DFB-Frauen in der Nations League:"Wir haben uns dumm angestellt"
Die erste Niederlage für deutsche Fußballerinnen unter Trainer Horst Hrubesch in Frankreich tut weh: Beim Kampf ums Olympia-Ticket sind die DFB-Frauen unter Druck.
Die Doppelspitze findet keinen Zugriff
"Wir haben erst zweite Halbzeit das gemacht, was wir wollten. Das zweite Tor hat uns den Hals gebrochen. Da haben wir uns dumm angestellt", kritisierte der 72-Jährige. Auf ZDF-Nachfrage negierte das HSV-Idol zwar, dass die von ihm aufgestellte Doppelspitze mit Alexandra Popp und Lea Schüller zu einer unrunden Vorstellung beigetragen hatte, doch die Nachteile waren für 30.267 Augenzeugen ja nicht zu übersehen.
Ständig lange Schläge aus der Abwehr, viel zu frühe Ballverluste, dazu der unbesetzte Zehner-Raum vor der Doppel-Sechs mit Lena Oberdorf und Sjoeke Nüsken. Die nicht wirklich ins Spielgeschehen findenden Protagonisten sollten auch beide Gegentreffer verschulden: Nach Schüllers zu kurzer Kopfballabwehr jagte Kadidiatou Dani die Kugel ins Netz (41.), dann produzierte der Ballverlust von Marina Hegering gegen die überragende Eugénie Le Sommer eine Situation, in der Oberdorf überstürzt Grace Geyoro von den Beinen holte.
Sakina Karchaoui (45.+4) verwandelte den Strafstoß, obwohl Merle Frohms noch die Fingerspitzen an den Ball brachte. Dass die deutsche Nationaltorhüterin frustriert gegen den Pfosten trat, sprach Bände. "Mit der Art und Weise können wir erste Halbzeit nicht zufrieden sein", sagte die 29-Jährige.
Jetzt müssen wir die Enttäuschung schnell loswerden.
DFB-Torhüterin Merle Frohms
Alexandra Popp kritisiert Lena Oberdorf
Kapitänin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg hatte noch auf dem Platz lautstark über ihre am Saisonende zum FC Bayern wechselnde Vereinskollegin Oberdorf geschimpft. "Sie muss da nicht in die Grätsche gehen." Generell ärgerte sich die 32-Jährige: "Die Konstanz fehlt grundsätzlich. Das begleitet uns seit Monaten. Es ist brutal ärgerlich, weil hier mehr drin gewesen wäre." Immerhin habe man "ein Stück weit Moral gezeigt".
Auch weil das Trainerteam den falschen Ansatz zur Pause aufhob: Mit einem Dreifachwechsel, vor allem durch die Hereinnahme von Sydney Lohmann und Sara Däbritz, weniger durch Jule Brand, und einer Umstellung aufs gewohnte 4-3-3 erspielten sich die Deutschen gegen einen gewiss nicht übermächtigen Gegner endlich Dominanz und Chancen. Gleichwohl: Allein ein nach VAR-Eingriff verhängter Handelfmeter – von Giulia Gwinn sicher verwandelt (82.) – führte zum Ertrag. Popp blieb Alleinunterhalterin im Angriff.
Niederlande hat Heimvorteil in Heerenveen
Noch auf dem Rasen sammelte Hrubesch das Team in einem großen Kreis um sich herum. Seien Botschaft: "Die Geschichte ist nicht vorbei." Man müsse jetzt "draufbeißen und Gas geben", denn auch die zweite Aufgabe ist anspruchsvoll. Obwohl die Niederlande ihr Halbfinale bei Weltmeister Spanien klar mit 0:3 verlor, wirkt der Europameister von 2017 und Vizeweltmeister von 2019 seit Jahren gefestigter als die DFB-Frauen.