer elektronischer Geräte erhöhen. Außerdem soll es dann Etiketten und einen QR-Code mit Angaben zur Lebensdauer, Ladekapazität, Haltbarkeit, chemischer Zusammensetzung, zu gefährlichen Inhaltsstoffen und Sicherheitsrisiken der Batterien geben.
EU will Berechnungsgrundlage für CO2-Fußabdruck ändern
So weit, so klar. Was die Gemüter erregt: Die EU-Kommission hat in diesem Sommer ihre Berechnungsmethode für den CO2-Abdruck der Batterieherstellung geändert. Sehr plötzlich. Sie will, um im Bild zu bleiben, während der Fahrt die Verkehrsschilder austauschen.
So viel CO2 stößt Deutschland aus
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Im Kern geht es darum, dass künftig bei der Herstellung von Elektroautos und deren Batterien der nationale Strommix als Kalkulationsbasis dienen soll - und nicht der tatsächlich genutzte Strom.
Der Produktionsvorstand von BMW, Milan Nedeljkovic, kritisiert das scharf. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau sagt er:
Dabei versuche man, an jedem Standort die lokalen Potenziale zu heben. So nutze man zum Beispiel Strom aus Wasserkraft auch in Bayern, erklärt Nedljkovich weiter.
Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch
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BMW: Deutsche Autobatterien werden schmutziger gerechnet als sie sind
Wird künftig nur noch der Durchschnittswert sämtlicher Produktionsemissionen von Autobatterien herangezogen - so wie es die EU-Kommission nun mit dem nationalen Strommix vorsieht -, fühlen sich Unternehmen wie BMW bestraft, die in grünen Strom investiert haben. "Damit wäre der Anreiz weg, sich um eine möglichst klimaneutrale Produktion zu bemühen. Das ist absolut kontraproduktiv", so der BMW-Mann.
Nedeljkovic und andere Hersteller beklagen, dass Autobatterien aus deutscher Produktion so schmutziger gerechnet werden als sie es tatsächlich sind. Befürchtet wird zudem, dass Investitionen in Batteriefabriken mit besonders niedrigem CO2-Fußabdruck zurückgehen. Das könnte etwa für die geplante Zellenfabrik von Northvolt im schleswig-holsteinischen Heide gelten.
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VDA: Batteriezellenfertigung durch neue Regeln schwer möglich
Laut Hildegard Müller, Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), droht die geplante Regeländerung eine weitere Batteriezellenfertigung in Deutschland sogar unmöglich zu machen.
In einem Brief an die EU und die Bundesregierung heißt es dazu: Neben bereits vorhandenen Nachteilen wie den im Vergleich zu den meisten EU-Ländern hohen Energiekosten werfe die EU mit der geplanten Regeländerung den deutschen Herstellern weitere Knüppel zwischen die Beine.
EU rechtfertigt geplante Regeländerung: Besser zu überprüfen
Die EU argumentiert anders. Maßnahmen wie sie beispielsweise BMW ergriffen habe - die Nutzung von Strom aus Wasserstoff - lassen sich nicht überall überprüfen. Ganz sicher nicht bei Batterieproduktionen im außereuropäischen Ausland, etwa in China oder Südkorea. Deswegen, so Brüssel, habe man die alte Regelung gekippt, die genau das zur Aufgabe gehabt hätte. Und will nun den nationalen Strommix als Berechnungsgrundlage heranziehen.
Für heimische Hersteller ist das keine gute Nachricht. 2023 stammten etwa 40 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms aus fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas.
Die erste Batterie-Fabrik dieser Art in Frankreich will bis zu 800.000 Autobatterien pro Jahr herstellen.30.05.2023 | 2:03 min
Daraus ergibt sich ein erheblicher Nachteil gegenüber Batteriefabriken in Frankreich oder Schweden, wo der Strom überwiegend aus Kernkraftwerken kommt: Pro Kilowattstunde deutschen Stroms fallen im Mix nämlich noch 380 Gramm CO2 an. In Frankreich sind es nur rund 65, in Schweden gar nur 41 Gramm.
Quelle: ZDF
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