Champions League: Wer drückt dem Finale den Stempel auf?

Es ist das wichtigste Spiel im europäischen Vereinsfußball, das UEFA Champions-League-Finale in Wembley - nach drei Jahren Abstinenz wieder mit deutscher Beteiligung. Der überraschende Durchmarsch von Borussia Dortmund ins Finale gegen Real Madrid sorgt für eine besondere Konstellation.

Hier der spanische Rekord-Gewinner des Titels, der keines seiner acht Finals verloren hat und eine starke Meisterschaftssaison krönen kann. Dort der vermeintliche Underdog aus Dortmund, der mit diesem Stadion seit der Final-Niederlage 2013 gegen Bayern München eine Rechnung offen hat und mit einem Sieg eine verpatzte Saison noch triumphal beenden könnte.

"Wenn ich auf der Straße unterwegs bin, spricht wirklich in jeder Situation jeder einen darauf an", sagt Dortmunds Abwehrchef Mats Hummels in der Sendung Bolzplatz.

Zwei Spieler stehen ganz besonders für die Dramaturgie dieses Duells. Beide bestreiten in diesem Finale das letzte Spiel für ihren Klub, dem sie seit zehn beziehungsweise zwölf Jahren ihren Stempel aufdrücken: Toni Kroos und Marco Reus.

"Dieses Gefühl, die Champions League zu gewinnen, ist unbeschreiblich", sagt Kroos im Bolzplatz. "Ich durfte es fünfmal erleben und dann will man das logischerweise auch ein sechstes Mal, weil der Weg dahin wieder schwierig war."

Für den Weltmeister von 2016 wäre es der 23. Titel seiner Karriere und damit so etwas wie die endgültige Bestätigung des Status, den er sich bei Real - und zuletzt auch wieder in der Nationalmannschaft - erarbeitet hat.

"Cristiano Ronaldo und Sergio Ramos haben sich nach dem Rücktritt gemeldet. Mittlerweile auch junge Spieler wie Vinicius Junior und Valverde, die ihn vergöttern, weil er dieser Vollzeitprofi ist, der sehr viel an sich gearbeitet hat."

Nicht weniger verehrt von seinen Mitspielern wird auf Dortmunder Seite Marco Reus. Im Gegensatz zu Kroos gilt er aber als der Unvollendete, dem die richtig großen Titel bislang versagt geblieben sind.

"Wenn er jetzt in seinem allerletzten Spiel plötzlich Champions-League-Sieger würde, dann wäre das eine wunderbare Pointe und eine absolute Würdigung seines Talentes", sagt Moderator und BVB-Fan Micky Beisenherz im Bolzplatz.

"Ich freue mich einfach darauf, noch mal so einen Abschluss zu haben, irgendwie da, wo alles angefangen hat", sagt Reus und meint das verlorene Wembley-Finale gegen Bayern München am Ende seiner ersten Saison beim BVB.

Kroos und Reus teilen sich am Samstag das Rampenlicht mit vielen anderen außergewöhnlichen Geschichten. Wird Jude Bellingham, der neue Star am königlichen Himmel, gegen seinen Ex-Klub voll aufdrehen? Wird Mats Hummels den Frust über seine EM-Ausbootung in eine Topleistung ummünzen?

"Ich glaube, dass Julian Nagelsmann dem BVB einen Gefallen getan hat, indem er Mats Hummels nicht nominiert hat", sagt ZDF-Reporter Jochen Breyer im Bolzplatz. "Es ist das Spiel der Spiele für ihn und ich glaube, er wird da eine sehr, sehr gute Leistung abrufen."

Am Ende wird trotz aller individueller Geschichten die Mannschaftsleistung entscheiden. Für Real spricht dabei die große Erfahrung in Champions-League-Finals, die ihnen eine große Ruhe und Sicherheit gibt. Und für die Dortmunder, die in dieser Saison wieder einmal sehr unberechenbar und wenig konstant waren?

"Ich glaube, der Vorteil liegt klar auf der Hand", sagt Breyer. "Und zwar, dass Dortmund überhaupt nichts zu verlieren hat. Sie haben in dieser Champions-League-Saison schon mehr erreicht, als alle vorher dachten."