Elbbrücke Bad Schandau: Brückensperrung wieder aufgehoben
Bad Schandau:Elbbrücke: Warum der Verkehr wieder rollt
von Stefan Kelch
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Monatelang war sie gesperrt: die Bad Schandauer Elbbrücke. Jetzt kann der Verkehr für viele Fahrzeuge wieder fließen. Was die Öffnung möglich machte und wie es weitergeht.
Die gesperrte Elb-Brücke in Bad Schandau kann wieder benutzt werden. Für die meisten Anwohner fallen damit lange Umleitungen weg.10.04.2025 | 0:23 min
Kaum einer hätte darauf gewettet: Doch seit dem Nachmittag rollt über die Elbbrücke in Bad Schandau wieder der Verkehr. 155 Tage Verkehrsinfarkt, so nennt Bürgermeister Thomas Kunack die Zeit der Vollsperrung. "Freigabe" - ein Zauberwort gerade noch rechtzeitig vor der Touristensaison. Die beginnt Ostern.
Und alle in Bad Schandau befürchteten neben gravierenden Ausfällen bei den Buchungen auch einen unerfreulichen Kampf zwischen Bewohnern und Besuchern um die wenigen Parkplätze am Elbufer. Das alles bleibt nun aus. Thomas Kunack freut sich, dass sich nun in seiner Stadt und in der Region Sächsische Schweiz eine gewisse Normalität einstellen wird.
Eine Normalität mit Einschränkungen: Denn nicht darüber fahren darf alles, was schwerer ist als 7,5 Tonnen. Das ist der Deal, damit die Brücke überhaupt wieder freigegeben werden konnte. Also keine Busse, keine Müllautos, keine schweren Transporter.
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Sensoren sollen für Sicherheit sorgen
Ob das so bleibe, werde sich in den kommenden Wochen zeigen, sagt Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU). Denn nach wie vor werde die Brücke überwacht von hunderten Sensoren. Die würden sofort Alarm schlagen, wenn es der Brücke schlechter gehen sollte. Bislang schweigen die Sensoren.
Eingebaut worden sind die in, an und unter die Brücke in den vergangenen Wochen. Höhepunkt bildete ein in Deutschland einmaliger Belastungstest. Mit ferngesteuerten selbstfahrenden Tiefladern haben Ingenieure der TU Dresden um Professor Steffen Marx bis zu 320 Tonnen schwere Lasten auf der Brücke verteilt und gelauscht, ob Stähle brechen oder eventuell andere Schäden sichtbar werden. Das taten sie erfreulicherweise nicht.
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War die sofortige Sperrung unbegründet?
Steffen Marx sagt, die sofortige Sperrung nach dem plötzlichen Zusammenbruch der Dresdner Carolabrücke sei die richtige Reaktion gewesen. Beide Brücken sind in derselben Zeit entstanden mit demselben Stahl, projektiert von den gleichen Ingenieuren.
Man habe damals annehmen müssen, dass die beiden Brücken in einem ähnlich schlechten Zustand seien. Dass sie das nicht sind, zeigte sich beim Belastungstest. Während des Versuchs seien keine weiteren Schäden entstanden, sagt Marx.
Obwohl wir ein Vielfaches der Lasten aufgebracht haben, die die Brücke im Alltag jemals aushalten musste.
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Steffen Marx, TU Dresden
Doch bis alle Daten ausgewertet sind, vergehen noch Wochen. Man könne allerdings heute schon einiges mit Sicherheit sagen: Die Brücke habe definitiv Schäden, im Beton beispielsweise. Sie wird perspektivisch abgerissen werden müssen und ersetzt. Bis dahin könnte sie vielleicht noch repariert werden, das werde geprüft.
Mit dem Belastungstest hat sich das Projekt als Modell empfohlen. Denn es gibt über 1.000 Spannbetonbrücken in Deutschland, die nun alle überprüft werden müssen. Anfragen kommen aus allen Bundesländern.
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Hohe Folgekosten der Brückensperrung
Durch den positiv verlaufenen Test im Elbtal können nun alle Beteiligten in Ruhe nach einer Lösung suchen - und nach Geld. Es gibt zwar noch keine Schlussrechnung, so Stephan Berger vom Infrastrukturministerium, aber bislang seien im Zusammenhang mit der Brückensperrung schon etwa zwischen einer und zwei Millionen Euro aufgelaufen.
Allein der Brückentest habe mehr als 300.000 Euro gekostet. Und auch Bürgermeister Thomas Kunack wird eine Rechnung einreichen, denn seine Stadt musste in Vorleistung gehen. Doch alle Folgekosten der Brückensperrung kann Bad Schandau nicht aufbringen.
Dem Bürgermeister wie auch den Bürgern fällt heute ein großer Stein vom Herzen. Er sagt aber auch, dass die "155 nicht einfachen Tage auch zusammenschweißen". Mit Blick auf die Zusammenarbeit der Behörden und Politiker und auf die Sorgen der Bürger sagt Thomas Kunack: "Vielleicht war es mal notwendig, sowas gemeinsam durchzustehen."
Stefan Kelch ist Reporter im ZDF-Landesstudio in Sachsen.
Quelle: dpa
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