Graf Lambsdorff: Diplomatie bedeutet nicht Kapitulation

    Neuer Botschafter in Russland:Lambsdorff: Diplomatie ist nicht Kapitulation

    |

    Den Ukraine-Krieg mit Diplomatie beenden? Das hält FDP-Politiker Lambsdorff im "Welt"-Interview für kaum möglich. Er wird demnächst als deutscher Botschafter in Moskau anfangen.

    Alexander Graf Lambsdorff
    Schwieriger Posten: FDP-Politiker Lambsdorff wird deutscher Botschafter in Moskau.
    Quelle: dpa

    Der künftige deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sieht momentan nur geringe Chancen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine mit diplomatischen Mitteln zu beenden.
    "Im Moment suchen beide Kriegsparteien, die Ukraine und Russland, ihren Vorteil auf dem Schlachtfeld. Solange das so ist, bleibt die Diplomatie im Hintergrund", sagte Lambsdorff in einem Interview der "Welt am Sonntag". Auch müsse klar sein, was mit "Diplomatie" gemeint sei.

    Manche benutzen das Wort Diplomatie, meinen aber in Wirklichkeit die Kapitulation der Ukraine.

    Alexander Graf Lambsdorff, künftiger deutscher Botschafter in Russland

    Diplomatie müsse aber von einem festen Standpunkt ausgehen. "Wir haben als Bundesrepublik Deutschland, als Teil der Europäischen Union und der Nato die klare Entscheidung getroffen, dass wir einem angegriffenen Land beistehen."
    Diese Position werde er seinen Gesprächspartnern in Moskau "diplomatisch, aber deutlich, vermitteln".
    Russische Friedensnobelpreisträgerin hält Diplomatie für "Illusion":

    Lambsdorff: Es geht nicht nur um die Ukraine

    Zudem gehe es bei seiner neuen Aufgabe "nicht nur um den Krieg in der Ukraine", sagte Lambsdorff weiter. "Russland ist ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und ein außenpolitisch hochaktives Land."

    Moskau versucht, überall Einfluss zu nehmen, in Syrien, in Afrika, etwa in Mali, in Zentralasien, aber auch in der Türkei, einem Nato-Mitglied.

    Darauf müsse Deutschland reagieren.

    Kreml stimmte der Personalie Lambsdorff zu

    Das Auswärtige Amt in Berlin hatte vor anderthalb Wochen bestätigt, dass die russische Regierung ihre Zustimmung für die Personalie Lambsdorff gegeben habe. Sein Dienstantritt sei noch für diesen Sommer vorgesehen. Noch führt die deutsche Botschaft in Moskau auf der entsprechenden Webseite aber den bisherigen Amtsträger Géza Andreas von Geyr auf.
    Mit Lambsdorffs Entsendung nach Moskau setzt Berlin ein Zeichen:
    Seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 gilt der Posten in Moskau als besonders schwierig.

    Schon vor FDP-Karriere für Auswärtiges Amt tätig

    Lambsdorff ist Vize-Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Vor seiner Karriere in der FDP war Lambsdorff ab 1995 bereits im Auswärtigen Dienst und für das Auswärtige Amt tätig.
    Von 2000 bis 2003 arbeitete er in der Presseabteilung der Deutschen Botschaft in der US-Hauptstadt Washington, von 2003 bis 2004 war er im Russlandreferat des Auswärtigen Amts beschäftigt. Lambsdorff gehörte von 2004 bis 2017 dem Europäischen Parlament an, zuletzt als Vizepräsident.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Update
    Quelle: dpa

    Aktuelle Nachrichten zur Ukraine