Ukrainische Gegenoffensive: Durchbruch an der Front?

    Ukrainische Gegenoffensive :Durchbruch an der Front?

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    Zu sehen sind ukrainische Panzer vor einer grafischen Karte mit eingezeichnetem Frontverlauf in der Ukraine.

    Die Ukraine soll mit ihrer Gegenoffensive erste Frontdurchbrüche erzielt haben. Was bedeutet das für den weiteren Kriegsverlauf? ZDFheute live mit Militärexperte Michael Karl.

    Frontdurchbrüche in Saporischschja und Donezk?

    Lange hatte sie gestockt, nun soll es entscheidende Fortschritte und einen ersten Durchbruch bei der ukrainischen Gegenoffensive geben. In der Region Saporischschja kam es zu den heftigsten Gefechten seit Beginn der ukrainischen Offensive Anfang Juni.
    Zurzeit konzentrieren sich die Kämpfe nach Einschätzung britischer Geheimdienste auf zwei Abschnitte: In der Region Saporischschja bei der Stadt Orichiw und im Gebiet Donezk bei Welyka Nowosilka. Insbesondere im Süden setzt die Ukraine die russischen Besatzungstruppen wohl weiter unter Druck:

    Zu den allgemeinen Problemen der russischen Kommandeure im Süden dürften knappe Bestände an Artilleriemunition, ein Mangel an Reserven und Probleme bei der Sicherung der Flanken der verteidigenden Einheiten gehören.

    Britisches Verteidigungsministerium

    Russische Drohnenangriffe in Odessa und Kiew

    Währenddessen gehen auch die russischen Angriffe weiter: In der Nacht zum Mittwoch haben russische Streitkräfte ukrainischen Angaben zufolge den Donau-Hafen Ismajil bei Odessa beschossen und dabei Getreidetransportanlagen beschädigt.
    Der Hafen gewann an entscheidender Bedeutung, da die Schwarzmeerroute seit dem Ende des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine praktisch blockiert ist. Auch auf die Hauptstadt Kiew gab es wieder Drohnenangriffe.
    Wie steht es um die ukrainische Gegenoffensive? Darüber sprechen wir bei ZDFheute live um 19.30 Uhr mit ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh in der Ukraine und Michael Karl vom German Institute for Defence and Strategic Studies.

    Deutsche Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine?

    Maßgeblich entscheidend für den Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive sind Waffenlieferungen des Westens. In den vergangenen Tagen wurden die Forderungen nach deutschen Marschflugkörpern des Typs Taurus KEPD-350 lauter. Bereits Ende Juni hat der ehemalige US-Generalleutnant Ben Hodges Deutschland zu diesem Schritt aufgefordert.
    Der Marschflugkörper kann über 500 Kilometer entfernte Ziele wie Bunker oder Munitionsdepots zerstören. Die Bundeswehr besitzt zurzeit insgesamt 600 von ihnen.

    Ukrainischer Botschafter hofft auf neue Waffen

    Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hofft auf mehr Tempo bei der Lieferung neuer Waffen und hofft, dass die politische Debatte nicht ähnlich lange dauert, wie bei der Frage nach der Lieferung von Kampfpanzern zu Beginn des Jahres.

    Langstreckenraketen aus Deutschland würden wir gerne nehmen, auch den Marschflugkörper Taurus, Munition und schweres Gerät zur Entminung von Gelände, in dem sich russische Streitkräfte verbarrikadiert haben.

    Oleksii Makeiev, ukrainischer Botschafter in Deutschland gegenüber der "Rheinischen Post"

    Doch die Uneinigkeit in der Ampel-Koalition dürfte Makeievs Hoffnung ausbremsen. Bundesverteidigungsminister Pistorius blockiert und lässt verlauten, "dass es keine Lieferung geben wird" – auch wenn einige Verteidigungspolitiker von FDP und Grünen die Marschflugkörper für die Ukraine fordern.

    Uneinige Ampel steht britischen und französischen Lieferungen gegenüber

    Bei bisherigen Debatten um Waffenlieferungen in die Ukraine rechtfertigte Bundeskanzler Scholz sein Abwarten mehrfach mit einer internationalen Abstimmung bei Lieferungen. Großbritannien und Frankreich haben mit "Storm Shadow" im Mai bzw. "Scalp" im Juni bereits Marschflugkörper an die Ukraine geliefert.
    Mit Material von ZDF, dpa, afp und Reuters.

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