Europäische Union: Geschichte der EU und ihrer Mitglieder
FAQ
Geschichte, Mitglieder, Euro:Wie die Europäische Union gewachsen ist
von Benno Krieger
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Die EU und ihre Vorläufer blicken auf über 70 Jahre Geschichte zurück. Wer ist wann beigetreten, welche Länder gehören zum Schengen-Raum und warum zahlen nicht alle mit dem Euro?
European Union flags flutter outside the European Commission headquarters, where Brexit talks are taking place, in Brussels, Belgium, December 24, 2020. REUTERS/Yves Herman
Quelle: Reuters
Wann wurde die EU gegründet?
1951 unterzeichneten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande einen Vertrag zur gemeinsamen Kontrolle von Kohle und Stahl. 1952 wurde dann zwischen diesen sechs Ländern die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) gegründet.
EKGS, EWG und Euratom: Die Anfänge der EU
Die sechs Gründungsländer dehnten ihre Wirtschaftskooperationen aus und gründeten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) sowie die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom). Beide nahmen 1958 ihre Arbeit auf.
In den 1960er Jahren definierten die Gründungsländer eine erste gemeinsame Agrarpolitik und schlossen erste Handelsabkommen mit Ländern außerhalb der EWG. 1967 fusionierten sich EGKS, EWG und Euratom zur Europäischen Gemeinschaft (EG), die von dort über eine einzige Verwaltung (heutige EU-Kommission) und eine einzige Exekutive (den Rat) verfügte.
1973 wurde die EG das erste Mal erweitert. Dänemark, Irland und Großbritannien traten der Gemeinschaft bei. Sechs Jahre später wählten europäische Bürgerinnen und Bürger erstmals direkt die Mitglieder des EU-Parlaments.
Die EG wuchs weiter. 1981 trat Griechenland, fünf Jahre später Portugal und Spanien bei. In den 1980er Jahren wurde ein erstes Forschungs- und Innovationsprogramm gegründet und das Erasmus-Programm zur Mobilität von Studierenden ins Leben gerufen.
Zwischen dem 6. und dem 9. Juni 2024 finden die Wahlen zum neuen EU-Parlament statt. 720 Abgeordnete werden die Interessen der europäischen Bürger vertreten.17.04.2024 | 0:49 min
Seit wann besteht die Europäische Union (EU)?
1992 wurde im niederländischen Maastricht der Vertrag über die Europäische Union unterzeichnet. Dieser legte künftige Vorschriften für die gemeinsame Währung Euro und für die Außen- und Sicherheitspolitik sowie eine engere Zusammenarbeit in der Justiz fest. 1993 trat der Vertrag in Kraft und die Europäische Union wurde unter dem Namen, den wir bis heute nutzen, gegründet. Zwei Jahre später traten Österreich, Finnland und Schweden der EU bei.
Es ist die letzte Plenarwoche des Europaparlaments vor der Europawahl 2024. Fünf Jahre, 1.408 Abstimmungen zu Gesetzesvorhaben und viele Krisen liegen hinter den Abgeordneten.
von Isabelle Schaefers
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Welche Länder sind Mitglied im Schengen-Raum?
1995 begann durch das Schengener Abkommen der grenzfreie Reiseverkehr in zunächst sieben EU-Ländern. Seit dem Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien Ende März sind mittlerweile außer Irland und Zypern alle EU-Länder Mitglieder des Schengen-Raums mit uneingeschränktem Personenverkehr in Europa.
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Zypern erfüllt bisher nicht die Voraussetzungen für einen Beitritt und Irland hat auf eine Mitgliedschaft im Schengen-Raum verzichtet. Auch die Nicht-EU-Länder Norwegen, Schweiz, Lichtenstein und Island gehören dem Schengen-Raum an.
Was waren EU-Meilensteine im 21. Jahrhundert?
2002 wurde der Euro als gesetzliches Zahlungsmittel in zunächst 12 EU-Ländern eingeführt. 2004 sind mit Zypern, Malta, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn erstmals zehn weitere Länder der EU beigetreten. 2007 folgte die Aufnahme von Bulgarien und Rumänien.
Europa war für Ungarn, Slowenen, Tschechen und Slowaken das Versprechen von Freiheit, Wohlstand und Sicherheit. Was ist daraus geworden, was hat sich in 20 Jahren EU verändert?25.04.2024 | 44:15 min
2013 trat Kroatien als 28. EU-Mitglied bei und drei Jahre später stimmte Großbritannien in einem Referendum für den Brexit, wodurch die EU heute wieder über 27 Mitglieder verfügt.
Wer zahlt mit dem Euro?
Bis heute zahlen nur 20 der 27 Mitgliedsländer mit dem Euro. Um den Euro als offizielles Zahlungsmittel nutzen zu können, müssen die Mitgliedstaaten bestimmte Kriterien erfüllen. Demnach darf der Kurs der heimischen Währung eines Landes nicht zu stark schwanken, die Inflation sollte sich in Grenzen halten und das Land muss mindestens zwei Jahre Mitglied im 1999 eingerichteten Wechselkursmechanismus II (WKM II) der EU sein.
Derzeit ist der Euro in Bulgarien, Dänemark, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Schweden nicht die offizielle Währung - aus verschiedenen Gründen. Dänemark hat nach seinem EU-Beitritt beschlossen, die Dänische Krone als Währung beizubehalten. In Schweden stimmten die Bürgerinnen und Bürger 2003 in einem Volksentscheid gegen die Einführung des Euro.
Bulgarien ist zwar Mitglied des WKM II, doch mehrere Neuwahlen und eine hohe Inflation erschweren einen baldigen Euro-Beitritt. Während Rumänien und Ungarn ebenfalls mit hohen Inflationsraten kämpfen, wollen die Bürgerinnen und Bürger in Polen und Tschechien nationalen Umfragen zufolge bisher lieber ihre Währungen behalten.
Estland, Lettland, Litauen und Polen grenzen an Russland. Europa war für sie das Versprechen von Freiheit, Wohlstand und Sicherheit. Nach 20 Jahren in der EU ist die Angst zurück.02.05.2024 | 44:30 min
Warum haben Montenegro und Kosovo den Euro?
Montenegro und Kosovo zahlen offiziell mit dem Euro, obwohl sie keine EU-Mitglieder sind. Aufgrund einer hohen Inflation führten sie 1999 in der Hoffnung nach einer stabilen Währung die Deutsche Mark ein. 2002 wechselten beide Staaten, wie auch 20 andere EU-Staaten, zum Euro.
Neue Mitglieder für die EU
Wenn ein europäisches Land der EU beitreten möchte, muss das Land viele Bedingungen erfüllen, die unter den "Kopenhagener Kriterien" zusammengefasst werden. Dazu gehören unter anderem eine demokratische, rechtsstaatliche Ordnung, eine funktionsfähige Marktwirtschaft sowie EU-Recht und EU-Normen wirksam umzusetzen.
Das Beitrittsverfahren selbst umfasst die Bewerbung, die Beitrittsverhandlungen und die Ratifizierung, denn damit ein neues Land in die EU aufgenommen werden kann, müssen alle Mitgliedsstaaten zustimmen.
Das Europäische Parlament nennt zehn Staaten, die in ihrem Prozess der EU-Mitgliedschaft unterschiedlich weit sind.
Am Anfang steht der Kosovo als möglicher Bewerber und potenzielles Kandidatenland. Bosnien-Herzegowina, Georgien, die Ukraine sowie Moldau sind von der EU als offizielle Beitrittskandidaten anerkannt, da ihr Antrag positiv bewertet wurde.
Die Verhandlungen können sehr lange dauern, Montenegro verhandelt schon seit 2012 mit der EU um seine Mitgliedschaft. Eine Sonderrolle nimmt die Türkei ein, ihre Verhandlungen über einen EU-Beitritt sind seit 2018 eingefroren.