Holstein Kiel steigt erstmals in die Bundesliga auf

Nach Spielschluss gab es kein Halten mehr. Tausende Fußballfans von Holstein Kiel stürmten den Rasen des Holstein-Stadions und feierten nach dem 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf den ersten Bundesliga-Aufstieg eines Klubs aus dem nördlichsten Bundesland.

Fans im Seniorenalter haben 61 Jahre auf diesen Moment gewartet. Bei Gründung der Bundesliga ließ der DFB die Störche außen vor. In der Aufstiegsrunde 1965 und in zwei Relegationen im letzten Jahrzehnt wurde er verfehlt - jetzt steht der Aufstieg schon einen Spieltag vor Saisonende fest.

"Es ist unbeschreiblich, wenn man die Stimmung im Stadion und in der Stadt sieht", sagte Aufstiegstrainer Marcel Rapp am TV-Mikrofon.

Schon vor dem Spiel zeigten die Anhänger Erstligaformat. Mehrere tausend Fans zogen in den Vereinsfarben gekleidet mit einem stimmungsvollen Fanmarsch aus der Innenstadt zum mit 15.000 Zuschauern ausverkauften Stadion. Drinnen kam spätestens Gänsehautatmosphäre auf, als alle - bis auf die 1.500 mitgereisten Düsseldorfer Anhänger - aus voller Kehle die Vereinshymne intonierten.

Die Düsseldorfer, die nach der Niederlage des HSV am Vorabend die Relegation schon sicher haben, brauchten einen Sieg, um die Chance auf den direkten Aufstieg zu wahren. Ihre nach zwölf ungeschlagenen Spielen breite Brust wurde allerdings schon nach zwei Minuten schmaler. Mit dem ersten Angriff gingen die Kieler durch einen Kopfballtreffer von Benedikt Pichler in Führung.

Beide Mannschaften hatten noch klare Chance, aber den Düsseldorfern gelang nur noch ein Elfmetertor durch Christos Tzolis in der 70. Minute. Ein weiterer Elfmeter blieb ihnen trotz klarem Handspiel von Abwehrchef Patrick Erras in der 4. Minute von Schiedsrichter Sven Jablonski versagt. Eine Entscheidung, die die Düsseldorfer auch nach Spielschluss noch ärgerte.

Das schmälerte die ausgelassene Freude der Kieler Spieler und Anhänger nicht, die noch lange nach Spielschluss gemeinsam das Feld belagerten. Die Organisatoren waren vorbereitet - mit Schlusspfiff erhellte ein Feuerwerk den Himmel über der Förde.

Der Aufstieg ist umso bemerkenswerter, da er mit einer völlig neu zusammengestellten Mannschaft gelang, die die favorisierten Teams aus Hamburg, Gelsenkirchen und Berlin deutlich hinter sich ließ. "Die Geschlossenheit hat uns durch die ganze Saison getragen", sagte Rapp, der auf seiner ersten Station als Profitrainer gleich den Bundesligaaufstieg geschafft hat.

Die Bundesliga darf sich laut Rapp auf eine leidenschaftliche Mannschaft freuen, "die intensiv Fußball spielt und einen guten Plan hat."

Durch den Ausgleichstreffer der Düsseldorfer fiel die vorzeitige Aufstiegsparty auf dem Hamburger Kiez aus. Dem FC St. Pauli genügt am Sonntag aber ein Punkt gegen den Absteiger VfL Osnabrück, um nach dreizehnjähriger Abwesenheit wieder ins Oberhaus einzuziehen.

Die Düsseldorfer können sich ab jetzt auf die beiden Relegationsspiele vorbereiten, in denen sie entweder auf Union Berlin, Mainz 05, den VfL Bochum oder den 1. FC Köln treffen.

Auf die Kieler wartete derweil eine lange Partynacht. "Jetzt haben wir uns für eine fantastische Saison belohnt", sagte Kapitän Philipp Sander, der in der kommenden Saison zu Borussia Mönchengladbach wechselt. "Mir ist alles egal. Ich werde heute nicht schlafen, glaube ich."