Nach 3:3 gegen Ukraine: DFB-Elf nährt Zweifel für Heim-EM

    3:3 gegen Ukraine nährt Zweifel:DFB-Elf erzeugt keine Aufbruchstimmung für EM

    von Frank Hellmann
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    Der deutschen Nationalmannschaft fehlen Siege, um für die EM 2024 eine Aufbruchsstimmung zu wecken. Das 3:3 im Friedensspiel gegen die Ukrainer verstärkt nur die Zweifel.

    Hansi Flick
    Wirkte angesichts des mäßigen Auftretens seiner Spieler gegen die Ukraine oft ratlos: Bundestrainer Hansi Flick
    Quelle: dpa

    Immerhin der Abmarsch nach einem eher verstörenden Jubiläumsspiel der deutschen Nationalelf wirkte halbwegs versöhnlich. Als die Abendsonne das Weserstadion anstrahlte, stellten sich viele Fans am Osterdeich noch einmal für ein Erinnerungsfoto auf. Und oft waren Menschen aus der Ukraine mit drauf, deren Flaggen in Blau und Gelb genauso gut in die Abendkulisse passten wie ein 3:3-Remis zu diesem Friedensspiel. Doch viele hätten sich zum gesellschaftspolitischen Statement auch ein sportliches Signal beim 1000. Länderspiel gewünscht.

    Auch Hansi Flick ist noch ein Suchender

    In einem Jahr wird schließlich die EM 2024 in Deutschland eröffnet, doch der Gastgeber bleibt sich selbst ein großes Rätsel. Schwer vorstellbar, wie das Nationalteam ein Sommermärchen 2.0 anstoßen soll. Am Mittwoch werden mehrere Nationalspieler an der Hauptwache in Frankfurt mit Fans zusammentreffen. Das Ringen um jeden einzelnen Anhänger scheint Leitmotiv in der DFB-Leitstelle auf dem Campus.
    Doch besser wäre es, wenn die Auswahl einfach mal mit einem von Anfang bis Ende überzeugenden Auftritt die Leute begeistern würde. Klappte wieder nicht. Der am Spielfeldrand teils gefährlich ratlos wirkende Bundestrainer Hansi Flick sah gegen den vom Krieg in der Ukraine gepeinigten Gegner auch "die Verfassung der Mannschaft" widergespiegelt. Und wie die Spieler ist auch der Trainer noch ein Suchender. Beim teils fahrigen, mitunter wilden, auf jeden Fall ungeordneten Auftritt stimmten nur die Anfangs- und Schlussphase, als Niclas Füllkrug (6.), Kai Havertz (83.) und Joshua Kimmich (90.+1/Foulelfmeter) trafen.

    Kai Havertz ist der Retter in der Not

    Instinktfußballer Havertz betätigte sich als Retter in der Not, wenn sonst wären die gellenden Pfiffe und höhnischen Anfeuerungsrufe für den Hausherrn Werder Bremen noch weit nach Schlusspfiff bis in den Kneipen im Steintorviertel zu hören gewesen. Wieder bot die deutsche Elf viel zu wenig, um ein verbindendes Gefühl zu wecken.
    Dass Flick an den Vorlauf zur Heim-WM 2006 erinnerte, als eine krachende 1:4-Niederlage in Florenz gegen Italien die Mission unter Jürgen Klinsmann drei Monate vor Turnierbeginn ins Wanken brachte, zeigte nur das Ausmaß der Besorgnis. Damals sei allen Unkenrufen zum Trotz ein Sommermärchen entstanden, argumentierte Flick. "Wir wissen, dass eine Menge Arbeit vor uns liegt."

    Die Dreierkette der DFB-Elf funktioniert nicht

    Einerseits hat der 58-Jährige ja noch ein ganzes Jahr Zeit, andererseits sind die dilettantischen Aussetzer in der Defensive gefühlt ein ewiger Begleiter. Fehlende Abstimmung der Dreierkette mit den indisponierten Protagonisten Antonio Rüdiger, Matthias Ginter und Nico Schlotterbeck erwuchs sich durch die gruselige Vorstellung von David Raum auf der linken Seite zur entscheidenden Schwachstelle.
    Der im Stich gelassene Torhüter Kevin Trapp war ob der luftigen Verteidigungshaltung frustriert. "Das ist schon länger ein Thema. Wir müssen das in einem Jahr bei der EM abstellen, sonst wird es schwierig.“ Irgendwann stellte Flick auf Viererkette um, gleichwohl wird das Alternativsystem nicht gänzlich eingemottet. "Wir haben einen Plan, das werden wir durchziehen. Das sind Automatismen, die Spiele und Training brauchen.“ Siege wären auch nicht schlecht. Nach einem überzeugenden Auftritt in der Nations League gegen Italien (5:2) vor genau einem Jahr gelangen nur noch mühsame Erfolge gegen den Oman (1:0), Costa-Rica (4:2) und Peru (2:0).

    Hoffnungsträger Ilkay Gündogan kehrt zurück

    Daher kommt dem Härtetest gegen Polen (Freitag 20.45 Uhr) eine größere Bedeutung zu. Fraglich, ob sich im Nationalstadion von Warschau die körperlich und mental erschlafften Akteure vom FC Bayern und Borussia Dortmund noch straffen können. Der diesmal auf einer defensiveren Position erprobte Leon Goretzka ist ein Sinnbild der Kraft- und Orientierungslosigkeit geworden.
    Immerhin steht auf seiner Position mit Ilkay Gündogan vom Sieger der Champions League Manchester City ein Ersatz parat, der nur einen Teil seiner Spielfreude und Kombinationsgabe im Nationaltrikot entfalten müsste. Am besten erst gegen Polen und dann noch vier Tage später gegen Kolumbien in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen.

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