Güler zur Türkei-Wahl: Erdogan schafft, ein Vakuum zu füllen
Interview
CDU-Politikerin Serap Güler:"Erdogan schafft es, ein Vakuum zu füllen"
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Grund für Erdogans Wahlsieg sei, dass er "ein Vakuum füllt", sagt CDU-Politikerin Serap Güler im ZDF. Viele hätten durch ihn das Gefühl, die Türkei "sei wieder wer".
Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan hat die Präsidenten-Stichwahl in der Türkei mit gut 52 Prozent der Stimmen gewonnen, rund 48 Prozent gingen an Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu. Die CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Staatssekretärin für Integration in NRW, Serap Güler, erklärt im ZDF heute journal, warum sie das Ergebnis wenig überrascht.
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Serap Güler über ...
... den Ausgang der Stichwahl in der Türkei:
Dennoch sei das Ergebnis keine große Überraschung gewesen. "Überraschend ist vielleicht doch, dass es am Ende auch wieder nur 52 Prozent für Erdogan sind. Weil er hat sich ja tatsächlich mehr erhofft und auch die AKP."
... die Beziehung von Erdogans AKP und CDU:
Die CDU stand lange an der konservativen Seite der AKP, bis Erdogans Partei immer autoritärer wurde. "Spätestens ab 2012" habe Erdogan "einen Kursschwenk gemacht". Von da an sei "keine Rede mehr von einer parteipolitischen Zusammenarbeit mit der CDU" gewesen.
... die Frage, wer in Deutschland Erdogan wählt:
Es seien nicht einfach die Menschen, die nicht gut integriert sind, so Güler. So einfach sei das nicht. Das sei ein "sehr hartes Pauschalurteil". "Es sind auch viele Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland beispielsweise, die sich für Erdogan entschieden haben."
Dass Deutschland die Integrationspolitik für diese Menschen verschlafen hat, sei sicherlich ein Grund.
Erdogan gebe diesen Menschen ein Gefühl der Anerkennung, "aber eben auch das Gefühl, er ist der starke Mann für die Türkei, und dank ihm ist die Türkei wieder wer".
... Wähler-Mobilisierung in Deutschland:
Dazu gebe es verschiedene Theorien, sagt Güler.
Aber auch das Gefühl, dass die Türkei es zu einer bestimmten Stärke dank Erdogan gebracht hat, zähle bei ganz vielen Menschen.
Gerade im Ruhrgebiet dürfe man nicht vergessen, dass es dort viele Familien gebe, deren Eltern, Großeltern aus Anatolien als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen sind. "Und wenn man sich die türkische Wahlkarte anschaut, dann hat Erdogan ja hier auch bei der ersten Wahl in diesen Gebieten hoch abgeschnitten."
Nationalistische Werte spielten eine größere Rolle als Menschenrechte oder Pressefreiheit, sagt Güler. "Das muss man leider sagen". Viele Menschen hätten gesagt: "Ja, die wirtschaftliche Lage ist nicht gut, aber die Sicherheit dieses Landes ist mir wichtiger."
Lesen Sie hier im Liveblog aktuelle Entwicklungen zur Stichwahl in der Türkei:
Seit 20 Jahren an der Macht: Amtsinhaber Erdogan hat die Stichwahl in der Türkei gewonnen und bleibt weiter Staatspräsident. Alles rund um die Wahl im Liveticker.