Experte zur Gegenoffensive:Selenskyj-Ziel "nicht erreichbar"

    Interview

    Experte zur Gegenoffensive:Ziel von Selenskyj "nicht mehr erreichbar"

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    Die Gegenoffensive der Ukraine läuft seit Wochen. Wie stehen ihre Chancen? Oberst a.D. Wolfgang Richter ordnet bei ZDFheute live die militärische Lage ein.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer Karte seines Landes
    Sehen Sie hier die Sendung ZDFheute live in voller Länge.04.07.2023 | 39:56 min
    Die Ukraine wehrt seit über 16 Monaten die russische Invasion ab. Vor knapp einem Monat begann die ukrainische Armee im Süden des Landes mit einer Gegenoffensive, die bisher bei der Rückeroberung besetzter Gebiete hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt.
    Militärexperte Oberst a.D. Wolfgang Richter bewertet bei ZDFheute die aktuelle Lage und die Chancen der Ukraine, ihre selbstgesteckten Ziele im russischen Angriffskrieg zu erreichen.
    Karte: Ukraine - Kiew, Cherson, Saporischschja, Krim
    Karte: Seit Monaten gibt es kaum Bewegung an der ukrainisch-russischen Front.
    Quelle: ZDF

    Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge:
    Das sagt Wolfgang Richter ...

    ... zur aktuellen Lage der Offensive:

    "Die Russen haben sich sehr stark verbarrikadiert mit Minenfeldern, mit sehr starken Artilleriewaffen, Panzern und Panzerabwehrkräften. Sie haben die Fehler nicht mehr wiederholt, die sie in den ersten Kriegsmonaten gemacht haben. Sie organisieren besser. Sie können Artilleriefeuer und Aufklärung und die Bewegung der Truppe besser organisieren. Die Verteidigung tut sich ja generell etwas leichter als eine Angriffsoperation.

    Die Schwierigkeiten liegen jetzt auf der ukrainischen Seite. Sie müssen in der Tat sehen, wo die Weichen zu stellen sind.

    Wolfgang Richter, Militärexperte

    [...] Die Ukrainer haben bislang ein Drittel ihrer strategischen Reserve, also mit westlichen Waffen, eingesetzt. Sie halten sich die anderen zurück, wahrscheinlich weil sie darauf hoffen, dann doch nochmal einen schwereren Schlag zu führen, der zu einem Durchbruch führt. [...] Eine strategische Änderung dieses Krieges sehe ich nicht."

    ... zur Moral der ukrainischen Soldaten:

    "Die Gefahr besteht schon, dass man in einen langen Abnutzungskrieg hineingeht, bei dem sich strategisch nicht viel ändert, aber am Ende die Verlustzahlen immer weiter in die Höhe gehen und man sich die Frage stellt, wo und wann soll das eigentlich enden? Und unter welchen Bedingungen?"

    ... zu den Erfolgsaussichten der Ukraine:

    "Das Ziel die territoriale Integrität herzustellen im Gesamten, ein Ziel, das ja auch Präsident Selenskyj ausgegeben hat, ist offen gesagt nicht mehr erreichbar. Außer, es würde das eintreten, was in der Geschichte immer wieder vorkam, also eine Entwicklung, die unabsehbar und unvorhersagbar ist, weil sich plötzlich etwas ganz anderes ereignet hat, [...] zum Beispiel eine innenpolitische Destabilisierung."
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    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Update
    Quelle: ZDF, dpa
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