Deutsche bei Real Madrid: Zuverlässig und exzellent
Kroos, Schuster, Illgner und Co.:Deutsche in Madrid: Zuverlässig und exzellent
von Florian Haupt
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Toni Kroos hat bei Real Madrid alle seine Vorgänger in den Schatten gestellt. Dabei schrieben Importe aus Deutschland dort schon viele Erfolgsgeschichten.
In La Liga hat Toni Kroos sein letztes Spiel für Real Madrid bereits gespielt. Das Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund soll ihm nun einen goldenen Abschied bescheren.
Quelle: Imago
"Der Verrückte ist da": So grüßte ein feixender Antonio Rüdiger vor drei Wochen die johlenden Fans bei der Meisterfeier von Real Madrid. Der deutsche Innenverteidiger kickt erst seit zwei Jahren für den Klub. Doch mit seiner extrovertierten Art und seinen stabil starken Leistungen er sich bereits in die Herzen der Fans gespielt.
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Rüdiger schreibt bei Real Madrid die Meisterserie fort
Mit dem souveränen Liga-Titel hat er außerdem eine alte Tradition fortgeschrieben. Bislang hat jeder deutsche Profi bei Real mindestens einmal die Primera División gewonnen. Dabei ist Rüdiger schon der neunte Legionär aus "Alemania" - in keinem anderen ausländischen Spitzenklub haben Deutsche so konstant Spuren hinterlassen. Bei Real stehen sie für Erfolg, Loyalität und Zuverlässigkeit.
Das eindrücklichste Beispiel dafür ist ein Mann, auf den sich beim heutigen Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund alle Augen richten. Toni Kroos verabschiedet sich mit dem größtmöglichen Spiel aus dem Klubfußball. Seine Teamkollegen haben sich verschworen, auch für ihn zu gewinnen. Bereits beim letzten Heimspiel gegen Betis Sevilla flossen Tränen für einen, den Vereinspräsident Florentino Pérez als "einen der großen Spieler in der Geschichte von Real Madrid" bezeichnete.
Günter Netzer (1973-76) Paul Breitner (1974-77) Uli Stielike (1977-85) Bernd Schuster (1988-90) Bodo Illgner (1996-2001) Christoph Metzelder (2007-10) Mesut Özil (2010-13) Sami Khedira (2010-15) Toni Kroos (2014-24)
Kein anderer Deutscher hat das königliche Spiel über so lange Zeit so stark geprägt wie Kroos. In zehn Jahren absolvierte er 464 Partien, gewann viermal die Champions League und steigerte sein Niveau immer weiter. Dass er nun aufhört, versteht vor diesem Hintergrund nicht jeder: "Für mich gilt es, bis zum letzten Tropfen vom Fußball zu trinken, ich hätte sogar kriechend gespielt", sagt Jorge Valdano, ehemals Spieler, Trainer und Sportdirektor bei Real und bekennender Kroos-Fan.
Toni Kroos geht mit viel Romantik
Doch auch Valdano bewundert die Souveränität, loslassen zu können und auf dem Höhepunkt abzutreten. Anders als Weggefährten von Reals Erfolgsära wie Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos oder Karim Benzema verschreibt sich Kroos nicht noch mal einem anderen Klub, sondern geht gleich ganz. Das verleiht dem Abschied zusätzliche Romantik. In Madrid verehren sie Kroos als "old school" im besten Sinne.
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Begonnen hat die Liebesbeziehung zwischen Real und den "Alemanes" schon in den 1970ern, als Wechsel über die Grenzen in Deutschland noch mit viel Argwohn gesehen wurde. Günter Netzer setzte sich 1973 über die Bedenken hinweg, ein Jahr später folgte ihm mit Paul Breitner ein weiterer Freigeist. Der bis Kroos in Madrid am meisten verehrte Deutsche kam jedoch 1977, als beide schon wieder weg waren.
Der Größte vor Kroos: Uli Stielike
Uli Stielike mag in Deutschland einen kleineren Namen haben, als seine Vorgänger - in Madrid verhält es sich genau umgekehrt. "Uli, Uli, Uli" feierten die Fans im Estadio Santiago Bernabéu den kampfstarken und torgefährlichen Mittelfeldspieler. In einer Epoche, in der nur zwei Ausländer pro Team erlaubt waren, etablierte sich Stielike acht Jahre lang im Team und wurde viermal zum besten Legionär der spanischen Liga gewählt. Kein Deutscher erzielte für Real mehr Tore als seine 50 Treffer.
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Doch auch einige von Deutschlands filigransten Exporten schauten auf einige Jahre im Bernabéu vorbei: Bernd Schuster, der später außerdem noch Trainer im Verein wurde. Und, kurz vor Kroos, sein Generationskollege Mesut Özil, der in nur drei Jahren sagenhafte 81 Torvorlagen schaffte und, geliebt vom Publikum, während der wüsten Epoche von Trainer José Mourinho die spielerische Noblesse aufrechterhielt.
Heynckes und Illgner sorgten bei Real für Erlösung
Schon früher hatte Torwart Bodo Illgner zu dem Team gehört, das unter Trainer Jupp Heynckes 1998 Reals erste Champions League nach 32 Jahren Unterbrechung gewann. Doch so lange Pausen kann sich in Madrid heute niemand mehr vorstellen - ein Verdienst der letzten Jahre und damit auch des zuverlässig exzellenten Toni Kroos.
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