Ukrainischer Durchbruch: "Gefährlicher Moment" für Russland

    Interview

    Ukrainischer Frontdurchbruch:Experte: "Gefährlicher Moment für die Russen"

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    Die Ukraine konnte zuletzt einen Durchbruch entlang der russischen Verteidigungslinie erzielen. Warum damit der Wendepunkt im Krieg eintreten könnte, erklärt Militärexperte Keupp.

    Der Ukraine ist im Krieg gegen die russischen Invasoren zuletzt ein Durchbruch entlang der Südfront gelungen. Zudem setzt Kiew verstärkt auf den Einsatz von Drohnen für Angriffe auf das russische Hinterland. Bei ZDFheute live erklärt Militärexperte Marcus Keupp, wie die ukrainische Gegenoffensive derzeit läuft und warum Russlands Verteidigungslinie bröckelt.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Marcus Keupp ...

    ... zum aktuellen Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive

    Die Ukraine habe einen bedeutenden Durchbruch durch die "erste Verteidigungslinie" der russischen Armee an der Südfront erreicht, erklärt Keupp. Das strategische Ziel der ukrainischen Streitkräfte sei es, die "Südfront zu spalten" und so viel Druck auf Russlands Truppen auszuüben, dass diese nicht mehr ihre Logistik koordinieren könnten.
    Es gehe dabei nicht um einen "hollywoodreifen Durchbruch", wie oftmals kolportiert worden sei. "Diese Operationsführung erinnert eher an klassische Schlachten des Zweiten Weltkriegs", sagt Keupp. Kiew wolle an einem bestimmten Punkt eine Lücke in die russische Verteidigung reißen, "die muss so fünf bis zehn Kilometer breit sein - und durch diese Lücke schieben sie dann das schwere Material, also ihre Reserven".

    Die Ukraine ist jetzt gerade dabei, diese Lücke aufzumachen. Das ist also ein sehr gefährlicher Moment für die Russen.

    Marcus Keupp, Militärexperte

    Karte: Robotyne - 12.08.2023
    Quelle: ZDF

    ... zu den Zielen der Ukraine an der Südfront

    Von zentraler Bedeutung sei dabei der Ort Tokmak, den die ukrainische Armee ausgehend von Robotyne erreichen wolle. Von dort aus könne die Ukraine "die russische Logistik sehr effizient unterbinden", da in diesem Gebiet "mehrere wichtige Landstraßen" und südlich des Ortes unter anderem eine wichtige Eisenbahnlinie verliefen.

    Tokmak ist quasi so eine Art Wachposten, der den ganzen rückwärtigen Raum beherrscht, bis hin zur Schwarzmeerküste.

    Marcus Keupp, Militärexperte

    Mit jedem Tag, an dem der Krieg andauere, werde es für Russland logistisch schwieriger. Man müsse sich zudem vergegenwärtigen, wie "dünn" Russlands Armee "auf diesem riesigen Gelände" besetzt sei und wie wenig russische Truppen dort stünden.
    Titelbild zur Bilderserie, wie die russische Front aufgestellt ist.
    Die Infografik zeigt den ersten Teil der Verteidigungsanlage der russichen Armee. Auf den ersten Kilometern befinden sich Beobachtungsposten, dahinter liegen Minenfelder, um das Vorrücken der ukrainischen Armee zu verlangsamen. Zusätzlich bilden Drachenzähen ein Hindernis.
    Die Infografik zeigt den Verlauf der russischen Front. Die Hauptverteidigungslinie ist noch massiver ausgebaut, vor allem mit breiteren und tieferen Panzergräben.

    Beispiel für einen Frontverlauf

    Wie kann man sich einen Frontverlauf im Ukraine-Krieg vorstellen? Die russische Armee schützt sich mit einer kilometerweiten Anlage, um gegen die Ukraine vorzurücken.

    Quelle: ZDF


    ... dazu, in welcher Phase sich der Krieg momentan befindet

    "Wir sind jetzt in der Phase, wo es darum geht, ist der Krieg für die Russen strategisch verloren oder nicht", sagt der Militärökonom. Er sei für Russland taktisch verloren, wenn die Ukraine in die Position gelange, die Schwarzmeerküste zu erreichen und die Krim zu beschießen.
    Der Militärökonom geht davon aus, dass man momentan das "Maximum der Kraftentfaltung" der ukrainischen Gegenoffensive sehe. Die Geschwindigkeit der aktuellen ukrainischen Erfolge könne Kiew zuversichtlich machen. Wenn Russland eine funktionierende Verteidigung hätte, dann würde sich eine solche "Tasche" wie bei Robotyne "nicht öffnen", sagt Keupp.
    Nun könnte der "Wendepunkt der ganzen Operation einsetzen". Sollten die Kräfte der Ukraine tatsächlich stärker sein als das, was Russland noch zu bieten habe, "dann ist das für die Russen nur noch ein Rückzugsgefecht".

    Ich denke schon, dass jetzt in den nächsten Wochen die strategische Entscheidung in diesem Krieg, also zumindest was die Südfront angeht und was die Beschussmöglichkeit auf die Krim angeht, fallen wird.

    Marcus Keupp, Militärexperte

    ... über die ukrainische Taktik der verstärkten Drohnenangriffe

    Mit Blick auf die vermehrten Drohnenangriffe der Ukraine erklärt Marcus Keupp, dass Russland nun so langsam erfahre, "was passiert, wenn ein Land mit Drohnen angegriffen wird".

    Bisher mussten das nur die Ukrainer erdulden und nun bekommen die Russen sozusagen ihre eigene Medizin, ihre bittere Medizin zu spüren.

    Marcus Keupp, Militärexperte

    Neben Langstrecken-Drohnen, die Kiew einsetze und welche die russische Flugabwehr "relativ leicht erkennen und abfangen kann", nutze die Ukraine auch "Low-Cost-Drohnen", die auf dem klassischen Radar "so gut wie unsichtbar" seien.

    Diese Art von Billig-Drohne könnte ein Gamechanger werden.

    Marcus Keupp, Militärexperte

    Das liege daran, dass man die Produktion dieser Drohnen "extrem dezentralisieren" könne, wodurch deren Produktionsstätten für Russland nicht mehr auszuschalten seien.
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    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Update
    Quelle: ZDF
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