WM-Hauptrunde: "Genuss"-Handballerinnen vor Schlüsselspiel
In WM-Hauptrunde gegen Rumänien:"Genuss"-Handballerinnen vor Schlüsselspiel
von Erik Eggers
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Nach dem 33:17-Sieg gegen Polen starten die deutschen Handballerinnen mit 4:0-Punkten in die WM-Hauptrunde. Dort treffen sie zunächst auf Rumänien.
Emily Bölk (li.) und Alina Grijseels stehen vor dem WM-Hauptrundenspiel gegen Rumänien sinnbildlich für die deutsche Stärke in der Abwehr und im Angriff.
Quelle: imago
Sie hatten sich in einen Rausch gespielt. Von einem "Handball-Genuss" sprach nach dem furiosen 33:17-Sieg gegen Polen mit strahlendem Gesicht die Bensheimer Rechtsaußen Amelie Berger. Regisseurin Alina Grijseels (Metz) freute sich über eine "bombastische" Verteidigung, die der DHB-Auswahl bei der WM in Skandinavien die perfekte Ausgangslage für die Hauptrunde bescherte.
Gaugisch über starke Defensive der DHB-Frauen erfreut
Mit 4:0-Punkten startet das Team in die Gruppe III, dort trifft es am Donnerstagabend (18 Uhr) auf Rumänien, Serbien (Samstag) und Dänemark (Montag). Auch Bundestrainer Markus Gaugisch freute sich über die Leistungsexplosion seiner Formation insbesondere in der Defensive, die aus seiner Sicht auch der Vergewisserung eigener Fähigkeiten diente.
Auf der anderen Seite versicherte der Bundestrainer, dass der unerwartete hohe Sieg dem Team nicht die Sicht vernebeln werde. "Wir machen jetzt einfach unser Zeug weiter", sagte er - eine Formulierung, die an den legendären Vierschanzentourneesieg des Skispringers Sven Hannawald im Jahr 2002 erinnert ("Ich mach' einfach mein Zeug").
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Showdown gegen Dänemark
Allen ist wohl bewusst, dass die eigentliche Bewährungsprobe nun erst bevorsteht. "Für alles, was wir erreichen wollen, brauchen wir die Viertelfinal-Teilnahme", hatte Gaugisch vor dem Turnier erklärt. Um dieses Ziel nicht zu gefährden, benötigen sie nun gegen Rumänien, das mit 2:2-Punkten in die Hauptrunde geht, mindestens ein Remis.
Denn am letzten Hauptrundenspiel trifft die DHB-Auswahl gegen Co-Gastgeber Dänemark (4:0) auf einen der großen Turnierfavoriten, der in seinen Spielen im jütländischen Herning von mehr als 10.000 Fans unterstützt wird. Nur die ersten zwei Teams der Sechsergruppe qualifizieren sich für die K.-o.-Runde der letzten Acht.
Cristina Georgiana Neagu, hier in der Champions League für ihren Klub CSM Bukarest in Aktion.
Quelle: IMAGO / sport pictures-Razvan Pasarica
Einsatz von Rumäniens Starspielerin Neagu fraglich
Unklar ist, ob Rumänien in der Hauptrunde wieder auf Cristina Neagu zurückgreifen kann. Die 35-jährige Halblinke, die seit über 15 Jahren zu den Stars der Szene gehört und vier Mal als Welthandballerin ausgezeichnet wurde, musste bislang verletzungsbedingt zuschauen. Unabhängig von dieser Personalie aber schöpfen die deutschen Handballerinnen großes Selbstvertrauen aus ihrer offensichtlich gestärkten Kaderstruktur.
Die deutschen Handballerinnen sind bei der WM mit drei Siegen in die Hauptrunde eingezogen. Trotzdem bremst Bundestrainer Markus Gaugisch im ZDF-Interview die Euphorie.05.12.2023 | 3:04 min
Rückraum stark verbessert
In den vergangenen Jahren hatten sich die gegnerischen Deckungsreihen oft auf die Halblinke Emily Bölk und Spielmacherin Grijseels konzentrieren können, demgegenüber fiel der Rest der deutschen Offensive deutlich ab.
Aktuell aber präsentiert sich nicht nur die Bietigheimerin Xenia Smits, die gegen Japan in der Schlusssekunde zum Sieg traf, in Topform. Es gibt auch zwei weitere junge Rückraumspielerinnen, die für jede Deckung der Welt große Gefahr darstellen.
Lott kann Grijseels auf Rückraum Mitte entlasten
So hat sich Annika Lott, die zudem sehr stark im Mittelblock verteidigt, zuletzt enorm entwickelt. Die 23-Jährige vom Thüringer HC spielt auch auf Rückraum Mitte so zielstrebig und selbstbewusst, dass es kaum noch einen Qualitätsverlust darstellt, wenn Grijseels Pausen benötigt.
Ausrichter: Norwegen (Stavanger und Trondheim), Schweden (Göteborg und Helsingborg), Dänemark (Frederikshavn und Herning)
Titelverteidiger: Norwegen
Größte deutsche WM-Erfolge: Titel 1993, Platz 3 1965, 1997 und 2007
Modus: Vorrunde mit acht Vierergruppen. Die besten drei Teams kommen weiter und nehmen die Punkte gegen die ebenfalls qualifizierten Teams in die Hauptrunde (vier Sechsergruppen) mit. Danach Viertelfinale bis Finale am 17. Dezember.
Favoriten: Welt- und Europameister Norwegen, Dänemark, Schweden, Olympiasieger Frankreich
Gegner der DHB-Frauen: Vorrunde: Japan (31:30), Iran (45:22), Polen (33:17) / Hauptrunde: Rumänien (24:22), Serbien (Samstag), Dänemark (Montag).
Und im rechten Rückraum ist die erst 19-jährige Viola Leuchter aus Leverkusen eine echte Waffe. Mit ihrem fantastischen Wurf aus dem langen Arm zwingt die 1,85 Meter große Linkshänderin jede Abwehr dazu, weit herauszutreten - und schafft damit wichtige Räume für die Kreisläuferinnen und andere Rückraumspielerinnen.
Vorzeichen für deutsche Handballerinnen selten besser
Die Vorzeichen vor dem Schlüsselspiel gegen Rumänien sind also so gut wie seit vielen Jahren nicht. Sollte das deutsche Team auch die bevorstehende Nervenbelastung gegen Rumänien meistern, wäre das Hauptziel des Teams, ein Platz beim Qualifikationsturnier für Olympia 2024 in Paris, so gut wie gesichert. Und dann könnten Bölk, Grijseels & Co. sogar die erste Medaille seit 2007 (Bronze) ins Visier nehmen.
Die deutschen Handballerinnen haben dank einer starken Abwehrleistung auch ihr drittes WM-Spiel gewonnen. Damit stehen sie mit der maximalen Punkte-Ausbeute in der Hauptrunde.