EM-Enttäuschung: Trainerdebatte bei Handballerinnen in Sicht

    Stagnation bei DHB-Frauen:Trainerdebatte bei Handballerinnen in Sicht

    von Erik Eggers
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    Die deutschen Handballerinnen haben bei der EM einen Rückschlag erlitten, das Halbfinale ist futsch. Ist Bundestrainer Markus Gaugisch noch der richtige Mann für die Heim-WM 2025?

    Markus Gaugisch, aufgenommen am 01.12.2024
    Gefrustet: Markus Gaugisch.
    Quelle: AFP

    Vor einigen Tagen erst hat der Deutsche Handballbund (DHB) eine neue Kampagne vorgestellt. Unter dem Motto "Hands up for more" will der Verband den Frauenhandball und "die Stellung von Frauen nachhaltig stärken". Er rief auf "zu einer Bewegung, die Frauen sowohl im Sport als auch im Alltag eine sichtbare Bühne bietet".
    Ankerpunkt dieser Kampagne ist die Handball-WM 2025, die im kommenden Dezember in den Niederlanden und Deutschland organisiert wird - und die hierzulande seit Jahren mit großen sportlichen Zielen verknüpft wird. Als Markus Gaugisch im April 2022 als neuer Bundestrainer vorgestellt wurde, peilte DHB-Präsident Andreas Michelmann für 2025 das WM-Halbfinale an.
    Thale Deila (links) und Kristine Breistol stoppen die deutsche Rückraumspielerin Alina Grijseels
    Jetzt sind auch die letzten theoretischen Chancen dahin. Nach dem 27:32 gegen Norwegen können die deutschen Handballerinnen bei der EM das Halbfinale nicht mehr erreichen.09.12.2024 | 2:59 min

    WM-Halbfinale im Visier

    Nun, ein Jahr vor dem Event im eigenen Land, haben die wichtigsten Botschafterinnen dieser Kampagne keine Werbung betrieben. Das Team um die Kapitäninnen Alina Grijseels und Emily Bölk verpasste mit der 27:32-Niederlage im dritten Hauptrundenspiel der Handball-EM 2024 gegen Olympiasieger Norwegen erneut vorzeitig den Einzug in das Halbfinale eines großen Turniers.
    Während der kämpferische Auftritt gegen die Norwegerinnen noch vorzeigbar war, stufen Experten die vorherigen Pleiten gegen die Niederlande (22:29) und gegen Dänemark (22:30) als herben Rückschlag ein. "Die Nationalmannschaft hat eine gute Altersstruktur und kann miteinander wachsen", hatte Gaugisch bei seiner Vorstellung noch erklärt. Tatsächlich stagniert seither mindestens die Entwicklung seines Teams.

    Stagnierende Entwicklung bei DHB-Frauen

    Vor dem Turnier, berichtete DHB-Sportvorstand Ingo Meckes, hatte sich die sportliche Führung das Ziel gesetzt, mal eines der großen Teams in Gefahr zu bringen. Dieses Vorhaben hat Gaugisch nicht umsetzen können. Stattdessen entdeckte Meckes ein immer wiederkehrendes Muster im deutschen Spiel: mangelnde Konstanz und Phasen, in denen das Team zu lange brauchte, um Rückschläge zu verkraften.
    Dänemarks Helena Elver Hageso kämpft um den Ball.
    Die deutschen Handball-Frauen haben gegen Dänemark das zweite Hauptrundenspiel der EM verloren. Nach dem 22:30 (13:15) ist das Halbfinale in weite Ferne gerückt.07.12.2024 | 2:59 min
    Dabei gab es durchaus Lichtblicke. So konnte die EM-Debütantin Nina Engel aus Bensheim auf der Linkshänder-Position im Rückraum mit ihrer Entschlossenheit und Zweikampfstärke durchweg überzeugen. Auf der gleichen Position deutete auch die zuvor angeschlagene Viola Leuchter ihr riesiges Talent an. Und auch Regisseurin Annika Lott bewies ihr großes Potenzial im Spiel gegen Norwegen.

    Formkrise der Kapitäninnen

    Auf der anderen Seite zeigt die Entwicklung der beiden Kapitäninnen nach unten. Vor allem korrespondieren die Leistungen von Emily Bölk in der Nationalmannschaft nicht mit denen in ihrem Klub in Budapest; die 26-Jährige wirkt im Nationaldress oft seltsam gehemmt. Und auch Alina Grijseels, die inzwischen in der starken rumänischen Liga spielt, konnte bei der EURO als Spielmacherin nicht überzeugen.
    Kernproblem des deutschen Spiels ist die Deckung. Sie ist gegen die Medaillenkandidaten schlichtweg oft überfordert und nicht in der Lage zu Ballgewinnen, die einfache Tore in Schnellangriffe ermöglichen. Auf diese Weise wird das deutsche Team in der Offensive zu langen und wenig erfolgreichen Positionsangriffen gezwungen. "Man muss die Realität sehen, und die Realität ist hart zu sehen", sagt der Bundestrainer.

    Wir müssen unfassbar hart arbeiten, um zum Erfolg zu kommen.

    Markus Gaugisch, Bundestrainer

    Trainerdebatte unausweichlich

    Die aktuelle EM hat bewiesen, dass die Lücke zu den Topnationen wie Dänemark und Norwegen unter der Regie von Gaugisch eher noch größer geworden ist. Das dürfte im Präsidium des Verbandes, das für das Amt des Bundestrainers verantwortlich ist, zu massiven Debatten führen, ob Gaugisch noch der richtige Mann für die WM 2025 ist.
    Der Erfolg der WM-Kampagne für den deutschen Frauenhandball jedenfalls ist stark gefährdet.

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    Quelle: Reuters

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