Online-Dating: Wie Dating-Apps zu Problemen führen können
Dating-Apps:Wenn die Suche nach Liebe zur Sucht wird
von Maya Schläger
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Dating über Apps und Co. hat sich in den letzten Jahren vor allem unter jungen Menschen immer weiter verbreitet. Doch wie problematisch ist die Online-Dating-Revolution wirklich?
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Links swipen, rechts swipen, dann ein Match und im besten Fall die große Liebe. Dating-Apps sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Dating-Kultur. Allein in diesem Jahr gaben bereits 66 Prozent der Internetnutzer*innen zwischen 30 und 49 Jahren an, schon einmal eine Online-Dating-Plattform genutzt zu haben.
Eines ist also sicher: Die Dating-Kultur hat sich in den letzten Jahren verändert. Mit der Entwicklung der ersten Dating-App wurde nicht nur das Online-Dating, sondern der gesamte Dating-Markt revolutioniert: Wo früher noch persönliches Kennenlernen die Voraussetzung für ein Date war, reicht heute das einfache Öffnen einer App, um den oder die Zukünftige kennenzulernen.
Dating-Apps bergen nicht nur Vorteile
Kennenlernen mithilfe von Dating-Apps kann also einige Vorteile mit sich bringen, denn nicht nur das erste Ansprechen geht online schneller und einfacher als im realen Leben. Auf Dating-Apps trifft man auf einen Pool von Menschen, die wie man selbst auch auf Partnersuche sind. Gleichzeitig bieten Dating-Apps die Möglichkeit, auf Personen zu treffen, denen man ansonsten vielleicht nicht begegnet wäre.
Doch neben den Vorteilen ist die Nutzung von Dating-Apps auch mit Nachteilen und Problematiken verbunden. Während wir beim persönlichen Kennenlernen in der realen Welt alles von unserem Gegenüber wahrnehmen können, fehlen beim Online-Dating bestimmte Eindrücke wie Geruch oder Klang der Stimme. Für die Wahrnehmung einer Person und der anschließenden Beurteilung, ob man diese näher kennenlernen möchte, sind solche Eindrücke jedoch essenziell.
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Die Swipe-Systematik als Gefahr
Ein weiterer Faktor, der die Problematik der Dating-Revolution unterstreicht, zeigt sich in der bestehenden Suchtgefahr. Auch wenn Dating-Apps Zugang zu einem Pool von Gleichgesinnten bieten, birgt gerade diese grenzenlose Auswahl auch eine Gefahr für die eigene Psyche.
Insbesondere die endlos wirkenden Möglichkeiten, ein neues Match zu finden in Verbindung mit der Swipe-Systematik, welche viele Dating-Apps nutzen, stellt eine Gefahr dar. Der Reiz des Swipens kombiniert mit der ständigen Wahl neuer Matches kann zu einem Suchtverhalten der Nutzer*innen führen.
Inwiefern unterscheidet sich Online-Dating von einem persönlichen Treffen? Wie geht man am besten mit Ablehnung um? Und wie gestaltet man sein Online-Profil ansprechend?10.11.2023 | 6:29 min
Dopamin-Ausschüttung bei einem Match
Verantwortlich dafür ist der Dopaminhaushalt unseres Gehirns, wie Beziehungsexpertin Stella Schultner weiß:
Ähnlich wie beim Glücksspiel schüttet das Gehirn beim Swipen dann Dopamin aus, wenn Nutzer*innen einen Gewinn, also ein Match bekommen. Da beim Swipen jedoch nicht vorhersehbar ist, wann und ob ein neues Match erzielt werden kann, kann sich eine Sucht nach immer häufigerem Swipen entwickeln.
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von Anna Gürth
Die Angst, das perfekte Match zu verpassen
"Fear of Missing Out" - kurz FOMO - ist die Bezeichnung für ein, auch beim Online-Dating, weit verbreitetes Phänomen: Es beschreibt die Angst, etwas zu verpassen.
Die Psychologin Stella Schultner ordnet das Phänomen folgendermaßen ein:
Beim Dating beschreibt FOMO folglich die Angst vor dem Verpassen eines vermeintlich perfekten Matches, einer vermeintlich perfekten Beziehung, da man sich zuvor bereits auf eine andere Person festgelegt hat. FOMO kann somit der Auslöser für übereilte Entscheidungen beim Swipen und ständigem Partnerwechsel sein und damit die eigenen Chancen beim Online-Dating beeinträchtigen.