Feuer auf "Fremantle Highway":Schiffsuntergang wäre "absolute Katastrophe"
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Vor der niederländischen Küste ist auf einem Frachter mit rund 3.000 Autos ein Feuer ausgebrochen. Welche Folgen das für die Umwelt haben könnte, erklärt ein Meeresbiologe im ZDF.
Gut 27 Kilometer vor der niederländischen Insel Ameland steht das Frachtschiff "Fremantle Highway" in Flammen. Rettungskräfte versuchen, ein Sinken des Schiffes und damit eine Umweltkatastrophe zu verhindern. Im Gespräch mit ZDFheute live spricht Meeresbiologe Thilo Maack von Greenpeace über die möglichen Folgen für Natur und Tiere.
Die Gefahr, wenn der Frachter sinke, so der Meeresbiologe, bestehe darin, dass Öl austrete "und das wäre aus Umweltsicht, aus ökologischer Sicht, eine absolute Katastrophe". Für problematisch hält Maack dabei die Tatsache, dass der Frachter erst mit vollen Treibstoffspeichern in Bremerhaven losgefahren sei.
Meeresbiologe: Austretendes Öl könnte in Wattenmeer gelangen
Durch die Strömung in der Nordsee Richtung Osten bestünde bei einer Havarie dabei die Gefahr, "dass das Öl über kurz oder lang auch in die deutsche Nordsee kommt und dann in das Wattenmeer - und das Wattenmeer ist ja nicht von ungefähr Unesco-Weltnaturerbe".
Es sei ein einzigartiges Ökosystem, erklärt der Meeresbiologe. "Wir haben aktuell circa eine Million Eider-Enten und Brandgänse, die flugunfähig sind, weil sie sich gerade mausern, das heißt, sie verlieren ihr Federkleid und bauen es neu auf."
"Wir erwarten jetzt auch Hunderttausende Watvögel aus der Arktis, die im Wattenmeer Rast machen auf ihrem Weg in die Winterquartiere", erklärt Maack weiter. "Also eine Ölkatastrophe in der Nordsee - im Wattenmeer - ist das Letzte, was wir jetzt hier gebrauchen können in diesem ohnehin katastrophalen Sommer 2023, wo ganz Südeuropa brennt."
ZDF-Korrespondentin Isabelle Schäfers zum Brand auf der "Fremantle Highway":
Es gehe aber nicht nur um die Vögel. "Es geht vor allem Dingen auch um alle möglichen Organismen, die im Meeresboden leben, Wattwurm und Co. und alles, was davon abhängt, also viele Fischarten." Im Falle einer Ölkatastrophe würden laut Maack auch die Gezeiten dafür sorgen, dass sich das Öl weiträumig verteilt.
Auch brennendes Kunststoff könnte Problem werden
Aber nicht nur das geladene Öl sei ein Problem, merkt der Meeresbiologe an. "Es sind zehn Decks, die stehen voller Autos und diese Autos brennen gerade aus." Da sei viel Kunststoff verbaut, "chlororganische Verbindungen", wie etwa PVC, woraus Dioxin entstehe. "Das geht jetzt alles in die Umwelt." Das betreffe nicht direkt die Nordsee und das Wattenmeer, erklärt der Biologe, stellt aber klar:
Noch scheint die Situation aber stabil, merkt Maack an. "Momentan sieht es so aus, als ob das Schiff in Position gehalten werden könnte. Das ist sehr, sehr günstig." Jetzt liege es in den Händen der Sicherheitskräfte, dafür zu sorgen, dass die Situation stabil bleibe und der Frachter nicht havariere.
Bevor der Brand ausbrach: Die Route des Frachters "Fremantle Highway".
Quelle: ZDF
Meeresbiologe: Brauchen alternative Schiffsantriebe
Sollte es doch zu einer Ölkatastrophe kommen, bleibt laut Maack wohl nichts anderes übrig, als die betroffenen Vögel zu reinigen. Der Meeresbiologe fordert deshalb ein Umdenken, um künftig Brände auf Frachtern zu verhindern.
Man müsse sich Gedanken darüber machen, "ob wir nicht alternative Schiffsantriebe brauchen, jenseits von fossilen Energieträgern." Das müsse die Zukunft sein.
Sehen Sie hier ZDFheute live zum Feuer auf dem Frachter "Fremantle Highway" in voller Länge:
Vor der niederländischen Küste steht das Cargoschiff "Fremantle Highway" in Flammen. Rettungskräfte versuchen, ein Sinken zu verhindern. ZDFheute live zu möglichen Folgen.