Vor Showdown gegen Niederlande: Hrubesch wie immer gelassen

    Vor Showdown gegen Niederlande:Hrubesch: Bei Niederlage ist Feierabend

    von Frank Hellmann
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    Vor dem Entscheidungsspiel um die Olympia-Qualifikation gegen die Niederlande bleibt Horst Hrubesch gelassen, obwohl Oranje-Trainer Andries Jonker den deutschen Fußball gut kennt.

    Frauen-Nations-League-Halbfinale Frankreich - Deutschland: Deutschlands Trainer Horst Hrubesch ruft in Richtung Spielfeld.
    Offiziell ist es das Spiel um Platz 3 - tatsächlich aber ein Endspiel: das Endspiel um Olympia: Sollten die DFB-Frauen gegen die Niederlande gewinnen, sind sie in Paris dabei.27.02.2024 | 1:30 min
    Die Gelassenheit ist ihm angeboren – und hat der Mann nicht erst beim Angeln gelernt. Aus der Ruhe bringt Horst Hrubesch mit bald 73 Jahren so schnell nichts. Auch nicht das für die Olympia-Qualifikation entscheidende Spiel um den dritten Platz beim Final Four der Nations League zwischen den Niederlanden und Deutschland (Mittwoch 20.45 Uhr/ab 20.15 Uhr live ZDF).

    Bei einer Niederlage ist für Hrubesch "Feierabend"

    Ein Nachbarschaftsduell in Heerenveen mit Alles-oder-Nichts-Charakter: Nur der Sieger nimmt an den Sommerspielen (26. Juli bis 11. August) teil. Eine Favoritenrolle ist tatsächlich kaum auszumachen. Hrubesch, der mit dem Klassiker einen seiner ersten Einsätze für die B-Nationalmannschaft 1978 verbindet, glaubt, dass derjenige gewinnen werde, der "mehr Spaß hat, sich zu quälen".
    Horst Hrubesch und Alexandra Popp vor dem Spiel gegen die Niederlande
    Horst Hrubesch und Alexandra Popp vor dem Spiel gegen die Niederlande
    Quelle: Imago

    Der 72-Jährige weiß, dass in der Provinz Friesland viele Weichen gestellt werden – auch für seine Zukunft. An diesem Punkt stellte der Interimscoach am Dienstag klar: "Gesetzt den Fall, wir würden verlieren, wäre Feierabend." Er hoffe, dass der DFB dann einen Plan mit jemand habe, "langfristig die Mannschaft weiterzuentwickeln".

    Erstaunliche Entwicklung im Nachbarland

    Er werde, verriet Hrubesch auf der Pressekonferenz, auf jeden Fall die Olympischen Sommerspiele in Paris besuchen: Das steht so oder so auf dem Reiseplan. Er "würde es gerne mit den Mädels mache". Die Hürde ist hoch, weil sich der niederländische Frauen- und Mädchenfußball die vergangenen Jahre auf Verbands- und Vereinsebene kontinuierlich weiterentwickelt hat.
    Die inzwischen für England arbeitende Erfolgstrainerin Sarina Wiegman trat mit dem EM-Triumph 2017 und der Vize-WM 2019 die Begeisterung um die "Oranje Leuwinnen" los. Auch deshalb stieß der Königlich-Niederländische Fußballbund (KNVB) die gemeinsame Bewerbung mit Deutschland und Belgien um die Frauen-WM 2027 an.

    Jonker mit besonderem Bezug zu Deutschland

    Die deutsche Führungsspielerin Giulia Gwinn sieht "eine Mannschaft, die in den letzten Jahren bei jedem Turnier präsent war".

    Sie haben einen guten Mix aus Erfahrung und Frische und haben sich als Kollektiv gefunden.

    Giulia Gwinn

    Zudem bringt der Bondscoach Andries Jonker einen besonderen Bezug nach Deutschland ein, der sowohl beim FC Bayern als auch beim VfL Wolfsburg jeweils als Assistenz- und Chefcoach arbeitete. "Ich weiß, dass er ein exzellenter Trainer ist. Es wird interessant, wir kennen uns vom Sehen", verriet Hrubesch. Während er im 13. Einsatz bei den DFB-Frauen zuletzt in Frankreich (1:2) seine erste Niederlage kassierte, hat sein Gegenüber das Halbfinale gegen den Weltmeister Spanien (0:3) verloren.
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    Nach einer bitteren Lehrstunde haben die DFB-Frauen ihre erste Olympia-Chance liegen lassen. Das Hrubesch-Team unterlag Frankreich im Halbfinale der Nations League mit 1:2 (0:2). 23.02.2024 | 7:06 min

    Jonker froh für Perspektivwechsel

    Jonker hat seinem Ensemble ansonsten ein stabiles Gerüst gegeben, überzeugt mit klaren Ansagen. Der 61-Jährige ist heilfroh über den Perspektivwechsel. Den prägnantesten Unterschied fasste er in der "Süddeutschen Zeitung" mal so zusammen: "Wenn Jungs oder Männer in eine Kabine kommen, ist immer klar: Sie selbst sind das Wichtigste. Ich will in diesem Verein spielen, ich will den Vertrag verlängern, ich will verkauft werden, ich will mehr Geld, ich will ein Auto – ich, ich, ich."
    Das sei jetzt ganz anders.

    Frauen sind viel mehr darauf ausgerichtet, gemeinsam zu arbeiten.

    Anries Jonker, niederländischer Bondscoach der Frauen

    Der besondere Spirit berührt beide Trainer

    In ihrer Wertschätzung für ihre Spielerinnen sind die beiden Trainer also quasi Brüder im Geiste. Der besondere Spirit hatte auch Hrubesch überhaupt bewogen, ein zweites Mal einzuspringen. Aus seiner ersten Aushilfstätigkeit 2018 habe er damals den Frauenfußball lieben gelernt. "Es war sensationell gut auch für mein Leben, was ich mitnehmen konnte."
    Und doch kann jetzt alles schnell vorbei sein. Er sei halt "nicht mehr 60". Aus seiner Sicht sollte dann auch die neue Sportdirektorin Nia Künzer im Falle des Scheiterns jemand anderen installieren, der die zwischen April und Juli angesetzte Qualifikation für die EM 2025 in der Schweiz angeht.

    DFB-Kapitän Alexandra Popp hat deutliche Worte an ihre Mitspielerinnen gerichtet. "Wir wissen, um was es geht - nicht nur Olympia, sondern auch ein Stück weit darum, das eigene Gesicht zu wahren, das ist uns bewusst." Sie müsse dafür aber keine besonderen Ansprachen halten, so die Torjägerin vom VfL Wolfsburg: "Doof gesagt, ist jedes Spiel gerade mit Druck behaftet."

    Ob sie bei einem Scheitern weitermacht, ist offen. "Die Gedanken habe ich ja jetzt tatsächlich schon länger. Natürlich beschäftige ich mich mit dem Thema auch weiterhin ein Stück weit", sagte die 32-Jährige, die seit geraumer Zeit mit dem Ende ihrer DFB-Karriere kokettiert. Eine Entscheidung gebe es noch nicht – und diese hängt auch nicht davon ab, wie das Spiel gegen die Niederlande ausgeht.

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