Warum die Wirtschaft schwächelt und die Börse floriert

    Paradoxer Kapitalmarkt:Wirtschaft schwächelt - aber Börse floriert

    von Anne Sophie Feil
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    Aktienindizes boomen weltweit, dabei stehen die Konjunktur-Ampeln auf Abschwung. Wie passt das zusammen? Die Lage am Börsenmarkt erklärt.

    Auf der Anzeigetafel mit der Dax-Kurve ist in der Frankfurter Wertpapierbörse der Tageshöchstwert von 17 000,58 Punkten angezeigt, knapp unter dem bisherigen Allzeithoch von 17 003 Punkten.
    Auch der Deutsche Aktienindex (Dax) befindet sich momentan im Aufwind. (Symbolbild)
    Quelle: Arne Dedert/dpa

    Die Konjunktur schwächelt. Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr leicht geschrumpft. Volkswirte sehen auch für dieses Jahr Schwierigkeiten. Auch andere Länder hatten das Problem: Die Inflation war zeitweise hoch, es wurde weniger Geld ausgegeben.
    Um die Teuerung in den Griff zu bekommen, erhöhten Zentralbanken die Leitzinsen. Kredite und Investitionen wurden teuer. Das belastete die Wirtschaft.

    Experten warnen vor Rezession

    Volkswirte sehen bis Jahresende ein beachtliches Rezessionsrisiko in vielen Ländern. Das ergibt eine internationale Experte-Umfrage des ifo Instituts und des Schweizer Instituts für Wirtschaftsforschung. Grund dafür seien vor allem geopolitische Ereignisse und hohe Energiepreise, sagt ifo-Forscher Philipp Heil.
    Verglichen mit ganz Europa sei ein Wirtschaftsabschwung in Deutschland am wahrscheinlichsten.
    Schild des Statistischen Bundesamts
    Das Statistische Bundesamt hat mitgeteilt, dass das BIP 2023 um 0,3 Prozent gesunken ist. Gründe dafür sind sinkender Konsum, gestiegene Zinsen und nachlassende Produktion.15.01.2024 | 0:26 min

    Aktienindizes auf Rekordniveau

    Gleichzeitig boomt es an den Börsen: Am Dienstag erreichte der Deutsche Aktienindex Dax ein neues Allzeithoch. Der an der Londoner Börse gehandelte FTSE 100 bewegt sich auf hohem Niveau. In New York erreichten die drei großen Indizes Dow Jones, Nasdaq-100 und der breiter gefasste S&P 500 am Donnerstag das Allzeithoch.







    Auch der japanische Nikkei 225, ein wichtiger Indikator für die asiatischen Finanzmärkte, steht auf Rekordhoch. Er hat mit 28 Prozent Zuwachs 2023 ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich.
    Die Entwicklung scheint paradox. Woher kommt der Aufschwung an den Börsen?

    Kursgewinne dank guter Bilanzen

    Zum Teil liegt der Optimismus an der laufenden Berichtsaison. Viele Unternehmen veröffentlichen gerade ihre Quartalsergebnisse und Jahresbilanzen. Etwa 80 Prozent der S&P-500-Unternehmen erzielten der Londoner Börse zufolge höhere Gewinne als vorhergesagt.
    "Sie sind nicht hervorragend, aber auf jeden Fall besser als das, was die Leute erwartet haben", sagt Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth. Experten schätzen, dass sie im Schnitt acht Prozent höher liegen als im Vorjahr. Das treibt die Kurse.

    Die Gewinne sind bislang einen Tick besser ausgefallen als erwartet.

    Robert Pavlik, Portfoliomanager bei Dakota Wealth

    Dafür ist möglicherweise auch die Inflation verantwortlich. Viele Firmen haben die Preise für ihre Produkte erhöht und so mehr Geld eingenommen - jedoch nicht zwangsläufig mehr produziert und verkauft. Eine nachlassende Teuerung bei anhaltend niedriger Nachfrage kann künftige Gewinne dämpfen.
    ZDF-Finanzeexperte Klaus Weber
    Wie spart man richtig? ZDF-Finanzexperte Klaus Weber im Gespräch30.10.2023 | 6:03 min

    Zinssenkungen bereits eingepreist

    Auch die Aussicht auf sinkende Zinsen unterstützt die Märkte. In der Eurozone und den USA stabilisiert sich die Inflation. Analysten erwarten, dass die US-Notenbank Fed dieses Jahr in fünf Schritten die Leitzinsen senken wird und die Europäische Zentralbank EZB entsprechend nachzieht.
    Die Notenbanker richten sich dabei nach der weiteren Entwicklung der Inflation - in den USA schaut man auch auf die Arbeitsmarktdaten. Ob die Zinsen schon im März oder erst Ende des Jahres sinken, scheint für die Anleger keine große Rolle zu spielen. Sie geben sich vorfreudig und haben die Chance auf bald wieder niedrigere Zinsen bereits eingepreist.

    Baubranche und Industrie unter Druck

    Andere Faktoren bedrohen jedoch die gute Stimmung an den Börsen. Die Immobilienkrise verschärft sich in China, den USA und hierzulande. Höhere Kreditzinsen und gestiegene Baunebenkosten erschweren Bauvorhaben. Das spürt die gesamte Branche, viele Aufträge werden storniert und einige Betriebe müssen Insolvenz anmelden. Kommt es deshalb zu Kreditausfällen, können auch Banken ins Straucheln geraten.
    Touristinnen und Touristen warten vor einem Tempel in China
    Die chinesische Wirtschaft hat sich nach dem Ende der Corona-Pandemie nicht so gut erholt wie von der Regierung erhofft. 17.01.2024 | 3:37 min
    Auch die deutsche Industrie hat es schwer. Das hohe Lohn- und Steuerniveau, teure Energie und bürokratische Hürden machen die Produktion hierzulande unrentabel. Viele Unternehmen befürchten, nicht wettbewerbsfähig bleiben zu können, sollten sie ihre Fabriken nicht ins Ausland verlagern.
    Trotz der Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten ist also Vorsicht geboten. Anleger haben weiterhin die Chance auf Kursgewinne, sollten aber auch die Risiken im Auge behalten.

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