Zweite Liga: HSV und St. Pauli hoffen auf perfektes Derby

Es gab in den vergangenen Jahren einige brisante Spiele zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli. Aber die Konstellation, die dieser Freitagabend bereithält, toppt alle vorherigen Hamburger Derbys.

Von einer Aufstiegsfeier des einen auf Kosten aller Aufstiegshoffnungen des anderen bis zu einer gemeinsamen Party auf dem Rasen des Volksparkstadions ist alles möglich.

Aber natürlich guckt jeder Klub im Vorfeld nur auf seine eigenen Chancen. "Von außen betrachtet wäre es gewissermaßen das perfekte Ende", sagte St.-Pauli-Kapitän Jackson Irvine über einen Sieg seiner Mannschaft.

Dass die Braun-Weißen unabhängig vom Ausgang des Spiels zum ersten Mal seit siebzig Jahren eine Saison vor dem HSV beenden werden, verführt Trainer Fabian Hürzeler nicht zum Übermut:

Die jetzige Mannschaft hat nichts mehr mit dem "Haufen Bekloppter" zu tun, wie deren damaliger Kapitän Timo Schulz die St- Pauli-Mannschaft bezeichnete, die vor 13 Jahren das letzte Mal den Erstliga-Aufstieg schaffte. Die Mannschaft von heute hat den größten Teil dieser Saison mit technisch und taktisch reifem Fußball souverän gestaltet.

Sie übernahm am achten Spieltag die Tabellenspitze und gab sie erst am 29. Spieltag kurzzeitig an Holstein Kiel ab. Seit dem 1:0-Heimsieg gegen Hansa Rostock am vergangenen Freitag ist Pauli wieder Erster.

Von dieser Kontinuität kann der HSV, der in großer Gefahr ist, den Aufstieg zum sechsten Mal zu verpassen, nur träumen. Die fehlende Konstanz ist auch in dieser Saison das große Problem der Rothosen.

Spektakuläre Siege wechselten sich mit peinlichen Schlappen ab, daran konnte auch der Wechsel von Tim Walter zu Steffen Baumgart auf dem Trainerstuhl bislang nichts ändern.

Ins Derby geht Baumgart trotzdem optimistisch: "Es ist das Spiel, auf das ich mich am meisten gefreut habe, als ich den Job übernommen habe", sagt er:

Immerhin: Nach dem 4:0 bei Eintracht Braunschweig geht auch der HSV mit Rückenwind in das Spiel.

Entsprechend der sportlichen Konstellation ist auch die Sicherheitslage in der Hansestadt angespannt. Die Polizei hat das Stadtderby wieder als Hochrisikospiel eingestuft. 900 Plätze im mit 56.100 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadien wurden nicht verkauft, um die Fan-Gruppen besser trennen zu können.

Diesem Zweck dient auch das Verbot für Anhänger des FC St. Pauli, Fanutensilien wie Totenkopfpullis und Ähnliches außerhalb des Gästebereichs zu tragen.

Zusätzliche Sorgen bereitet die Sicherheitskräfte, dass in HSV-Fanforen offenbar über die Herbeiführung eines Spielabbruches diskutiert wird, falls das Spiel für die Hausherren ungünstig läuft.

"Die Befürchtung habe ich nicht, weil ich glaube, dass alle, die dafür verantwortlich sind, in dem Fall für die Sicherheit der Spieler, das Maximale tun werden, um die Sicherheit zu garantieren", sagte St.-Pauli-Trainer Hürzeler und schloss einen Appell an. "Bei aller Emotionalität, bei aller Brisanz, ist es immer am wichtigsten, dass alle wieder gesund nach Hause kommen zu ihren Liebsten."