Christian Streich ausgezeichnet: "Persönlichkeit des Jahres"

    "Persönlichkeit des Jahres":Streich für Engagement gegen rechts geehrt

    von Christoph Ruf
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    Christian Streich fremdelt noch mit dem Leben als Privatier. In Nürnberg wurde Freiburgs langjähriger Trainer nun für sein Engagement gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet.

    Fußball-EM 2024, Schweiz - Deutschland: Christian Streich, Ex-Trainer des SC Freiburg, lässt sich mit Fans auf der Tribüne fotografieren.
    Eine Möglichkeit der Freizeitgestaltung für Christian Streich: Fußballspiele anschauen, wie hier bei der EM 2024.
    Quelle: Christian Charisius/dpa

    Kurz vor Mitternacht, gut eine Stunde nach dem Ende der Gala der "Akademie für Fußballkultur", verließ Christian Streich schwer bepackt die Nürnberger Tafelhalle. Unterm Arm hielt er zwei wuchtige Holzfiguren, stilisierte Fußballspieler namens "Max".
    Einen erhielt er für den "Fußballspruch des Jahres", den anderen, den "Walther-Bensemann-Preis", als "Persönlichkeit des Jahres". Streich hat hier als Preisträger illustre Vorgänger wie Franz Beckenbauer, Cesar Luis Menotti oder Pierluigi Collina.

    Streich die "klarste Stimme gegen antidemokratische Kräfte"

    Den nach dem von den Nazis ins Exil getriebenen "kicker"-Gründer Walther Bensemann benannten Hauptpreis erhielt der langjährige Trainer des SC Freiburg auch wegen seines zivilgesellschaftlichen Engagements, wie Jörg Jakob ausführte.
    "Er war die klarste Stimme des Fußballs gegen die antidemokratischen Kräfte in unserem Land", sagte der Chefredakteur des "kicker", der am Verlagsort die Laudatio hielt und die "kluge und unverstellte Art" Streichs hervorhob.
    Freiburgs Trainer Christian Streich
    War's das wirklich, Christian Streich? "Ich will nichts mehr ausschließen - in keine Richtung", sagt der Trainer des SC Freiburg im Mai 2024 im aktuellen sportstudio.04.05.2024 | 32:16 min

    Der impulsive Streich - ein Vorbild?

    Jakob ließ aber auch durchblicken, dass genau die auch schon zu wütenden Leserbriefen geführt habe, als seine Redaktion Streich 2022 zum "Trainer des Jahres" kürte.
    Ausgerechnet Christian Streich, der mit seiner impulsiven Art doch nun wirklich kein Vorbild sei? Tatsächlich, auch darauf wies Jakob hin, hat Streich oft betont, dass er über sich erschrocken ist, wenn er sich selbst im Fernsehen sah.

    Vom vielbeschäftigten Trainer zum Privatier

    Diese entgleisenden Gesichtszüge, die Wut im Blick - all das passt so rein gar nicht zum Privatmenschen Streich, der auch bei der von Katrin Müller-Hohenstein moderierten Gala sympathisch und bescheiden auftrat.
    Und so ganz ist ihm der Übergang vom vielbeschäftigten Bundesligatrainer zum Privatier noch nicht gelungen - auch wenn seine Entscheidung richtig gewesen sei:

    Ich wollte das genauso. Ich wusste, jetzt muss neue Energie rein in Freiburg.

    Christian Streich über seinen Rückzug

    Was Streich seither macht? "Das frage ich mich auch"

    Auch er selbst schaue zufrieden zurück, eine Beschwerde über den Medienrummel wollte ihm nicht über die Lippen kommen: "Offensichtlich war ich ja gerne Trainer. Wir Trainer sind ja wahnsinnig eitel, auch wenn wir behaupten, dass wir das nicht sind."
    Seine Antwort auf die Frage, was er seit dem 18. Mai 2024, seinem letzten Spiel als Coach des SC Freiburg, gemacht habe, sorgte für Gelächter: "Das frage ich mich manchmal auch". Und es falle ihm nicht leicht, 24 Stunden am Tag zur freien Gestaltung zu haben: "Die Struktur ist weg."
    Janik Haberer jubelt nach 2:1 am 18.05.24.
    In Christian Streichs letztem Spiel herrscht Ekstase beim Gegner: Union Berlin bleibt dank Janik Haberers Nachschuss in der Nachspielzeit in der Bundesliga. Mit 2:1 gewinnt Union gegen den SC Freiburg.20.05.2024 | 9:40 min

    Streich: "Arbeiten gehen - das ist alles weg"

    In den vergangenen drei Jahrzehnten als Freiburger Nachwuchs- und Chefcoach habe er "jeden Montag, Dienstag, Mittwoch gewusst, was ich zu tun hatte, nämlich arbeiten gehen - das ist alles weg. Jetzt bin ich in interessanten Zuständen teilweise."
    Man müsse "alles selber gestalten, selbst überlegen, was du tust, du musst damit umgehen können, wenn du Montagmorgen um zehn im Wald rumläufst. Wenn man viele Möglichkeiten hat, heißt das nicht, dass man die richtige auswählt, dazu braucht man Zeit."

    Wird Streich noch mal als Trainer arbeiten?

    Die Zeit will er sich offenbar nehmen. Die meistgehörte Frage bei den Gesprächen des Publikums blieb jedenfalls unbeantwortet. Ob Christian Streich irgendwann wieder einen Trainerjob übernimmt, wird die Zukunft zeigen.
    Sein letzter Satz des Abends deutet jedoch darauf hin, dass er das erst mal nicht vorhat:

    Jetzt hoffe ich, dass ich andere Dinge finde neben dem Fußball, wo ich etwas lernen kann und nicht immer nur sage, das kann ich nicht und das kann ich nicht.

    Christian Streich

    Den Preis für den "Fußballspruch des Jahres" teilt sich Streich ("Jagger, Keith Richards, John Woods - die sind Kult. Ich bin ein Kültle") mit Horst Hrubesch ("Bei unserer Qualität macht es keinen Sinn, Spiele zu verlieren."). Bei der Abstimmung, die vom Publikum in der Tafelhalle mit Handzeichen vorgenommen wurde, war kein klarer Sieger zu erkennen gewesen.

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    Quelle: Reuters

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