Pauli folgt Kiel in Oberhaus: Party mit Vicky-Leandros-Hit

Die Kicker des FC St. Pauli hoben sich die Aufstiegsparty für das heimische Millerntor-Stadion auf. Vor einer Woche im Volksparkstadion gegen den Hamburger SV ließen sie die Chance noch verstreichen. Gegen Absteiger Osnabrück machten sie beim 3:1-Erfolg von Beginn an deutlich,  dass ihnen die Vollendung einer starken Saison nicht mehr zu nehmen ist.

Doppeltorschütze Oladapo Afolayanin der 7. und 58. Minute sowie Marcel Hartel in der 68. Minute sorgten dafür, dass keine große Spannung mehr aufkam. Schon ein Unentschieden hätte für den vorzeitigen Aufstieg in die Bundesliga gereicht, mit dem Sieg setzte sich Kiezklub wieder an die Spitze der zweiten Liga.

Ab der 58. Minute ging es nur noch darum, das frenetische Publikum vom vorzeitigen Platzsturm abzuhalten. Die Gesänge erreichten in der letzten halben Stunde ein selbst für Millerntor-Verhältnisse ohrenbetäubendes Level.

Pure Vorfreude machte sich breit, dass es nach dreizehn Jahren Abstinenz ab der neuen Saison wieder Erstliga-Fußball gegen Bayern München und Borussia Dortmund geben wird. "Ich bin sehr erleichtert und happy",  sagte Trainer Fabian Hürzeler.

Wie motiviert die Spieler sind, demonstrierte Abwehrmann Eric Smith, als er trotz 3:0-Führung beim Trainer lautstark und gestenreich gegen seine Auswechslung protestierte.

In der 90. Minute gab es durch einen verwandelten Elfmeter für den VfL Osnabrück noch einen kurzen Moment des Innehaltens, dann brachen die Dämme und wenige Sekunden später war kaum noch ein Fleckchen Grün auf dem Platz zu erkennen.

Zu Vicky Leandros‘ "Ich liebe das Leben" feierte die Schlagerstadt Hamburg auf dem Platz den Wiedereinzug ins Oberhaus.

Für den Stadtteil-Klub ist es der sechste Aufstieg in die Bundesliga, aber so souverän wie dieser war bislang noch keiner.

Die jetzige Mannschaft hat nichts mehr mit dem "Haufen Bekloppter" zu tun, wie deren damaliger Kapitän Timo Schulz die St- Pauli-Mannschaft bezeichnete, die vor 13 Jahren das letzte Mal den Erstliga-Aufstieg schaffte. Mit Trainer Fabian Hürzeler spielt die Mannschaft technisch und taktisch reifen Fußball.  

Der 31-jährige Hürzeler ist nun der zweitjüngste Trainer, der einen Bundesliga-Aufstieg schaffte. Der jüngste war mit Helmut Schulte ebenfalls ein St. Paulianer.

Hürzeler übernahm den Job im Dezember 2022 von Timo Schulz und gab der Mannschaft die Stabilität, die vorher oft fehlte. Das ging zwar auf Kosten des Spektakels. Dafür übte das Herzstück, das Mittelfeld um Marcel Hartel und Kapitän Jackson Irvine, fast immer Kontrolle über den Gegner aus.

In der Minute des Triumphs dachte Hürzeler an seinen ehemaligen Cheftrainer, der jetzt mit dem 1. FC Köln gegen den Abstieg kämpft.

Das Ganze habe vor vier Jahren begonnen, als Timo Schulz mit ihm und Loic Favre als Co-Trainer die Mannschaft übernahm. "Da haben wir die Basis geschaffen", sagte Hürzeler ins TV-Mikrofon.

Der Rest des Interviews ging in einer Bierdusche durch seinen Staff unter, der ihn dann auch noch in die Höhe warf. Loswerden wollte der Trainer aber noch, wie stolz er darauf ist, dass sein Klub nun die Nummer 1 in Hamburg ist.

Trotz Feierstimmung, die den Kiez sicher bis in die späte Nacht im Griff haben wird, dachte der Coach schon an das Spiel bei Wehen Wiesbaden am kommenden Wochenende:

Auf einen voll motivierten FC St. Pauli hofft auch Hansa Rostock. Nur, wenn die Hürzeler-Mannschaft nicht verliert, hat Hansa noch die Chance, sich auf den Relegationsplatz zu retten.