Brennender Frachter: Wie gefährlich sind E-Autos auf See?
FAQ
Brand der "Fremantle Highway":Wie gefährlich sind E-Autos auf Frachtern?
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Seit Tagen brennt ein Frachter vor der niederländischen Küste. 500 E-Autos an Bord erschweren die Löscharbeiten. Sind E-Fahrzeuge eine Gefahr für die Schifffahrt?
Der Brand der "Fremantle Highway" droht zur Umweltkatastrophe zu werden. Welche Regeln braucht es für den Transport von E-Autos?
Quelle: dpa
Die Zahl der Seetransporte von Fahrzeugen mit Elektroantrieb steigt - und damit das Risiko schwer kontrollierbarer Brände. Das Feuer auf dem Autofrachter "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste rückt diese Gefahr in den Fokus. Die Ursache ist noch unklar, laut einer vom Sender RTL veröffentlichten Notruf-Aufnahme soll vermutlich ein in Brand geratener Akku eines E-Auto das Feuer ausgelöst haben.
Infokarte: Vor den Niederlanden ist auf einem Frachtschiff ein Feuer ausgebrochen
Quelle: ZDF
Sind E-Autos auf Frachtern besonders gefährlich?
Lithium-Ionen-Batterien gehören nach Angaben der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) zu jenen Frachtarten, die für einen Großteil der Ladungsbrände verantwortlich sind. Die Batterien, die auch in Laptops und anderen elektronischen Geräten verbaut sind, sind nur schwer zu löschen.
Einmal in Brand geraten, könnten sie nicht mit Wasser oder durch Sauerstoffentzug gelöscht werden, sagt Nathan Habers, Sprecher des Reederverbands KVNR. Zudem könnten sich die Feuer durch thermische Prozesse spontan wieder entzünden.
Sind E-Autos beim Transport gefährlicher als Verbrenner?
Werden die derzeitigen Regeln dem Risiko gerecht?
Während alle Logistikunternehmen mit dem erhöhten Brandrisiko konfrontiert sind, läuft die Seefahrt nach Angaben von Branchenvertretern und Versicherern den technologischen Entwicklungen hinterher. Die Feuerlöschsysteme auf den riesigen Schiffen, mit denen Autos transportiert werden, seien für diese heißeren Brände nicht ausgelegt, sagt Douglas Dillon, Geschäftsführer der Tri-state Maritime Safety Association in den USA.
Das Geschäftsmodell der Unternehmen, das eng gepackte Schiffe vorsieht, erhöht die Risiken. Autotransporter wie die "Fremantle Highway" sind schwimmende Parkhäuser auf denen Tausende von Fahrzeugen untergebracht sind. Die Autos werden dicht an dicht geparkt und haben nur wenig Abstand zur Decke. An Bord der "Fremantle Highway" befinden sich etwa 500 elektrische Autos.
Dagegen seien Brände bei Lastwagen oder Zügen, die auch E-Autos transportieren, einfacher zu isolieren und zu löschen: Eisenbahnwaggons können abgekoppelt werden, ein Lastwagenfahrer kann an den Straßenrand fahren, erläutert Frazee. An Land kann die Umgebung eines brennenden Fahrzeugs freigeräumt und der Wagen mit Wasser geflutet werden. An Bord eines Autofrachters sei das schwierig, sagt Dillon.
Wie häufig brennen E-Autos auf Frachtern?
Einem Bericht des Versicherers Allianz zufolge wurden im vergangenen Jahr 209 Schiffsbrände gemeldet - die höchste Zahl seit einem Jahrzehnt und 17 Prozent mehr als im Jahr 2021. Davon ereigneten sich 13 auf Autofrachtern - wie viele davon E-Autos betrafen war unklar.
Wer trägt die Kosten für neue Maßnahmen?
Die steigende Zahl der Brände ist nicht nur eine Gefahr für Mensch und Umwelt, sondern setzt auch eine neue Kostenspirale in Gang. Schiffseigner nehmen Autobauer in Regress, wenn eines ihrer Fahrzeuge als Ursache für einen Brand identifiziert worden ist. Autohersteller kaufen daher zusätzlichen Versicherungsschutz, sagt Frazee. Und auch die Versicherungskosten für Schiffseigner dürften steigern. Die Versicherer dürften bei der Verbesserung der Sicherheit an Bord eine führende Rolle spielen.
Wie sollen schwere Brände auf Schiffen verhindert werden?
Zu den möglichen Optionen zum Brandschutz gehörten neue Chemikalien zum Löschen, spezielle Feuerlöschdecken, batteriedurchdringende Feuerlöschdüsen und Abstände zwischen E-Fahrzeugen.
Wann könnten neue Bestimmungen in Kraft treten?
Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) plant nach Angaben eines Sprechers im nächsten Jahr neue Maßnahmen für Schiffe, die E-Fahrzeuge transportieren.
Die Organisation mit Sitz in London legt die Vorschriften für die Sicherheit auf See fest. Dazu könnten Details für die Art der verfügbaren Wasserlöscher auf Schiffen und Vorgaben gehören, wie weit eine Batterie aufgeladen werden darf. Es gebe bereits eine Reihe von Gesprächen über eine Verschärfung der Vorschriften, um den zusätzlichen Sicherheitsrisiken Rechnung zu tragen, sagt KVNR-Sprecher Habers.
Versicherungsexperte Frazee äußert sich jedoch skeptisch: "Ich sehe keine schnelle Lösung."
Noch ist unklar, was den Schiffsbrand in der Nordsee ausgelöst hat. Klar ist: An Bord waren auch E-Autos. Welche Rolle das für den Brand spielen könnte, erklärt ein Experte.