Ukraine-Offensive: Wo Russlands Verteidigungslinie bröckelt
"Surowikin-Linie" überwunden:Wo die russische Verteidigungslinie bröckelt
von Christian Mölling und András Rácz
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Ukrainische Streitkräfte haben bei ihrer Gegenoffensive die russische "Surowikin"-Verteidigungslinie durchbrochen. Russland verfügt nicht über ausreichend einsatzfähige Reserven.
Die ukrainischen Truppen stoßen bei ihrer Gegenoffensive auf russische Verteidigungslinien mit Schützengräben und "Drachenzähnen".
Quelle: AP
Wie am 30. August bekannt wurde, kämpfen die ukrainischen Streitkräfte bereits am nördlichen Rand des Dorfes Verbove in der Region Saporischschja. Parallel rückt die Ukraine auch auf Nowoprokopiwka vor und erweitert den Vorposten auch nach Süden.
Es ist den ukrainischen Truppen also bereits gelungen, die ersten Elemente der wichtigsten russischen Befestigungsanlagen, der "Surowikin-Linie", zu durchbrechen. Ihre Anwesenheit dort wird auch von russischen Militärbloggern bestätigt.
Der Name bezieht sich auf General Sergej Surowikin, der im Herbst 2022 für die russischen Operationen in der Ukraine verantwortlich war und unter dessen Kommando der Bau dieser Befestigungen begann.
Russische Verteidigungslinie schwächer als erwartet
Den verfügbaren Bildern zufolge konnten die oft als "Drachenzähne" bezeichneten Panzersperren, Schützengräben und Bunker den ukrainischen Vormarsch nicht wirklich aufhalten, sobald die ukrainischen Truppen sie erreicht hatten. Es ist nicht klar, ob das an mangelnden Kräften der russischen Verteidigung oder dem schlagkräftigen ukrainischen Angriff lag - wahrscheinlich spielte beides eine Rolle.
Beispiel für einen Frontverlauf
Wie kann man sich einen Frontverlauf im Ukraine-Krieg vorstellen? Die russische Armee schützt sich mit einer kilometerweiten Anlage, um gegen die Ukraine vorzurücken.
Quelle: ZDF
Allerdings beschränkt sich dieser Durchbruch bisher, so legen es Quellen nahe, nur auf einen relativ kleinen Abschnitt der Frontlinie. Bevor die ukrainischen Streitkräfte weiter nach Süden vordringen können, müssen sie erhebliche russische Befestigungen beseitigen, um ihre Lage zu stabilisieren. Wenn das geschehen ist, gibt es noch eine weitere Befestigungslinie weiter südlich.
Die Autoren der Militäranalyse:
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Russische Reserven und Nachschub am Anschlag
Fest steht aber auch: Russland hat eindeutig zu wenig einsatzfähige Reserven. Lokale russische Einheiten sowie Militärblogger klagen seit Wochen über Personalmangel, schwachen Artillerie-Nachschub und die ungewöhnliche, überwältigende Stärke der ukrainischen Artillerie.
Wie ernst die Lage der russischen Armee ist, zeigt sich auch dadurch, dass Moskau vor Kurzem Teile der 76. Elite-Luftangriffsdivision an die Frontlinie von Saporischschja verlegt hat, um dort die Verteidigung zu verstärken. Diese Elitesoldaten waren zuvor in der Gegend von Kupjansk im Einsatz und dienten dort als Angriffsinfanterieeinheiten.
ZDF-Reporterin: "Kupjansk wirkt wie ausgestorben"
Ihre kürzliche Verlegung nach Saporischschja und die damit verbundene Schwächung der Kupjansker Offensive deutet darauf hin, dass Moskau bald keine anderen einsatzfähigen Reserven mehr zur Verfügung stehen, die einen bedeutenden Kampfwert haben.
Das Bildmaterial von der Frontlinie erscheint immer mit einer gewissen Verzögerung von mindestens einem halben Tag, häufiger jedoch mit ein bis zwei Tagen. Daher unterscheidet sich die tatsächliche Situation an der Frontlinie mit ziemlicher Sicherheit von der in den veröffentlichten Videos.
Alles in allem ist der jetzige Durchbruch zwar noch nicht entscheidend, aber sicherlich eine wichtige Entwicklung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ereignisse an diesem Abschnitt der Frontlinie in naher Zukunft noch dynamischer werden.
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