Militärexpertin: Erwartungen an Gegenoffensive unrealistisch
Interview
Militärexpertin zur Ukraine:Major: Erwartungen des Westens unrealistisch
|
In Ramstein trifft sich die Ukraine-Gruppe, um Unterstützung zu besprechen. Die bisherigen Erwartungen an die Gegenoffensive seien unrealistisch, meint Militärexpertin Major.
"Russland setzt darauf, dass der Ukraine die Ressourcen ausgehen und die westlichen Staaten nicht durchhalten.", so Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik.19.09.2023 | 4:56 min
Wenn sich an diesem Dienstag die Verteidigungsminister aus rund 50 Staaten auf dem Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein treffen, wird Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nicht vor Ort sein. Grund dafür ist seine Corona-Erkrankung. Trotz seiner Abwesenheit geht es um viel.
Im ZDF-Morgenmagazin spricht die Militärexpertin Claudia Major über die aktuelle und zukünftige Unterstützung der Ukraine.
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Claudia Major zur Frage...
... auf welche Ergebnisse man bei der Ramstein-Konferenz hoffen darf
Die Militärexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik hofft darauf, dass die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe ihre Unterstützung für die Ukraine nicht nur kurzfristig beschließen wird. Russland würde darauf setzen, dass die Hilfe westlicher Staaten irgendwann einbrechen würde, man müsse deshalb eine langfristige Perspektive schaffen.
Unterstützung für die Ukraine: Die Militärhilfe in Millarden Euro
Quelle: ZDF
Sie sehe solche Zusicherungen schon jetzt. Verteidigungsminister Pistorius habe ein neues Paket mit Munition und Winterkleidung angekündigt und auch andere Staaten wie beispielsweise Belgien würden ihre Ausbildung ukrainischer Soldaten an Kampfflugzeugen fortsetzen wollen.
Verteidigungsminister Pistorius hat der Ukraine weitere Rüstungshilfen im Wert von 400 Millionen Euro zugesagt (Video):
... ob die Ukraine die Ziele der Sommeroffensive erreicht hat
Die aktuelle Gegenoffensive hat ursprünglich als sogenannte "Frühjahrsoffensive" begonnen. Wenn das Ziel der ukrainischen Truppen war, bis zum Asowschen Meer durchzubrechen, habe die Ukraine ihr Ziel nicht erreicht und würde das bis Jahresende wohl auch nicht erreichen, resümiert Major. Doch die Offensive sei nicht zuletzt wegen fehlender Ausrüstung auch immer wieder verschoben worden.
Aktuell mache die Ukraine "sehr langsam, aber sehr systematisch" im Osten und im Westen Fortschritte. Deshalb sei die "Hausaufgabe" für die westlichen Staaten, nicht noch einmal so einen "verpassten Winter" in Kauf zu nehmen, sondern "in Vorleistung zu gehen".
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Liveblog
... warum Deutschland mit der Taurus-Lieferung zögert
Sie könne verstehen, dass eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern gut abgewogen sein muss, doch sie verstehe das lange Zögern der deutschen Bundesregierung nicht, so Major. Frankreich und Großbritannien hätten vergleichbare Waffensysteme geliefert und längst das Für und Wider besprochen.
Für die aktuelle Offensive käme das System zwar zu spät, doch dieser Krieg würde sich noch lange hinziehen, sagt die Wissenschaftlerin. Bei der langfristigen, systematischen Unterstützung seien sie "keine Wunderwaffe, aber enorm wichtig".
Der ukrainische Außenminister Kuleba drängt weiter auf die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper (Video):