Um die Teuerung in den Griff zu bekommen, erhöhten Zentralbanken die Leitzinsen. Kredite und Investitionen wurden teuer. Das belastete die Wirtschaft.
Experten warnen vor Rezession
Volkswirte sehen bis Jahresende ein beachtliches Rezessionsrisiko in vielen Ländern. Das ergibt eine internationale Experte-Umfrage des ifo Instituts und des Schweizer Instituts für Wirtschaftsforschung. Grund dafür seien vor allem geopolitische Ereignisse und hohe Energiepreise, sagt ifo-Forscher Philipp Heil.
Verglichen mit ganz Europa sei ein Wirtschaftsabschwung in Deutschland am wahrscheinlichsten.
Das Statistische Bundesamt hat mitgeteilt, dass das BIP 2023 um 0,3 Prozent gesunken ist. Gründe dafür sind sinkender Konsum, gestiegene Zinsen und nachlassende Produktion.15.01.2024 | 0:26 min
Aktienindizes auf Rekordniveau
Gleichzeitig boomt es an den Börsen: Am Dienstag erreichte der Deutsche Aktienindex Dax ein neues Allzeithoch. Der an der Londoner Börse gehandelte FTSE 100 bewegt sich auf hohem Niveau. In New York erreichten die drei großen Indizes Dow Jones, Nasdaq-100 und der breiter gefasste S&P 500 am Donnerstag das Allzeithoch.
Der DAX ist der wichtigste deutsche Aktienindex und wird an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Er setzt sich aus den 40 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland zusammen und gilt als Barometer für die deutsche Wirtschaft.
Der Dow Jones Industrial Average ist einer der ältesten und bekanntesten Aktienindizes weltweit. Er wird an der New York Stock Exchange und der NASDAQ gelistet und gibt die Kurse von 30 großen US-Unternehmen wieder, die als repräsentativ für verschiedene Branchen angesehen werden. Der Dow Jones gilt als wichtiger Indikator für die Entwicklung der US-Wirtschaft.
Der Nasdaq-100 ist ein Aktienindex, der an der New Yorker NASDAQ-Börse gelistet wird. Er umfasst 100 der größten und meist-gehandelten nicht-finanziellen Unternehmen, die an der NASDAQ-Börse notiert sind. Der Nasdaq-100 konzentriert sich auf Technologie- und Internetunternehmen und spiegelt die Performance dieses Sektors wider.
Der S&P 500 ist einer der wichtigsten Aktienindizes der USA und wird an der New York Stock Exchange und der NASDAQ gehandelt. Er setzt sich aus den 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA zusammen und deckt etwa 80 Prozent des gesamten US-Börsenwertes ab. Er gilt als wichtiger Maßstab für die US-Wirtschaft und für die globale Marktentwicklung.
Der FTSE 100 ist der wichtigste britische Aktienindex und wird an der London Stock Exchange gelistet. Er setzt sich aus den 100 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung in Großbritannien zusammen und gilt als bedeutender Indikator für die britische Wirtschaft.
Der Nikkei 225 ist der wichtigste Aktienindex in Japan und ist an der Tokyo Stock Exchange gelistet. Er setzt sich aus den 225 größten und meistgehandelten Unternehmen in Japan zusammen. Der Index gibt Hinweise auf die japanische Wirtschaft und die asiatischen Finanzmärkte.
Auch der japanische Nikkei 225, ein wichtiger Indikator für die asiatischen Finanzmärkte, steht auf Rekordhoch. Er hat mit 28 Prozent Zuwachs 2023 ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich.
Die Entwicklung scheint paradox. Woher kommt der Aufschwung an den Börsen?
Kursgewinne dank guter Bilanzen
Zum Teil liegt der Optimismus an der laufenden Berichtsaison. Viele Unternehmen veröffentlichen gerade ihre Quartalsergebnisse und Jahresbilanzen. Etwa 80 Prozent der S&P-500-Unternehmen erzielten der Londoner Börse zufolge höhere Gewinne als vorhergesagt.
"Sie sind nicht hervorragend, aber auf jeden Fall besser als das, was die Leute erwartet haben", sagt Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth. Experten schätzen, dass sie im Schnitt acht Prozent höher liegen als im Vorjahr. Das treibt die Kurse.
Dafür ist möglicherweise auch die Inflation verantwortlich. Viele Firmen haben die Preise für ihre Produkte erhöht und so mehr Geld eingenommen - jedoch nicht zwangsläufig mehr produziert und verkauft. Eine nachlassende Teuerung bei anhaltend niedriger Nachfrage kann künftige Gewinne dämpfen.
Wie spart man richtig? ZDF-Finanzexperte Klaus Weber im Gespräch30.10.2023 | 6:03 min
Zinssenkungen bereits eingepreist
Auch die Aussicht auf sinkende Zinsen unterstützt die Märkte. In der Eurozone und den USA stabilisiert sich die Inflation. Analysten erwarten, dass die US-Notenbank Fed dieses Jahr in fünf Schritten die Leitzinsen senken wird und die Europäische Zentralbank EZB entsprechend nachzieht.
Die Notenbanker richten sich dabei nach der weiteren Entwicklung der Inflation - in den USA schaut man auch auf die Arbeitsmarktdaten. Ob die Zinsen schon im März oder erst Ende des Jahres sinken, scheint für die Anleger keine große Rolle zu spielen. Sie geben sich vorfreudig und haben die Chance auf bald wieder niedrigere Zinsen bereits eingepreist.
Baubranche und Industrie unter Druck
Andere Faktoren bedrohen jedoch die gute Stimmung an den Börsen. Die Immobilienkrise verschärft sich in China, den USA und hierzulande. Höhere Kreditzinsen und gestiegene Baunebenkosten erschweren Bauvorhaben. Das spürt die gesamte Branche, viele Aufträge werden storniert und einige Betriebe müssen Insolvenz anmelden. Kommt es deshalb zu Kreditausfällen, können auch Banken ins Straucheln geraten.
Die chinesische Wirtschaft hat sich nach dem Ende der Corona-Pandemie nicht so gut erholt wie von der Regierung erhofft. 17.01.2024 | 3:37 min
Auch die deutsche Industrie hat es schwer. Das hohe Lohn- und Steuerniveau, teure Energie und bürokratische Hürden machen die Produktion hierzulande unrentabel. Viele Unternehmen befürchten, nicht wettbewerbsfähig bleiben zu können, sollten sie ihre Fabriken nicht ins Ausland verlagern.
Trotz der Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten ist also Vorsicht geboten. Anleger haben weiterhin die Chance auf Kursgewinne, sollten aber auch die Risiken im Auge behalten.