DFB-Frauen in der Nations League: "Dumm angestellt"

    DFB-Frauen in der Nations League:"Wir haben uns dumm angestellt"

    von Frank Hellmann, Lyon
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    Die erste Niederlage für deutsche Fußballerinnen unter Trainer Horst Hrubesch in Frankreich tut weh: Beim Kampf ums Olympia-Ticket sind die DFB-Frauen unter Druck.

    Deutschlands Spielerinnen Alexandra Popp (r.) und Lea Schüller reagieren nach Frankreichs Treffer zum 2:0.
    Deutschlands Spielerinnen Alexandra Popp (r.) und Lea Schüller reagieren nach Frankreichs Treffer zum 2:0.
    Quelle: dpa/Gollnow

    Schon sein Platz im großen Groupama Stadion von Lyon mutete etwas eigentümlich an. Ein einfacher Klappstuhl stand am Spielfeldrand für Horst Hrubesch bereit, der sich zwischenzeitlich immer wieder auf die obere Kante hockte, um eine bessere Übersicht zu haben. Dieser Balanceakt des Interimstrainers der deutschen Fußballerinnen ist zwar im Nations-League-Halbfinale gegen Frankreich (1:2) noch einigermaßen gut gegangen, doch diesmal ging sein Matchplan bei den DFB-Frauen nicht auf.
    Frankreichs Elisa de Almeida im Zweikampf mit Kathrin Hendrich
    Nach einer bitteren Lehrstunde haben die DFB-Frauen ihre erste Olympia-Chance liegen lassen. Das Hrubesch-Team unterlag Frankreich im Halbfinale der Nations League mit 1:2 (0:2). 23.02.2024 | 7:06 min
    Die erste Niederlage unter Hrubesch – zuvor war er 2018 bei acht Einsätzen und 2023 in vier Begegnungen ungeschlagen geblieben – kommt zur Unzeit: Die erste Chance aufs Olympia-Ticket ist vergeben. Nun muss das Spiel um den dritten Platz gegen die Niederlande in Heerenveen am Mittwoch (ab 20.15 Uhr, live im ZDF) gewonnen werden, um im Sommer im Zeichen der Ringe in Frankreich mitzuspielen.
     

    Die Doppelspitze findet keinen Zugriff


    "Wir haben erst zweite Halbzeit das gemacht, was wir wollten. Das zweite Tor hat uns den Hals gebrochen. Da haben wir uns dumm angestellt", kritisierte der 72-Jährige. Auf ZDF-Nachfrage negierte das HSV-Idol zwar, dass die von ihm aufgestellte Doppelspitze mit Alexandra Popp und Lea Schüller zu einer unrunden Vorstellung beigetragen hatte, doch die Nachteile waren für 30.267 Augenzeugen ja nicht zu übersehen.
    Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn fand deutliche Worte über den Ausgang der Partie : "Wir waren in der ersten Halbzeit nicht mutig genug, wir haben ein bisschen Angsthasenfußball gespielt."
    Deutschlands Spielerinnen Lena Oberdorf (l.) und Sjoeke Nüsken (r.) nach Frankreichs Treffer zum 1:0
    Deutschlands Spielerinnen Lena Oberdorf (l.) und Sjoeke Nüsken (r.) nach Frankreichs Treffer zum 1:0
    Quelle: dpa/Gollnow


    Ständig lange Schläge aus der Abwehr, viel zu frühe Ballverluste, dazu der unbesetzte Zehner-Raum vor der Doppel-Sechs mit Lena Oberdorf und Sjoeke Nüsken. Die nicht wirklich ins Spielgeschehen findenden Protagonisten sollten auch beide Gegentreffer verschulden: Nach Schüllers zu kurzer Kopfballabwehr jagte Kadidiatou Dani die Kugel ins Netz (41.), dann produzierte der Ballverlust von Marina Hegering gegen die überragende Eugénie Le Sommer eine Situation, in der Oberdorf überstürzt Grace Geyoro von den Beinen holte.

    Sakina Karchaoui (45.+4) verwandelte den Strafstoß, obwohl Merle Frohms noch die Fingerspitzen an den Ball brachte. Dass die deutsche Nationaltorhüterin frustriert gegen den Pfosten trat, sprach Bände. "Mit der Art und Weise können wir erste Halbzeit nicht zufrieden sein", sagte die 29-Jährige.

    Jetzt müssen wir die Enttäuschung schnell loswerden.

    DFB-Torhüterin Merle Frohms

    Alexandra Popp kritisiert Lena Oberdorf


    Kapitänin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg hatte noch auf dem Platz lautstark über ihre am Saisonende zum FC Bayern wechselnde Vereinskollegin Oberdorf geschimpft. "Sie muss da nicht in die Grätsche gehen." Generell ärgerte sich die 32-Jährige: "Die Konstanz fehlt grundsätzlich. Das begleitet uns seit Monaten. Es ist brutal ärgerlich, weil hier mehr drin gewesen wäre." Immerhin habe man "ein Stück weit Moral gezeigt".

    Auch weil das Trainerteam den falschen Ansatz zur Pause aufhob: Mit einem Dreifachwechsel, vor allem durch die Hereinnahme von Sydney Lohmann und Sara Däbritz, weniger durch Jule Brand, und einer Umstellung aufs gewohnte 4-3-3 erspielten sich die Deutschen gegen einen gewiss nicht übermächtigen Gegner endlich Dominanz und Chancen. Gleichwohl: Allein ein nach VAR-Eingriff verhängter Handelfmeter – von Giulia Gwinn sicher verwandelt (82.) – führte zum Ertrag. Popp blieb Alleinunterhalterin im Angriff.
     

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    Niederlande hat Heimvorteil in Heerenveen


    Noch auf dem Rasen sammelte Hrubesch das Team in einem großen Kreis um sich herum. Seien Botschaft: "Die Geschichte ist nicht vorbei." Man müsse jetzt "draufbeißen und Gas geben", denn auch die zweite Aufgabe ist anspruchsvoll. Obwohl die Niederlande ihr Halbfinale bei Weltmeister Spanien klar mit 0:3 verlor, wirkt der Europameister von 2017 und Vizeweltmeister von 2019 seit Jahren gefestigter als die DFB-Frauen.
    Dazu kommt der Heimvorteil im nordniederländischen Heerenveen, den die vom früheren Bundesliga-Coach Andries Jonker betreuten "Oranje Leuwinnen" ausleben werden. Hrubesch ahnt, dass seine Spielerinnen viele Widerstände überwinden müssen, um sich den gemeinsamen Traum von Olympia zu erfüllen. "Auf der einen Seite glaube ich an sie. Auf der anderen Seite haben sie alle Qualitäten, aber sie müssen alles dafür tun. 90 Prozent reichen nicht."
     

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