Töpfern zu Hause: Töpfersets fürs Töpfern ohne Brennen
DIY-Töpfersets im Check:Zu Hause töpfern: Wichtig ist guter Ton
von Thilo Hopert
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Töpfern liegt im Trend. Man braucht dafür nicht zwangsläufig Töpferscheibe und Brennofen. Mit selbsttrocknendem Ton kann man auch zu Hause mit dem neuen Hobby starten.
Kann man zu Hause töpfern? DIY-Sets versprechen das. Wie gelingt das Töpfern in den eigenen vier Wänden?
Quelle: imago/imagebroker
Wer sich fürs Töpfern interessiert, der kommt aktuell nicht um die zahlreichen Angebote von Töpfersets für zu Hause herum. Vor allem im Internet werden DIY-Sets angeboten.
Diese versprechen einen leichten Einstieg in das Hobby und bieten direkt allerlei Zubehör. Doch halten die Sets, was sie versprechen?
"Sie sind eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen mit dem Töpfern zu machen, bevor man viel Geld für einen Workshop ausgibt", sagt Kathrin Buhl-Bereket, Leiterin einer Keramikwerkstatt in Stuttgart.
Beim Verarbeiten sollte man den Ton nicht zu dünn werden lassen, sonst kann das Material reißen.
Mit Wasser lassen sich Kanten oder Druckstellen im Material gut glattstreichen.
Getrockneten Ton kann man gut mit Schleifpapier oder einer Nagelfeile bearbeiten.
Die fertigen Stücke auf keinen Fall unter Wasser halten: Der Ton nimmt sonst die Feuchtigkeit wieder auf.
Tonreste kann man gut in luftdicht verschlossenen Plastikbeuteln aufbewahren. Mit etwas Wasser wird der Ton wieder geschmeidig.
Naturnaher Ton ohne chemische Zusätze
Doch Ton ist nicht gleich Ton. "Man sollte darauf achten, dass man möglichst naturnahen Ton nutzt. Es sollten keine chemischen Zusätze enthalten sein", sagt Buhl-Bereket. Das sei vor allem wichtig, wenn man mit Kindern arbeite.
Wer sich für ein DIY-Töpferset interessiert, sollte es von einem seriösen und namhaften Anbieter kaufen, rät Kerstin Effers, Referentin Umwelt und Gesundheitsschutz bei der Verbraucherzentrale NRW.
"Man sollte nicht von Händlern mit Sitz in China bestellen, die ihre Ware auch über Plattformen wie Amazon anbieten. Vor allem, wenn Lacke und Farben dabei sind." Die Sets enthielten neben der Modelliermasse zum Teil auch Farben, Lacke oder Glitter. Diese könnten gesundheitsschädliche Chemikalien enthalten, die in der EU verboten sind.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft den Ton separat im Kreativbedarf und sucht gezielt nach naturnahen Materialien. "Bei einem Kilopreis von 5 bis 10 Euro wird man auch gut fündig", sagt Kathrin Buhl-Bereket.
Da die DIY-Sets für den Hausgebrauch je nach Anbieter über 60 Euro kosten, sollten sich Bastler laut Verbraucherschützerin Kerstin Effers vor dem Kauf auch im Künstler- und Hobby-Fachbedarf umschauen.
Dort gibt es ein Kilo lufttrocknenden Ton teilweise schon für wenige Euro, ebenso Farben und Modellierwerkzeug. Schadstoffarme Farben und Lacke erkennt man zum Beispiel am Siegel "Blauer Engel".
Eine Alternative sei zudem Salzteig. "Der trocknet auch gut an der Luft und man kann ihn günstig aus Mehl, Salz und Wasser selber machen", so Effers.
Es braucht nicht viel zum Töpfern
Die Töpfersets enthalten alles Nötige, um direkt loszulegen. Wer sich aber vor den Preisen scheut, der findet auch zu Hause schon viel Zubehör, mit dem man loslegen kann.
Zum Bearbeiten des Tons benötige man nur eine kleine Wasserschale, ein Nudelholz, einen Holzspieß und ein Brett zum Unterlegen. "So bleibt der Tisch sauber", sagt Kreativautorin Iris Knabenschuh, die auch Töpferworkshops mit lufttrocknendem Ton gibt. Das Brett kann aus Holz oder Silikon sein. Silikon habe laut Knabenschuh den Vorteil, dass der Ton weniger stark auf der Unterlage haftet.
Das Modellieren des Tons ist kinderleicht
"Lufttrocknender Ton ist wahnsinnig einfach zu verarbeiten", sagt Knabenschuh. So hat man schnell erste Erfolge. Dafür sollte man den Ton allerdings nicht zu dünn machen, sonst könne er reißen, rät Knabenschuh.
"Eine Stärke von einem Zentimeter ist gut", ergänzt Kathrin Buhl-Bereket. Natürlich komme es auch darauf an, was man modellieren möchte. Man bekomme aber relativ schnell ein Gefühl für das Material, sagt Iris Knabenschuh.
Buhl-Bereket rät Anfängern zur Plattentechnik. Dafür rollt man den Ton zu einer Platte aus. Dann könne man mit Ausstechern arbeiten, Gräser oder Kräuter einrollen, um Muster in den Ton zu drücken, oder eine Abformung seiner Lieblingsschale machen.
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Eigenschaften von lufttrocknendem Ton
Lufttrocknender Ton ist weder wasserfest noch lebensmittelecht. Er eigne sich also eher für Deko-Artikel oder Schmuck - Kerzenständer oder Schalen etwa, sagt Kathrin Buhl-Bereket. Auch Verbraucherschützerin Kerstin rät Effers davon ab, die Töpfersets zum Herstellen von Geschirr oder Spielzeug zu nutzen.
Um den lufttrocknenden Ton wasserfest zu machen, beispielsweise für Blumentöpfe oder -vasen, benötigt es spezielle Versiegelungen wie Klarlacke, Acrylfarben oder Epoxidharz. Diese gibt es im Fachhandel, aber auch hier ist Vorsicht geboten: Epoxidharze werden häufig aus Bisphenol A hergestellt, einer Chemikalie, die das Hormonsystem schädigt.
Das Trocknen benötigt Zeit
Um seine getöpferten Stücke haltbar zu machen, benötigt es nur Zeit. "Die Sachen sollten mit Bedacht zwei bis drei Tage trocknen", rät Kathrin Buhl-Bereket. Dann kann man zum nächsten Schritt gehen: "Man kann das Material easy bemalen und lackieren", sagt Iris Knabenschuh.
Dafür nimmt man das im Töpferset mitgelierte Zubehör oder das, was man so zu Hause hat, zum Beispiel Filzstifte, Wasserfarben oder Acrylfarben.
"Es reicht ganz wenig, um sich die Sachen hübsch zu machen", sagt Kathrin Buhl-Bereket, die auch die psychologische Komponente der Töpferarbeit herausstellt: "Es ist entschleunigend, es ist erdend."