Nach Anschlag: Türkei fliegt Angriffe in Irak und Syrien

    Nach Anschlag bei Ankara:Türkei meldet Angriffe in Irak und Syrien

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    Die türkische Regierung sieht die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hinter dem tödlichen Anschlag auf eine Rüstungsfirma. Wenige Stunden später reagiert sie mit Luftangriffen.

    Polizeibeamte sind vor dem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt am Stadtrand der türkischen Hauptstadt im Einsatz.
    Die türkische Regierung sieht die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hinter dem tödlichen Anschlag auf eine Rüstungsfirma. Wenige Stunden später reagiert sie mit Luftangriffen.24.10.2024 | 2:13 min
    Nach dem Anschlag in der Nähe von Ankara mit mindestens fünf Toten hat die Türkei Ziele in Nordsyrien und im Nordirak aus der Luft angegriffen. Kurz nach Mitternacht (Ortszeit) verkündete das türkische Verteidigungsministerium Luftangriffe "gemäß unseren Selbstverteidigungsrechten".
    Dabei seien "insgesamt 32 Ziele der Terroristen erfolgreich zerstört" worden. Der Einsatz werde fortgesetzt, fuhr das Ministerium fort. Die beiden mutmaßlichen Angreifer seien getötet worden, sagte Innenminister Ali Yerlikaya.
    Schaltgespräch
    Auf dem Gelände eines staatlichen Luft- und Raumfahrtunternehmens in der Türkei hat es mehrere Tote und Verletzte gegeben. 23.10.2024 | 0:57 min

    Türkei macht PKK verantwortlich

    Die türkische Regierung hatte wenige Stunden zuvor den Anschlag auf eines der bedeutendsten türkischen Rüstungsunternehmen mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Verbindung gebracht. Mindestens fünf Menschen waren bei dem Anschlag getötet und 22 verletzt worden. Am Donnerstag teilte dann der türkische Innenminister Ali Yerlikaya mit, einer der getöteten mutmaßlichen Attentäter sei als Mitglied der PKK identifiziert worden
    Post des türkischen Innenministers Yerlikaya
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    Erdogan: "Feiger Anschlag"

    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem "feigen Anschlag" auf ein Zugpferd der türkischen Verteidigungsindustrie. "Keine Struktur, keine terroristische Organisation (...), die auf unsere Sicherheit abzielen, wird ihre Ziele erreichen", schrieb er im Online-Dienst X. "Unser Kampf gegen jegliche terroristische Bedrohung wird entschieden fortgesetzt", fügte Erdogan hinzu.
    In Bezug auf die PKK sagte Verteidigungsminister Yasar Güler, "wie sie es immer tun, haben sie versucht, den Frieden unserer Nation durch einen schändlichen und entehrenden Angriff zu stören". "Wir werden diesen Schurken der PKK immer die Strafe zukommen lassen, die sie verdienen", fügte er hinzu.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte auf X:

    Wir verurteilen Terrorismus in jeder Form aufs Schärfste und stehen an der Seite unseres Partners Türkei.

    Olaf Scholz

    Zuvor hatte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes erklärt: "Der entsetzliche Terroranschlag in Ankara macht tief betroffen." Die deutsche Botschaft in Ankara und das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts beobachteten "die sich derzeit noch weiter entwickelnde Lage sehr genau", fügte sie hinzu.
     Bundeskanzler Olaf Scholz (l) und Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, geben sich nach einer Pressekonferenz die Hand.
    Kanzler Scholz war vor wenigen Tagen zu einem Treffen mit Präsident Erdogan in die Türkei gereist. 19.10.2024 | 3:00 min

    Unternehmen produziert Kampfjets und Drohnen

    Die PKK kämpft seit den 80er Jahren gegen den türkischen Staat. Sie wird von Ankara, der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft. Das angegriffene Unternehmen, die Türkische Luft- und Raumfahrtindustrie (Tusas), ist eine Tochtergesellschaft der staatlichen Agentur für Verteidigungsindustrie.
    Die Firma ist unter anderem ein bedeutender Produzent von Kampfflugzeugen und Drohnen. Laut dem Analysten Murat Yetkin werden Drohnen von Tusas sowohl im Kampf gegen die PKK als auch gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von der Türkei eingesetzt.
    Frau sitzt an ihrem mit Akten überhäuften Schreibtisch
    Die Anwältin Eren Keskin kämpft seit Jahrzehnten für Menschenrechte in der Türkei. Jutta Louise Oechler hat sie interviewt.05.10.2023 | 10:45 min

    Anschläge von mehreren Gruppen in der Vergangenheit

    Der jetzige Anschlag ereignete sich kurz nachdem die Ultranationalisten der Partei MHP überraschend eine mögliche Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan thematisiert hatten. Die MHP ist Erdogans Regierungspartner. Ihr Chef Devlet Bahceli hatte dies jedoch an eine Entwaffnung der Terrororganisation geknüpft.
    Beobachter werten dies als ein Zeichen dafür, dass es möglicherweise zu einem neuen Friedensprozess zwischen Regierung und PKK kommen könnte. Der letzte Versuch war 2015 gescheitert. In der Türkei haben in der Vergangenheit sowohl der IS, die linksextremistische Revolutionäre Volksbefreiungsfront DHKP-C als auch die PKK schwere Anschläge verübt, auch in Ankara.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AP, AFP

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