Tipps für Fernbeziehung: Wie Liebe auf Distanz gelingen kann

    Interview

    Tipps für die Fernbeziehung:Wie die Liebe auf Distanz gelingen kann

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    Am Wochenende ein Paar, unter der Woche Single: So sieht das Leben in einer Fernbeziehung aus. Wie die Liebe auf Distanz gelingen kann, erklärt Paartherapeut Peter Wendl.

    Fernbeziehungen - Talk mit Dr. Peter Wendl
    Fernbeziehungen bedeuten viele lange Reisen und ein ständiges Warten auf das Wiedersehen. Paartherapeut Dr. Peter Wendl sieht jedoch auch Vorteile in diesem Beziehungsmodell.20.07.2023 | 4:48 min
    ZDFheute: Was überhaupt sind Fernbeziehungen? ‎
    Peter Wendl: Zu unterscheiden sind lange Trennungszeiten (wie beispielsweise bei Auslandseinsätzen, die über Wochen und Monate gehen) von regelmäßigen Wochenendbeziehungen. Eine Faustregel zur einfachen Orientierung kann so lauten: Paare, die regelmäßig länger getrennt sind von "Bett und Tisch", für Essen und Schlafen also, als sie zusammen sind, führen im Grunde psychologisch schon eine Fernbeziehung.
    ZDFheute: Wie häufig sind Fernbeziehungen?
    Wendl: Wir sprechen hier letztlich von einer seriösen Schätzung: Etwa jede siebte Beziehung in Deutschland dürfte auf Distanz geführt werden. Demnach sind das Millionen von Paare, die regelmäßig oder für ein langes Projekt auf Distanz leben.
    Statistisch sind diese schwer zu erfassen, da wir hier nur ungenaue Informationen erheben können. Denn viele Fernbeziehungspaare haben keine zwei Haushalte, sondern ein Partner/eine Partnerin schläft in den getrennten Zeiten in Hotels oder auch in Gemeinschaftsunterkünften (wie beispielsweise bei Soldatinnen und Soldaten in Kasernen).

    ... ist Diplom-Theologe sowie Einzel-, Paar- und Familientherapeut. Seit vielen Jahren forscht er am Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZDG) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zu den Themen Partnerschaft und Familie. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind Fernbeziehungen. Seine Erkenntnisse hat er unter anderem im Buch "Gelingende Fern-Beziehung. Entfernt zusammen wachsen" zusammengefasst. Das Buch "Soldat im Einsatz - Partnerschaft im Einsatz" wirft den Blick speziell auf Auslandseinsätze und Wochenendbeziehungen von Soldaten und die damit verbundenen Probleme.

    ZDFheute: Wie halten Fernbeziehungen länger frisch und warum? ‎
    Wendl: Der Verliebtheitseffekt kann bei diesen Paaren durchaus länger halten. Sie sehen sich seltener und müssen viel in die Beziehung und damit füreinander investieren, zeitlich, finanziell, aber auch emotional.
    Für mich ist die Fernbeziehung damit ein Trainingslager für die Liebe. Ein Auseinanderleben würde den beiden schneller klar vor Augen gestellt werden als bei Nahbeziehungen. Bei jedem Wiedersehen nach einer Pause nämlich, zeigt sich, wofür ich so viel Aufwand betreiben will.
    ZDFheute: Macht die Entfernung eine Fernbeziehung attraktiv?
    Wendl: Eine Fernbeziehung ist anstrengend und attraktiv zugleich. Alles ist eine Frage der Lebensphase. Die Distanz ermöglicht einerseits intensive Zeit "alleine", für Selbstverwirklichung in Karriere oder auch für unterschiedliche Interessen (Hobby, Ehrenamt, Freunde) sowie für die Beziehung andererseits, allerdings eben gewissermaßen parallel nebeneinander. Je nach Lebensphase kann das aber auch zur Herausforderung werden, wenn sich eine oder einer oder beide nach mehr Nähe, mehr gemeinsamer Zeit vor Ort, nach mehr "verwobenem Alltag" sehnt. Insbesondere im Kontext Kinder oder Kinderfragen gilt dies. Die größte Herausforderung der Fernbeziehung ist wohl die Sehnsucht. Denn letztlich lebt Beziehung natürlich mehr von Nähe als von Distanz.
    Laura schaut Richtung Kamera und umarmt Poppy.
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    ZDFheute: Was müssen Fernbeziehungspaare für sich klären? Braucht es dafür Regeln?‎
    Wendl: Ja! Die Motivation beider Partner für die Partnerschaft auf Distanz muss immer wieder neu ausgetauscht werden - und als Konsequenz daraus gilt es Kompromisse zu entwickeln, wie es für beide ok ist. Und Fernbeziehungspaare brauchen Perspektiven! Wer Pläne hat als Paar, scheitert übrigens seltener.
    Nahaufnahme zweier Menschen, die sich am Hals berühren.
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    ZDFheute: Ist das ein Modell der Zukunft? Nehmen sie ‎gesellschaftlich zu oder werden es weniger?
    Wendl: Fernbeziehungen hat es immer gegeben und wird es immer geben, weil nicht alle ihren Beruf in der Nähe des Zuhauses ausführen können. Wer also beruflich mobil sein muss, wird oft eine Fernbeziehung führen müssen. Zu unterscheiden sind davon jene, die freiwillig eine Distanzbeziehung führen wollen.

    Was aber zunimmt, ist die Bereitschaft eine Fernbeziehung überhaupt einzugehen.

    Peter Wendl, Paartherapeut

    Kommunikation in Echtzeit erleichtert eine Fernbeziehung sehr. Auch finanzielle Möglichkeiten - für die Reise mit Flugzeug, Auto oder oder das Zugfahren - und die zeitliche Möglichkeit und Flexibilität zur Mobilität erleichtert die Bereitschaft, eine Distanzbeziehung einzugehen. Auch lernen sich immer mehr Menschen online kennen. Hier verschwimmt die Entfernung ohnehin. Aber unabhängig davon gilt doch: Wer liebt oder sich verliebt, wird viel tun, diese Liebe leben zu können.

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    ZDFheute: Woran scheitern Fernbeziehungen besonders häufig?
    Wendl: Sie scheitern an fehlenden Perspektiven und wenn die Nachteile die Vorteile immer mehr zu überwiegen beginnen. Gerade am Anfang und auf lange Dauer kann natürlich auch die Sehnsucht quälend werden. Untreue und Eifersucht sind dagegen für eine Trennung nicht unbedingt relevanter als bei Nahbeziehungen. Und Fernbeziehungen kosten wie gesagt Zeit, aber auch Geld für Unterkünfte, Reisen, Kommunikation. Auch das können langfristig Trennungsfaktoren werden.

    Tipps von Paartherapeut Peter Wendl:

    1. Die Partner müssen immer wieder neu ihre Motivation klären, warum die Fernbeziehung geführt wird - und wie lange noch. Daraufhin gilt es Kompromisse zu entwickeln.
    2. Partner, die Pläne schmieden und Perspektiven entwickeln, bleiben länger zusammen!
    3. Während der Trennung gilt es verbunden zu bleiben und auf jede Weise austauschen, um zu wissen, "wen" ich in Kürze wiedersehen werde.
    4. Keine Angst vor Spannung beim Wiedersehen und vor Trauer beim Abschied: Beides ist normal! Übrigens auch Nahbeziehungspaare streiten. Und das Wiedersehen gilt es nicht zu sehr mit Erwartungen zu überfrachten.
    5. Und schließlich: Es gilt, auch einen erfüllenden Alltag alleine zu kultivieren, um die getrennte Zeit zu nutzen für Selbstverwirklichung, Hobby, Karriere, Freunde und Ehrenamt. Denn wer nur wartet, wird in der Fernbeziehung scheitern.

    Das Interview führte Arta Ramadani, Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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