Nach bestandenden Tests: Reichlich Rückenwind fürs DFB-Team
Nach bestandenden Härtetests:Reichlich Rückenwind fürs DFB-Team
von Frank Hellmann
|
Siege gegen die Topnationen Frankreich und die Niederlande haben die Stimmung rund um die deutsche Nationalelf gedreht. Eigentlich könnte die EM lieber heute als morgen losgehen.
Zufriedene Gesichter: Bundestrainer Julian Nagelsmann, Toni Kroos und Joshua Kimmich.
In Kombination mit dem eindrucksvollen Ausrufezeichen in Frankreich (2:0) hat die deutsche Nationalmannschaft gerade noch rechtzeitig für die EM im eigenen Land (14. Juni bis 14. Juli) die Kehrtwende hinbekommen.
Der Bundestrainer lobte das "gute Gefühl" und den "brutalen Ehrgeiz" in der Mannschaft.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat auch den zweiten großen EM-Test bestanden. Das DFB-Team präsentierte sich in starker Form und bezwang die Niederlande mit 2:1. 27.03.2024 | 2:59 min
Spielfreude und Kombinationssicherheit, aber auch Moral und Wille sind wiederbelebt im DFB-Team. Vor allem wie die Heimmannschaft in ihren rosa-lilafarbenen Auswärtstrikots das Ruder in der zweiten Halbzeit noch herumriss, hat Nagelsmann gefallen. Auch wie die Einwechslungen von Thomas Müller, Pascal Groß und des Siegtorschützen Niclas Füllkrug Impulse brachten.
"Wir haben das Stadion am Ende richtig heiß gemacht. Wir wollten unbedingt gewinnen und sind mehr Risiko gegangen als der Gegner", so der Bundestrainer:
EM-Zuversicht ist jetzt da
Unweit vom DFB-Sitz ist im Frankfurter Stadion endgültig die Zuversicht gewachsen, dass das Aushängeschild des deutschen Fußballs sich nicht mehr so blamiert wie bei der WM 2022 in Katar oder 2018 in Russland. Und dass Deutschland bei der Heim-EM auch weiter als nur bis ins Achtelfinale kommt. Bei der letzten EM vor drei Jahren hatte England in Wembley die Ära des damaligen Bundestrainers Joachim Löw fast unwürdig im Achtelfinale beendet.
Plötzlich könnte die EM 2024 lieber heute als morgen beginnen. So schnell ändern sich die Zeiten.
Der EM-Kader steht in großen Zügen
Optimismus und Harmonie im DFB-Team gilt es nun irgendwie zu konservieren, wenn sich die Mannschaft zuerst im Thüringer Land (26. bis 31. Mai) vorbereitet, dann gegen EM-Teilnehmer Ukraine (3. Juni) und gegen Griechenland (7. Juni) testet. Ernst wird es dann endgültig für die Nagelsmann-Elf mit dem EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland in München (14. Juni/ZDF)
Mit dem 2:1 gegen die Niederlande hat die deutsche Fußball-Nationalelf die gute Leistung im Spiel gegen Frankreich bestätigt. Die EM, so scheint es, kann kommen.27.03.2024 | 1:41 min
Die Grundlage für ein schwarz-rot-goldenes Gemeinschaftswerk scheint gelegt, denn im Grunde steht bereits der EM-Kader.
Der Bundestrainer erklärte dazu: "Wir werden auf jeden Fall nicht zehn oder fünf Spieler tauschen im Sommer, das steht außer Frage. Vielleicht einen oder zwei, wenn sich niemand verletzt."
Radikalkur scheint zu fruchten
Daher müssen wohl Mats Hummels, Niklas Süle, Julian Brandt oder Leon Goretzka für ihren EM-Traum ganz besondere Leistungen bringen. Der Klassiker zwischen Bayern München und Borussia Dortmund in der Bundesliga am Samstag wäre eine Gelegenheit für Eigenwerbung.
Aber offenbar hat es die Radikalkur ja gebraucht, um neue Reize zu setzen. Nagelsmann ist der größte Gewinner, er hat gerade noch rechtzeitig die entscheidenden Schwachstellen ausgemerzt.
Kroos: Mannschaft hat Selbstvertrauen
Das renovierte Aufgebot mit klaren Rollenzuweisungen funktioniert, weil ein Teil der Mannschaft nicht den Ballast des Scheiterns bei den vergangenen Turnieren herumschleppt. Maximilian Mittelstädt, Robert Andrich und Florian Wirtz waren daran gar nicht bei den letzten Turnier-Debakeln, Rückkehrer Toni Kroos nur 2018, Jamal Musiala oder Füllkrug allein 2022 beteiligt.
Der alte und neue Denker und Lenker Kroos sprach von einem gut gemeisterten Test gegen "Oranje". In der Partie habe sich gezeigt, "dass die Mannschaft Selbstvertrauen mitgenommen hat aus dem letzten Spiel". Zum Umstand, dass das DFB-Team einen frühen Rückstand noch zum Sieg drehte, sagte Kroos:
Maximilian Mittelstädt hatte in der vierten Spielminute bei einem zu kurzen Rückpass gepatzt, so dass Joey Veermann zur niederländischen Führung traf. Doch der vor Selbstbewusstsein strotzende Linksverteidiger bügelte sein Malheur in Spielminute elf mit einem sehenswerten Treffer zum Ausgleich wieder aus.
18. Mai: Letzter Bundesliga-Spieltag
Mitte/Ende Mai: Nominierung EM-Kader
25. Mai: DFB-Pokalfinale (20 Uhr/ARD)
26. Mai bis 31. Mai: Trainingslager in Blankenhain (Thüringen)
31. Mai: Einzug ins EM-Quartier in Herzogenaurauch
1. Juni: Champions-League-Finale in London (21 Uhr /ZDF)
3. Juni: Testspiel gegen die Ukraine in Nürnberg (20.45 Uhr/ARD)
7. Juni: Testspiel gegen Griechenland in Mönchengladbach (20.45 Uhr/RTL)
7. Juni: Übermittlung des finalen EM-Kaders bis 24 Uhr an die UEFA
14. Juni: EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland in München (21 Uhr/ZDF)
19. Juni: EM-Gruppenspiel gegen Ungarn in Stuttgart (18 Uhr/ARD)
23. Juni: EM-Gruppenspiel gegen die Schweiz in Frankfurt/M. (21 Uhr/ARD)
29. Juni bis 2. Juli: evtl. EM-Achtelfinale
5./6. Juli: evtl. Viertelfinale
9./10. Juli: evtl. Halbfinale
14. Juli: evtl. Finale
Stimmungsumschwung klar zu erkennen
"Herausragend", fand Nagelsmann den 27-jährigen Newcomer vom VfB Stuttgart: "Wenn er so weitermacht, ist er ein Spieler für die EM." So hilft auch ein im Vorjahr mit Hertha BSC aus der Bundesliga abgestiegener Profi wie Mittelstädt, dass die Nationalelf dem Mittelmaß entflieht.
Als das ZDF kürzlich zusammen mit der Universität Würzburg und den Meinungsforschern von FanQ eine repräsentative Umfrage mit 5.000 Teilnehmern durchführte, kamen erschreckende Zahlen heraus: Nur rund 53 Prozent der Befragten freuten sich auf die EM 2024 im eigenen Land. Nur 16 Prozent sagten, das Team schafft es ins Halbfinale oder Finale, 48 Prozent gingen von einem Ausscheiden in der Vorrunde aus. Das war vor weniger als einer Woche. Nun, nach den beiden überzeugenden Siegen gegen fußballerische Hochkaräter, ist der Stimmungsumschwung unverkennbar.
Ein Haken links, ein Haken rechts - und wieder lag Jamal Musiala auf der Nase. "Jede Aktion gefühlt bin ich ausgerutscht. Das Feld ist jedes Mal weggegangen, bei jeder Drehung", sagte der 20-Jährige nach dem Länderspiel gegen die Niederlande (2:1). Der Rasen in der Frankfurter EM-Arena machte optisch einen guten Eindruck, bot jedoch vielen Spielern überhaupt keinen Halt. Bundestrainer Julian Nagelsmann bezeichnete den Spieluntergrund gar als"„Katastrophe".
Musiala war nach seiner Ausrutsch-Serie froh: "Zum Glück habe ich überlebt." Er ziehe "immer Stollen an", sagte der Dribbler. "Ich mache viele Drehungen, da muss es schon ein bisschen stabil sein." Der Rutschfaktor sei "schon gefährlich". Auch Profis von Eintracht Frankfurt hatten sich genau wie Trainer Dino Toppmöller zuletzt über den Platz beschwert.