Zwei Nächte statt vier Schanzen:Nur ein Trostpflaster für die Springerinnen
von Lars Becker
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Two-Nights-Tour statt Vierschanzentournee: Auch in diesem Winter ist den Skisprung-Frauen nur das halbe Vergnügen vergönnt. Was sind die Gründe - und wie sieht die Perspektive aus?
Skispringerin Katharina Schmid hat die Hoffnugn auf die Vierschanzentournee für Frauen noch nicht aufgegeben.
Quelle: dpa
Als Katharina Althaus nach ihren drei WM-Titeln im vergangenen Winter eine Entscheidung über die Fortsetzung ihrer Karriere treffen musste, kam ihr immer wieder die Vierschanzentournee in den Sinn. Die erhoffte Premiere für die Frauen war einer der wichtigsten Gründe, zumindest noch einen Winter dranzuhängen.
Jetzt steht für die Männer das größte jährliche Event der Skisprung-Welt bevor und die Frauen schauen wieder in die Röhre. Zumindest halb, denn statt der Tournee gibt es für die Fliegerinnen nur die "Two-Nights-Tour" mit den beiden deutschen Springen in Garmisch-Partenkirchen (30. Dezember) und Oberstdorf (1. Januar) in umgekehrter Reihenfolge zu den Männern.
Enttäuschung bei Springerin Schmid
"Die Enttäuschung überwiegt. Natürlich freue ich mich, beim Neujahrsspringen in Oberstdorf endlich wieder daheim antreten zu können. Dass Freunde und Familie dabei sein können, ist schon speziell", sagt die Rekord-Weltmeisterin, die nach ihrer Heirat inzwischen Katharina Schmid heißt: "Aber es ist eben nur ein kleines Trostpflaster für die Tournee."
Für eine komplette Tournee fehlen auch in diesem Winter die beiden Springen auf den prestigeträchtigen Großschanzen in Innsbruck und Bischofshofen. Der Österreichische Skiverband (ÖSV) richtet stattdessen am 3. und 4. Januar zwei Weltcups auf der Kleinschanze in Villach aus.
Mal bremst Deutschland, mal Österreich
Den Nachbar-Verband deshalb als alleinigen Schuldigen für die erneute Verzögerung der Premiere einer Frauen-Vierschanzentournee auszumachen, geht allerdings an der Wahrheit vorbei. Das Ganze ist eine komplizierte Geschichte, die sich kurz zusammenfassen lässt: Vor drei Jahren waren die deutschen Tournee-Veranstalter gegen ein eigenes Frauen-Event und die österreichischen dafür.
DSV-Sportdirektor Horst Hüttel spricht im Interview auch über die Situation bei den Frauen.28.12.2023 | 3:43 min
Jetzt ist es umgekehrt: Der Deutsche Skiverband (DSV) pusht für die Frauen-Premiere des weltweit größten jährlichen Megaevents im Skispringen, das es für die Männer seit inzwischen über sieben Jahrzehnten gibt. Der ÖSV bremst.
Goldene Eule? Hannawald schimpft
Das hat auch durchaus nachvollziehbare Gründe. Nach der zwischenzeitlichen Absage des DSV hatte man in Österreich mit der Silvestertour mit Villach und dem slowenischen Ljubno eine Art Ersatz-Tournee im Weltcup rund um den Jahreswechsel organisiert. Bei der Premiere im vergangenen Winter war für die Gesamtsiegerin der vier Springen ein beachtliches Preisgeld von 20.000 Schweizer Franken und eine "Goldene Eule" als Pokal ausgelobt.
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Die Begeisterung hielt sich in Grenzen. "Die größte Verhöhnung der Frauen war die Tour im vergangenen Winter an komplett anderen Orten. Und mit einer Goldenen Eule statt einem Adler als Preis - das war ja schon von der Körperform eine Beleidigung für die Frauen", schimpft Sven Hannawald, der vor 22 Jahren als letzter Deutscher die Tournee gewann.
Hoffnung auf Einigung wächst
DSV-Sportdirektor Horst Hüttel hofft deshalb, dass es am besten noch in diesem Winter zu einer Einigung mit den Frauen über eine echte Vierschanzentournee kommt. "Es wurden in den letzten Jahren sicher Fehler von beiden Seiten gemacht. Aber wir haben aus unseren Versäumnissen gelernt."
Dem ÖSV dürfte am Ende nicht viel anderes übrigbleiben, als seine Zustimmung für die Premiere des Skisprung-Grand-Slams für die Frauen zu geben. Der Druck wird mit jedem Jahr fehlender "Schanzengleichheit" immer größer.
Die beiden Weltcup-Events der Two-Nights-Tour zum Jahreswechsel in Deutschland gehen in umgekehrter Reihenfolge zur Männer-Tournee über die Bühne. Genau das ist ein Kritikpunkt des ÖSV, der die Frauen-Vierschanzentournee als "perfektes Produkt" kreieren will. Der deutsche Sportdirektor Horst Hüttel zeigt sich gesprächsbereit: "Eine Frauen-Tournee in der gleichen Reihenfolge der Orte wie bei der Männern wäre sicher für die Damen die Ideallösung - auch wenn die Umsetzung logistisch am schwierigsten ist."
Die Chancen für eine echte Frauen-Vierschanzentournee in der gleichen Reihenfolge der Springen wie bei den Männer werden jedoch besser. Der Auftakt in Oberstdorf und das Finale in Bischofshofen finden inzwischen traditionell unter Flutlicht statt. In Garmisch-Partenkirchen gibt es inzwischen auch künstliches Licht und Innsbruck darf nach langem Ringen auch eine Flutlicht-Anlage bauen. Somit könnten Springen der Männer und Frauen jetzt auch nacheinander an den gleichen Orten an einem Tag stattfinden.
Die Chancen für eine echte Frauen-Vierschanzentournee in der gleichen Reihenfolge der Springen wie bei den Männer werden jedoch besser. Der Auftakt in Oberstdorf und das Finale in Bischofshofen finden inzwischen traditionell unter Flutlicht statt. In Garmisch-Partenkirchen gibt es inzwischen auch künstliches Licht und Innsbruck darf nach langem Ringen auch eine Flutlicht-Anlage bauen. Somit könnten Springen der Männer und Frauen jetzt auch nacheinander an den gleichen Orten an einem Tag stattfinden.
Die Hoffnung auf eine Einigung auf die erste Frauen-Vierschanzentournee ist nicht nur deshalb allerorten groß: Der Weltverband FIS hält die Termine im Weltcup-Kalender der Frauen für 2024/2025 neben den beiden fixierten deutschen Tournee-Stationen auch für die beiden möglichen österreichischen Tournee-Springen jedenfalls vorerst frei.
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